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Schubert) Franz ^
blieben vor wie nach seine einzige Zustucht
und Hilfsquelle. Zeitweise fühlte er sich
auch völlig muth- und hoffnungslos, voll
düstern Ausblicks in die Zukunft. Als
ihm Bauernfeld, dessen Ausfichten
im Staatsdienste damals eben sich
gün«
stiger gestalteten, von seinen Hoffnungen
erzählte, erwiederte ihm Schubert in
sich gekehrt: „Mit Dir geht'S vorwärts.
Ich seh' Dich schon als Hofrath und als
berühmten Lustspieldichter! Aber ich!
WaS wird mit mir armen Musikanten?
Ich werde wohl im Alter wie Goethe's
Harfner an die Thüren schleichen und um
Brot betteln müssen." — Bauernfeld
suchte den verdüsterten Freund zu trösten.
„Wer Dein Talent hat", rief er ihm zu,
„so da
steht wie Du, dem ist die Haupt»
fache zu Theil geworden. Alle Neben«
dinge finden sich! Was aus uns wird,
weiß ich nicht, aber Du bist, was Du
bist, und wenn der Freund Moriz
(Schwind) Dir einst nach und nach uahe
kommt, so wird'S mich freuen. Sie haben
Dir unlängst wieder eine Kapellmeister»
stelle abgeschlagen, Dir einen Dilettanten
vorgezogen, ich weiß. Aber was weiter?
Beim Lichte besehen, taugst Du gar nicht
und bist viel zu gut für eine solche Dienst-
barkeit und musikalische Robot! Willst
Du meinen Rath? Dein Name klingt in
Aller Munde und jedes Deiner Lieder ist
ein Ereigniß; Du hast die prachtigsten
Streichquartetten und Trio's componirt
— der Symphonien nicht zu gedenken!
Deine Freunde find davon entzückt, aber
kein Kunsthändler will sie vorderhand
kaufen und das Publicum hat noch keine
Ahnung von der Schönheit und Grazie,
die in diesen Werken schlummern. So
nimm' Dir einen Anlauf, bezwinge Deine
Trägheit, gib im nächsten Winter ein
Concert, nur von deinen Sachen
natürlich. Vogl wird Dir mit Vergnü« 2 Schubert) Franz
gen beistehen, Bocklet, Böhm und
Linke werden fich'S zur Ehre schätzen,
einem Maestro wie Du mit ihrer Virtuo-
sität zu dienen. Das Publicum wird sich
um die Eintrittskarten reißen, und wenn
Du nicht mit einem Schlage ein Crösus
wirst, so genügt doch ein einziger Abend,
um dich für's ganze Jahr zu decken. So
ein Abend laßt sich alle Jahre wieder«
holen, und wenn die Neuigkeiten Furore
machen, wie ich gar nicht zweifle, so
kannst Du Deine Diabelli 's, Arta«
ria's und Haslinger's mit ihrem schä-
bigen Honorar bis in'S Unermeßliche
hinauftreiben! Ein Concert also. Folge
meinem Rathe! Ein Concert." — „Du
magst Recht haben", versetzte Schubert
nachdenklich, „wenn ich die Kerls nur
nicht bitten müßte". Er bat sie aber und
das Concert kam am 26. März 1828,
Abends um T' Uhr, im Locale des öster»
reichischen MufikvereinS zu Stande.
Böhm, Holz, Weiß. Linke hatten
in einem Streichquartette und Trio mit«
gewirkt und Vogl die Lieder gesungen,
es waren zwei Lieder von Leitner, je
eines von Seidl, Rellstab und La«
dislauS Pyrker; Iosephine Fröhlich
mit ihren Schülerinen hatte „Das Stand«
chen" von Grillparzer vorgetragen
und ein Doppelchor von Mannerstimmen
Klovstock'S „Schlachtgesang" gesun-
gen. Der Erfolg war glänzend, das
Concert hatte einen Reinertrag von acht-
hundert Gulden — was damals für eine
Summe galt — abgeworfen. Schubert
hatte sein Publicum gefunden und war
mit dem frischesten Muthe beseelt. Aber
der Erfolg war nicht nachhaltig. Sine
Reise nach Gratz, die er im Frühjahre
oder Herbst antreten wollte, mußte er
ob Mangel an Geld aufgeben. Verge«
benS hatte er
sich
mit seinen Compositio«
nen, um ihnen weitere Verbreitung zu
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schrötter-Schwicker, Volume 32
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schrötter-Schwicker
- Volume
- 32
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1876
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 406
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon