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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schrötter-Schwicker, Volume 32
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Page - 45 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schrötter-Schwicker, Volume 32

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Schubert) Franz Schubers Franz Schöpfungen Schubert'S beschäftigt, und kaum sind Mozart und Haydn — Beethoven vielleicht ausgenommen — so scharfsinnig und eingehend charakterifirt worden, wie Schubert, der in August Reißmann. Ambros, Schumann und Hanslick Kritiker gefunden, die seine Bedeutung in der Tonwelt in geist- vollster Weise erklart haben. Im Folgen» genden kann nur im Allgemeinen der Ausspruch der Kunstkritik über den Mei» ster. so weit derselbe zum Verständniß seineS WesenS und seiner eigenthümlichen Stellung im weiten Bereiche der Ton« kunst nöthig ist, gegeben werden. Schu- bert war ganz besonders befähigt, in der Vocalmusik und vorzüglich im Liede, Außergewöhnliches zu leisten. Bahn zu brechen und dem Liede eine neue Stelle anzuweisen. Zu einem solchen Schlüsse berechtigen sogar seine Instrumental- Kompositionen, die sich ganz besonders durch Originalität und Mclodienreich» thum auszeichnen, weniger durch einen planmäßigen, architektonischen Bau. Diese Eigenthümlichkeit Schubert's, mehr zu erfinden, als zu thematisiren, Gedanken an Gedanken zu reihen, macht ihn zum Liebling der Spiritualisten in der Musik, zum Liebling Derer, denen es vor allen Dingen um einen faßlichen Inhalt zu thun ist. Darin begründet sich aber auch unsere eben ausgesprochene Behauptung, daß Schubert vorzugsweise zur Vocal« Composition befähigt war. Hier be« stimmte ihn das Wort. immer nur Ge- danken ohne Vermittlung zu entfalten; er konnte in dieser Gattung der Compo» sition seinem Naturell mehr folgen, als in einer andern. Am meisten aber be« währt sich dasselbe in der Lieder'Compo» sition. Der Geist der Kunst, wie er über- Haupt in diesem Jahrhunderte hervor» getreten, hat sich auch in den Liedern Schubert's abgespiegelt. Das Streben, die Liedform zu erweitern, in dem Liede mehr zu geben, als es das Gedicht er. heischt, wurzelt wesentlich in dem Zeit- geiste. In dem ausgeführten Liede sucht der Componist den Inhalt des Gedichtes durch musikalischen Ausdruck zu erhöhen, oft sogar zu überspannen. Einerseits ge- sckieht dieß, indem er subjectiven Gedan- ken die Zügel schießen läßt und für eine einfache und im Gedichte nur einmal gegebene Empfindung eine Fülle von musikalischen Wendungen auffindet, an« dererseits, indem er das Gedicht musika» lisch portratirt, d.h. jeder Strophe, jedem Worte einen Ausdruck verleiht. Dadurch hat das Lied eine ganz schiefe Stellung genommen. Daher diese Fluth von über« reizten und langweiligen Lied'Compo« sitionen. Es sind dieß einseitige Aus» drucksweisen. hervorgegangen aus er« künftelter Auffassung des Gedichtes und aus einer Verwechslung deS wahren Verhältnisses der Musik zur Poesie. Wenn die Zeit es überhaupt vermochte, sich aus solcher Einseitigkeit zu erheben, die ertre« men Richtungen zu vermitteln, so konnte es nur geschehen in einer Weise, wie wir sie bei Franz Schubert antreffen. Er steigert das Gefühl zur Situation, er macht aus dem Gefühle eine Handlung, er entwirft in uns mit dem empfindenden Menschen zugleich ein Bild. So ist er gezwungen, an der Realität die Melodie festzuhalten und eine Erweiterung der Liedform nur in so weit sich zu erlauben, als der Dichter sie unabweislich verlangt. I n der Ballade z. B. wird es sehr oft der Fall sein müssen, weil in ihr das momentane Gefühl fast immer in einem' bestimmten Kreise von Situationen agirt. Es kann aber auch die Liedform in ihrer Strenge festgehalten werden, wenn das einzelne Gedicht selber nur ein Moment
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Schrötter-Schwicker, Volume 32
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Schrötter-Schwicker
Volume
32
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1876
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
406
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
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