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11? Schuch
berichten, war ein vortrefflicher Harlekin
und seine Frau, eine geborne Rademin,
eine ebenso gute Colombine. Sie war
vorher bei N ico l in i , der in Braun«
schweig in ziemlich dictatorischer Weise
den Thyrsusstab schwang, engagirt gewe»
sen, wo sie wöchentlich 14 Thaler, eine
für die damaligen Zeiten sehr hohe Gage,
erhielt. Wie nun unsere Chronik ziemlich
geschwätzig und rücksichtslos berichtet,
blieb Colombine ihrem Hanswurst nickt
treu und lebte nur selten, und auch dann
immer nur auf kurze Zeit. mit ihm. Aber
auch Schuch wußte sich für die Untreue
seiner andern Hälfte zu entschädigen und
stand in vertiauter Freundschaft mit einer
auS Gera gebürtigen TM Schleißner,
welche auch die Mutter der jüngeren
Schuch, Franz, Christian und W i l>
Helm, ist. Schuch der Vater war von
allem Anbeginne einer der unstetesten
Principale, blieb in keiner Stadt über
sechs Wochen und hatte daher ebenso oft
andere Schauspieler, die er auf gut Glück
zusammenraffte. Es war die wahrhafte
Schmierenwirthschaft in der Blüthe. Nur
ein einziger Acteur. Namens Stenzel
und mit ihm in fast gleichen Jahren
stehend und in seinem Fache sehr tüchtig,
hatte bei ihm ausgehalten und zog mit
ihm von Ort zu Ort. Schuch spielte
meist nur in ertemporirten Stücken, die
von ihm besonders begünstigt wurden.
I n diesen spielte er selbst denAnselmo,
aber auch sonst in anderen alten Rollen,
zärtlichen und komischen, stellte er ganz
seinen Mann. und im Trauerspiele zeigte
er sich gleichfalls verwendbar. Auf sei.
nen Wanderzügen gelang es ihm, meist
tüchtige Darsteller zu erhalten, wodurch
eben seine Truppe einen gewissen Ruf
besaß und sein Name in der Theaterwelt
viel genannt und zuletzt allgemein bekannt
ward. Da er überdieß durch den bestän» digen Wechsel seines Standortes selten
einen oder den andern Schauspieler auf
die Dauer fesseln konnte, so war der
Verbrauch an Mitgliedern bei derSchu ch»
scken Gesellschaft ein ungewöhnlich gro»
ßer. Schuch ist auch der erste Theater»
director, welcher die Ballete mit der
deutschen Komödie verbunden hat. Viele
Schauspieler, welche bei Schuch began«
nen, hatten sich später einen Künstlerruf
erworben. so seien nur beispielsweise
Tckhof, Madame Schulz. Madame
Hensel, Stephanie genannt/Seine
eigentliche Stärke war der Hanswurst,
und in der That fehlte eS ihm nicht an
lustigen, mitunter witzigen Einfällen..
Aber allmälig verflachte er sehr, rißZoten,
hielt Zwischenreden an die Zusckauer und
machte sich auf der Bühne über Mitglie-
der seiner Gesellschaft luftig, Alles Um-
stände, welche den edleren Theaterbesucher
anwiderten. Seine Wanderwirthschaft
indessen batte ihm reichlichen Gewinn
eingebracht, denn als er 1763, n. A.
4764, erst 47 Jahre alt, starb, hinterließ
er seinem Sohne, der ihm in der Leitung
des Theaters folgte, ein nicht unansehn«
liches Vermögen. Schuch der Vater
hatte sich nach dem Ableben seiner Ge<
liebten und Mutter feiner Kinder im
Jahre 1784 mit einer Dlle Köhler
verheiralhet. welche in sentimentalen
Rollen großen Beifall fand. Nachdem
Schuch gestorben, heirathete sie einen
verabschiedeten Officier in Breslau und
zog von der Bühne sich zurück. — Von
Schuch'S Söhnen führte Iranz die Di«
rection des Theaters fort. Franz that
schon einen mächtigen Schritt vorwärts,
indem er die ertemporirte Komödie von
seinen Brettern verbannte. Zu Mitglie-
dern seiner Truppe gehörten Madame
Neuhoff, Herr Döbbel in . Herr
und Madame Brandes, Kräfte, die
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schrötter-Schwicker, Volume 32
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schrötter-Schwicker
- Volume
- 32
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1876
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 406
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon