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Schwar^enberg Schwayenberg
mit rücksichtsloser Härte und mit nichts wenc.
ger als historischer Unbefangenheit behandelt.
Man legt ihm die großartige Verschwendung
seines Gebieters, des Kurfürsten, zur Last,
und doch war er es, der öfter und energisch
dagegen eiferte. Friedrich I I . beschuldigt
den Grafen, daß er die Fehler seines
Gebieters benützt und mit historischer Vor«
aussicht die Macht Brandenburgs im Interesse
Oesterreichs zu schwächen gesucht habe. Eine
Fk'tion, für deren Wahrscheinlichkeit bisher
nichts Stichhältiges vorgebracht worden. Das
einzige, waS man von Schwarz enb erg's
Politik sagen kann. ist: sie war eine der
damaligen Verfassung des deutschen Reichs
entsprechende und im Ganzen nicht eben
glückliche Friedenspolitik. Die pfälzische Par»
tei des Brandenburger Hofes, welche an der
Gemalin und Schwiegermutter des Kurfürsten
ihren Halt und Mittelpunct hatte, insbeson«
dere durch seine Wahl zum Heermeister deS
deutschen Ordens in der Mark Brandenburg,
eine bisher nur den Mitgliedern des Bran»
denburgischen Regentenhauses zugängliche
Würde, auf's Tiefste erbittert, ließ es an
mannigfachen Verdächtigungen Sch.'s nicht
fehlen. Man ging sogar so weit, zu behaup«
ten, Her Graf sei nicht natürlichen Todes,
sondern durch Henkershand gestorben, und
zwar über Befehl des neuen Kurfürsten auf
einer Heide bei Spandau enthauptet worden.
Friedrich I I . ließ aber den in der Garni«
sonSkirche zu Spandau beigesetzten Leichnam
im Jahre 1?77 untersuchen und es stellte sich
die völlige Unverletztheit der Halswirbel ber<
aus. Die den Grafen Adam betreffende
Stelle im Fürstendiplome vom Jahre 1670
gibt ihm österreichischerseits die glänzendste
Ehrenrettung, aber das von den verschiedenen
Parteigängern einzelner Fürsten und Regen,
tenhäuser besudelte Andenken des Grafen
wird in seiner vollen Wahrheit, in ungetrüb«
ter Klarheit und historischer Unbefangenheit
>erst dann hergestellt werden können, wenn
die zahlreich vorhandenen Papiere des Gra«
fen, namentlich sein interessanter Briefwechsel
mit mehreren hervorragenden Zeitgenossen,
mit seinen beiden Söhnen, mit seinen näch«
sten Untergebenen, vornehmlich aber mit sei«
nem Vetter Georg Ludwig, und noch
anderes in den Archiven verborgenes Mate.
liale, wird sorgfältig eingesehen, geprüft und
sachgemäß verwerthet worden sein. Die Poesie
hat sich das tragische Geschick des Grafen
nicht entgehen lassen und vor einigen Jahren ist eine dramatische Behandlung, betitelt
„Schwarzenberg. Historisches Schauspiel in
fünf Aufzügen". Von W. Klenze (Breslau
l865, Maruschke u. Berendt, tS") erschienen.
Als in den Fünfziger^Iahren der Antagonis»
mus der zwei alten Ncgentenhauser Habs»
bürg und Hohenzol lern von den Man<
darinen der Presse benützt worden, um recht
viel Staub aufzuwirbeln, mißbrauchte ein Ber<
liner Patriot das Ableben des Fürsten Felix
Schwärzender«, dem die Preußen dat
Olmützer Intermezzo nicht vergessen können
und wofür sie uns bei Königgrätz blutige
Revanche gegeben, zu dem politischen Stoß«
seufzer: „Preußen hatte den seligen Fürsten
als einen seiner gefährlichsten Gegner und
Widersacher angesehen und der Name
„Schwarzenberg" hatte in Erinnerung an
eine Periode der älteren preußischen Geschichte
dem preußischen Ohre nicht angenehm gc»
klungen". Wie soll aber dem österreichischen
Ohre der Name desjenigen preußischen Staats-
mannes klingen, der am Frankfurter Bun«
destagötische es verschworen hat, an Oester»
reichs Untergange, so lange er die Augen
offen habe. zu arbeiten?! Graf Adam starb,
wie schon bemerkt, unter der Wucht der
ertödtenden Gefühle, hervorgerufen durch
seine unerwartete und unverdiente Schicksals«
änderung. Seine Gemalin Nargarelha Freiin
Hartard von stallanl, mit der er sich im Jahre
46l3 verwalt, war ihm schon zwei Jahre
nach ihrer Heirath, bei der Geburt deS zwei«
ten Sohnes, durch den Tod entrissen worden.
Graf Adam hatte sich nicht wieder vermalt,
sondern das Iohanniterkreuz genommen und
ward 1623 zum Heermeister des Ordens in
der Mark Brandenburg, Sachsen, Pommern
und Wendland erwählt. Der erste Sohn
Franz Hartard war einige Jahre vor de<
Vaters unglücklichem Tode. im schönsten
Jünglingsalter von 21 Jahren, gestorben;
der zweite. Johann Adolph, sollte die
zwei bis dahin in besonderen Stämmen blü<
henden Hauptlinien, die fränkisch'hobenlandi«
bergische und die niederländische, nachdem
auch deren Nebenzweig, der Lüttich'sche, mit
dem Abt Johann Kar l im Jahre l667
erloschen, und ihren reichen Besitz in einem
Stamme vereinigen, da nach dem im Jahre
1636 zwischen Grafen Adam und seinem
Vetter GeorgLudwig von der fränkischen
Linie geschlossenen Erbeinigungspacte, nach
des Letzteren Ableben Adam's Sohn Io«
hann Adolph in den Vesitz be« reichen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon