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Schmanenberg) Felix Schwarzenberg) Felix
muß nur das historisch-politische Memo-
randum des Grafen So la ro della
M a r g a r i t a , der zu des Fürsten
Schwarzenberg Zeit als kön. sardi»
, nischen Minister der auswärtigen Ange»
legenheiten fungirte, einseben, um zu
erkennen, wie sich der Fürst an dem beuch-
lerischen Hofe Geltung, Ansehen undAcd»
tung zu verschaffen wußte. Der Graf war
in geselligen Kreisen sehr beliebt, weniger
bei Hofe, wo der König ihn sogar furch»
tete, denn jede Miene des Fürsten gab
dem Könige in den gewährten Audienzen
zu verstehen, daß er Worte und Höflich«
keiten nach ihrem wahren Werthe zu
schätzen wisse. WaS die Arbeiten im Ge>
sandtschaftshot.'l betrifft, so befaßte er
sich nur in außerordentlichen Fällen un«
mittelbar mit denselben, und wenn es
noththat, verstand er es ganz trefflich, sein
soldatisches Wesen hervorzukehren, wie
dieß z. B. in der Angelegenheit des öfter-
reichisch-schweizerischen Salzhandels der
Fall war, hinsichtlich dessen Piemont, wie
Schwarzenberg dem Turiner Hofe
offen vorwarf, die Beziehungen zu einem
altbefreundeten und verbündeten Hofe
zu Gunsten „äeg ^ens äs 8ao et
äe ooräe", die gegenwärtig Tessm
beherrschten. Hintansekte. Ein anderes
Mal schrieb der Fürst in eben dieser
Salzangelegenheit an den Grafen S o<
laro della Margar i ta : „^
et Vous trouvere? Hu'eiw est dien
Laies" (ich richte an Sie eine Zuschrift
in der Salzsache und sie wcrden stnden,
daß sie sehr gesalzen ist). Trotz dieser
Differenzen und trotz seines offenen, zur
Schau getragenen Mißtrauens stand doch
der Fürst mit dem Könige und dem
Minister auf bestem Fuße, und bezüglich
einer Stelle in Springer's „Geschichte
Oesterreichs" (Bd. I I , S. 392). welche lautet, „daß Schwarz en ber g auch in
Turin durch sein persönliches Auftreten
sicb bald unmöglich gemacht habe", be-
merkt Baron Helfert treffend, „daß,
abgesehen von der vollständigen Unrich-
tigkeit dieser Behauptung, wir offen be»
kennen muffen, daß wir uns an allen
europäischen Höfen und vorzüglich im
Gebäude am Ballplatze lauter österrei
chische Diplomaten wünschen, die sich in
gleichem Sinne unmöglich machen, wie
Felix Schwarzen berg in Turin".
Der Fürst wurde im Jahre 1842 zum
General<Major und in „großmüthiger
Erwägung der rnehrfältigen. treueifrigen
und ersprießlichen Dienste, die der Fürst
in verschiedenen Beziehungen dem Staate
geleistet", mit Decret vom 20. Juli 1842
zum wirklichen geheimen Rathe ernannt.
Nocd zwei Jahre verweilte er am Turiner
Hofe. als zu Nnde des Jahres 1844
in gleicher Eigenschaft seine Berufung
an den Hof von Neapel erfolgte. Noch
nach Jahren wurde in den Turiner Ge-
sellschaftäkreis.'n seine Gegenwart stark
vermißt und noch lange nachher das Be«
dauern gefühlt, den „unvergleichlichen"
Gesellschafter nicht mehr zu besitzen, der
die Abende so köstlich zu wü>-cn und die
geselligen Kreise geistig zu elektrisiren
verstand. In Neapel, von wo aus er
häufige Ausflüge nach Rom unternahm,
verlebte der Fürst, wie er, später oft, wenn
er, von den Geschäften der Staatskanzlei
erschöpft, sich nach Ruhe sehnte, aussprach,
seine schönste Zeit, und dort wollte er.
wenn es die Geschäfte gestatteten, wieder
in Ruhe neue Kräfte sammeln und in
den Reizen des Südens sich erholen. Es
sollte ihm nicht gegönnt sein. In Neapel
gingen die ersten Jahre unbedenklich
vorüber, der Fürst selbst galt im Volke,
welches damals bereits gegen Oesterreich
aufgestachelt wurde, als einer der einfluß-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon