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) Felix Schrvayenberg) Felix
den verwundenden Stachel. In seknem
stolzen, aufrechten Auftreten war wohl
der Soldat erkennbar, aber in diesem
Aplomb und festen Tritte lag doch nichts
Herrisches oder Steifes, aus seinem
Gange war stets ersichtlich, daß dieser
Fuß sein Lebelang auf dem glatten Boden
des Parkets zu wandeln gewohnt war.
I n seinen Bedürfnissen ungemein einfach,
jeden äußeren Prunk meidend, konnte er.
wenn es eben galt, auck entbehren, ohne
es eben als Mangel zu empfinden. Seine
Verdienste nie voranstellend, ließ er an»
dereS wirkliches Verdienst stets gelten,
duldete aber nie die Winkelzüge der Pro»
tection. indem wahres Verdienst immer
für sich selbst spricht. Gegen daS weid»
liche Geschlecht war der Fürst von hin»
reißender Liebenswürdigkeit, daher auch
Liebling der Damen. In seinem politi»
schen Glauben war der Fürst Großöster»
reicher vom Wirbel bis zur Zehe. Der
Gedanke der Reichseinheit fand in ihm
einen ebenso umsichtigen, als energischen
Vertreter. Nebendinge aber immer —
ganz, wie es der wahre Staatsmann soll
— nur nebensächlich behandelnd, befaß
er die Gabe, mit Einem Blicke ein Gan<
zes zu erfassen, im rechten Momente den
rechten Entschluß zu ergreifen, alle vor»
rathigen Hilfsmittel zu einem gegebenen
Zwecke zu benutzen, mit bedachtigem
Muthe zu wagen, mit muthiger Geduld
abzuwarten und mit zäher Beharrlichkeit
anscheinende Schlappen in endliche Er«
folge zu verwandeln. Seine politischen
Gegner versuchten im Verdrusse über
seine politischen Erfolge aus dem Fürsten
einen „Mann von den größten, und zwar
vornehm zurückhaltenden Manieren"
zu machen. Sie bestritten nicht, daß er
ein energischer Staatsmann war. er war
es aber. wie sie meinten, nicht durch
einen eminenten Geist, sondern durch einen festen, unbeugsamen Charakter.
Durch was er es war, ist gleichgiltig,
uns genügt eS, daß er es war. Das aus-
wärtige Amt Oesterreichs erkennt in sei-
nem, kaum vierthalbjahrigen Regime die
Zeit eines Glanzes, wie sie vor ihm kei«
nein Chef desselben in verhältnißmaßig
so kurzer Zeit befchieden gewesen. Von
Oesterreich besaß der Fürst mit Ausnahme
des goldenen Vließes, dessen er übrigens,
wenn er noch langer gelebt batte, wohl
auck theilhaftig geworden wäre. alle
Orden, des ncugestifteten Franz Joseph'
Ordens war er Kanzler; außerdem
schmückten die Groß. und Ritterkreuze
von 22 Orden, darunter des Alexander
Newsky in Brillanten, des preußischen
schwarzen und rothen Adler-Ordens, des
kön. bayerischen St. Hubertus-, des sici«
lischenIanuarius» und des dänischen Ele-
phanten-Ordens seine Brust, er war wirk«
licher geheimer Rath. Feldmarschall-Lieu«
tenant und Inhaber des Infanterie-Re»
giments Nr. 21, heute Reisckach. Am
12. April fand mit militärischen Ehren
die feierliche Beisetzung in der fürstlichen
Familiengruft zu Wittingau Statt und
ist diese in der außerordentlichen Beilage
zum «Anzeiger auS dem südlichen Böh>
men" vom 14. April 1882 ausführlich
beschrieben. Die Inschrift der schwarzen
Marmortafel an seiner Ruhestätte lautet:
in Mann der Einsicht und der Thu j
Der Tod, der ihn auf dem Schlachtfelde
verschonte j Erreichte ihn am Raths-
tifch s Hier wie dort — auf dem Felde der
Ehre > Hier wie dort — ein Held ^ Für
seinen Kaiser, sein Vaterland j Seine
Feinde mußten ihn loben > Alle Guten
haben ihn beweint j Oesterreich wird ihn
nie vergessen". Diese Inschrift rührt von
Gr i l lparzer her.
Berger (Adolph Franz). Felir Fürst zu Schwär«
zenberg, K. K. Minister.Präsident. Ein bio>
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon