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Schwanenberg) Karl Philipp 4Y3 Schwayenberg) Karl Philipp
Unternehmen auf den folgenden Tag ver>
schieben und mit diesem Aufschub war die
Möglichkeit eines glücklichen Erfolges ge>
nommen, denn am 26. stand Napoleon
bereits mit dem größten Theile seines
Heeres in Dresden. Wieder war es der»
selbe Feldherr, der. dem Befehle des Für-
sten entgegen, den Rückzug des verbün-
deten Heeres auf falsche Bahn brachte
und damit die ganze Existenz desselben
gefährdete. Eben weil Sch. seinen großen
Gegner so genau kannte, war es bei ihm
zum festen Grundsatz geworden, nichts
auf's Spiel zu setzen und womöglich im>
mer nur mit Uebermacht anzugreifen.
Napoleon hatte vor ihm den großen
Vorzug, allein Herr seiner großen Armee
zu sein, in seinen Unternehmungen war
Alles aus einem Gusse, während durch
die eigenthümliche Zusammensetzung der
verbündeten Armee zum Oefteren das
rasche Ineinandergreifen der Operationen
fehlte. Wie säumte der Kronprinz von
Schweden in der Schlacht bei Leipzig ! —
Was half da alleS kluge Anordnen?
Ueber die durch Unterlassung deS Voll-
zuges der ihm von Sch. gegebenen Be>
fehle von Seite Barclay's entstandene
ungünstige Situation, durch die mißlunge«
nen Angriffe auf Dresden, wozu noch
übles Wetter sich gesellte, entstand eine
Mißstimmung und es bedürfte der gesam»
melten Ruhe und Klugheit des Fürsten,
um die erschütterten, noch nicht an einander
gewöhnten Massen angesichts des Fein«
deS in Ordnung über die Berge zurück»
zuführen. Es bleibe dem Kriegshistoriker
überlassen, die einzelnen Bewegungen
beider Gegner in der Zeit zwischen DreS-
den 26. August und 46. October zu schil-
dern. Die Siege Blücher's bei Groß«
beeren an der Katzbach und bei Denne«
witz hatten die Armee deS Imperators
nicht wenig geschwächt. Dieser aber be« hauptete noch immer seine feste Stellung
in Dresden und trug stch im Wahne, die
Alliirten haben Scheu vor einer offenen
Feldschlacht. Diese aber hatten indessen,
Schwärzenderg's Dispositionen aus«
führend, bis zum 23. September Napo>
leon bereits mit 130.000 Mann auf
beiden Flügeln umgangen. Nun sah
Napoleon sich genöthigt, seine bisherige
Stellung aufzugeben, indem er dem böh«
mischen Heere Mura t entgegensendet,
wendet er sich selbst gegen das schwächere
schlesiscbe. Dieses weicht und fesselt ihn
an dio Ebene von Leipzig, wo er am
44. October eingezogen war. Unsere'
Aufgabe ist nicht, die schon hundertmal
geschilderte Völkerschlacht wieder zu schil-
dern , wir berichten nur, daß während
der ganzen Dauer derselben die Ruhe des
Fürsten im Ueberblicke des Ganzen uner-
schütterlich war. „Er errieth die Gefahr
im Werden, und wo sie war, hatte er
schon die Mittel herbeigeführt, ihr zu be»
gegnen. Ein strenges Gesetz der Ord«
nung sehen wir durch alle Angriffe wal«
ten, welches den Zufall beinahe gänzlich
auS der Reihe der wirkenden Kräfte auS«
schließt. Kein außer der Zeit liegender
Vortheil, oft nur das kurze Vorspiel einer
Niederlage verlockte den Feldherrn:
Schritt für Schritt, aber unaufhaltsam
rückte die Schlacht ihrem Ziele zu." Die
Dispositionen zum Kampfe hatte der
Fürst getroffen. Zwei gefährliche Mo»
mente am 16. October waren und zwar
das zweite durch des FelomarschallS per»
sönliche Anführung der Kavallerie gegen
Mura t , glücklich abgewendet worden.
Die größte Thätigkeit des Geistes aber
entwickelt der Fürst am 3. Schlachttage.
I n Gegenwart der Monarchen gibt er seine
Anordnung und Befehle für den entschei»
denden Tag. Von Führer zu Führer, von
Abtheilung zu Abtheilung reitet er, und
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Volume 33
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Schwarzenberg-Seidl
- Volume
- 33
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon