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Seidlitz, Julius Seidlitz, Johann Georg
seiner Biographen sagt ausdrücklich, daß
er unter den verschiedensten Namen an
400 Bände Romane verfaßt habe. Aus
diesen sind nur sehr wenige, so z. B. „Die
letzten Adepten", 4 Theile — „Nie Fransn-
5en in A5ien", 3 Theile — „Ner Mann uns
der Vorstadt" — ,Nie GelieimnisZe von Men",
in Buchform ausgegeben worden. Inter-
effant wäre es, seine Autorschaft an den
zahllosen Flugschriften der Jahre 1849
bis 1852 nachzuweisen, aber den Schleier
dieser mitunter die Zeitströmung andeu-
tenden, politische Geheimnisse enthüllen-
den oder als versuchende Fühler tasten-
den Ephemeriden zu lüften, wird wohl
niemals gelingen, denn wenn auch seine
sehr unterrichtete Witwe von Vielem
Kenntniß haben mag, noch mehr wird
ihrem Blicke, der eben nicht darauf ach-
tete. entgangen sein. Die Theilnahme bei
seinem Ableben war unter seinen journa«
listlschen Collegen eine ungewöhnlich leb»
hafte. Die „Ostdeutsche Post" nahm
feinen Anstand zuschreiben: „Seidlitz'
Schriften haben einen nicht zu verkennen»
den Werth und selbst der ernste Literatur-
historiker wird das Material derselben
als Charakteristik der Zeit niemals unbe«
achtet lassen können". Nun das mag von
jenen seiner früheren Periode gelten, spa-
ter, als ein großer Theil seiner Arbeiten
durch den Drang der Nothwendigkeit
dictirt war, sinkt auch ihr ästhetischer und
literarischer Werrh, obgleicb auch seinc
unbedeutendsten Arbeiten Geist und Talent
verrathen, denn sein ungemein lebhafter
und trotz der äußeren Ruhe ununtcrbro»
chen schaffender Geist wußte sich auf je-
dem Gebiete schnell zu orientiren und
überall die für den Effect geeignetsten
Pointen herauszufinden. I n der Anord«
nullg und gefälligen Darstellung des
Stoffes war er Meister und selbst seine
unbedeutendsten Arbeiten haben den Vor- ! zug. daß sie sich, wie man zu sagen vstegt,
„gut lesen"lassen. I n seinen politischen An-
sichten war er gemäßigt, duldsam. Heraus-
geber, der ihn persönlich genau kannte,
möchte geradeheraus sagen: ohne eigene
Meinung, aber. siylistisch gewandt, diente
er als Ecko für manche Partei und
manche Flugschrift, deren Erscheinen ihrer
Zeit Aufsehen erregte, und deren Verfasser
man in sehr hohen Negionen suchte, hatte
ihren Ursprung auf dem stillen Pulte I u-
l ius Seidlitz', wohin sie freilich auch
nicht unmittelbar auS seinem Kopfe ge-
kommen, sondern durch einen Wink von
da und dort hervorgerufen worden war.
Was aber S. den Menschen betrifft, so
thar wohl seine vieljährige Kränklichkeit
seinem im Grunde gutmüthigen Wesen
etwaS Eintrag; im Ganzen aber war er
voll Güte und Herzlichkeit, theilnehmend
und trotz seiner politischen Allüren und
Steckenreiterei bei weitem harmloser und
ehrlicher, als dergleichen Menschen zu
sein pflegen.
Wiener Mi t the i lungen, .Zeitschrift für
israelitische Culurzustände. Von Dr. M,
Letteris (Wien, 4».) I I I . Jahrg. (ls57),
Nr. l i snack diesen gest. am 9. März). —
Neuigkeiten (Brünner politisches Blatt)
1857, Nr. 70 Diack diesen gest. am 8. März
und geb. 1814). — Jüdisches Atbenäum,
Gallerie berühmter Männer jüdischer Ad>
stammung . . . (Grimma u, Leipzig 1851,
br. so.) S. 22l Gunter den Namen Seid-
lih). — Wiener Zeitung 1837. Nr. 5?,
S. 698.
Noch ist des Gemmenschneiders und Medail«
leurs Johann Georg Seidlitz zu geden-
ken, der zu Anbeginn des i8. Jahrhunderts
(l 700—1711) in Wien blühte und im Jahre
1730 noch am Leben war. Als eines seiner
gelungensten Werke wird eine Medaille auf
die Einnahme der Festung Landau durch den
romischen König im Jahre 1702 gerühmt.
Eine andere Medaille seiner Hand zeigt das
Bildniß der römischen Königin Amal
Wi lhe lmine, Gemalin KaiserI o s c p h's I.
Sein Arbeiten sind meist mit den Initialen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Volume 34
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Seidl-Sina
- Volume
- 34
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon