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Selleny Selleny
zu stählen, in Venedig gewesen, wo er
sich sehr wohl befunden hatte; bald nach
seiner Rückkehr brach das furchtbare
Leiden, wovon ihn nach zweijähriger
Dauer der Tod erlöste, hervor, und, ein
Lebendigtodter, siechte er in der Privat-
Heilcmftalt zu Inzersdorf dem Ende ent-
gegen, wo kaiserliche Huld dem umnach.
teten Künstler ein stilles Krcmkenasyl
geschaffen. Sein wohlgetroffenes Bildniß
wurde im Jahre 4873 im Wiener Kunst»
lerhause ausgestellt und eine Porträt-
büste hat Swoboda ausgeführt. Man
beabsichtigte, sie in Marmor ausführen
zu laffen. um sie dann zum bleibenden
Gedächtnisse in den Räumen des Künstler«
Hauses aufzustellen. Wie übel es dem
edlen Künstler bei Lebzeiten erging,
erhellt aus^ einer Notiz, welche die alte
„Presse" unter dem^Titel: „Künstler-
Misöre" brachte, worin gemeldet wird:
„daß ein Besucher seines Ateliers ent»
deckte, der talentvolle Künstler bemale
Ziegelöfen, weil er sonst —" (verhungern
müßte, verschweigt der Berichterstatter).
Das Haarsträubende dieser Mittheilung
sollte durch eine darauf gefolgte Berichti»
gung: „daß Joseph Sel leny nicht
Ziegelöfen anstreiche, aber in Wahrheit
nur die Ziegelöfen Drasch e's als
bestellte Veduten für denselben male",
gemildert oder doch beseitigt werden.
Wenn es sich in der That so verhielt, so
waren die Drasch e'schen Ziegelöfen
jedenfalls für den Maler der „St. Pauls.
Insel im Ocean" ein ebenbürtiger Stoff!!
— Was.Selleny's künstlerischeBedeu-
tung anbelangt, so sieht er dem nord»
deutschen Maler E. H i ldebrandt ,
dessen Ansichten mit ihrer bestechenden
Farbenglut ebenso Zeugen des Genius
deS Künstlers als deS mächtigen Fort«
schritteS deS Farbendruckes in den Salons
der Reichen ausliegen, nicht nach. Aber für Hi ldebrandt nahm ein Alexander
von Humbold t ein wcrkthatiges Inter-
esse und so wurden Hi ldeb randt's
Arbeiten Gemeingut der Nation, wahrend
sich um Selleny's F^rbendichtungen
Niemand weiter kümmerte. Die Sel«
leny-Ausstellung bewies es eben. welch
ein Meister der malerischen Charakteristik
er war und welchen gewaltigen, mit
geradezu vulkanischer Phantasie begabten
Farbendichter die Kunst in ihm verloren
hatte. Wenn je von einem Künstler, so
von Sel leny, gilt G ri l lparzer's
aufSchubert gerichtete Grabesinschrift:
„Die Kunst begrub hier einen reichen
Besitz, doch noch viel schönere Hoffnun-
gen".
Katalog der Kunstausstellung im Künstler»
hause. Wien, den 13. November 1873.-
„Selleny« Ausstellung senthält eine kurze
Iedensskizze Sel leny's von E. Ranzoni
und ein Verzeichniß der ausgestellten Bilder
des Künstlers, das sich, Oelbilder und Stu«
dien zusammen, auf 373 Nummern erhebt.
Da also ein so ausführliches Berzeichniß
Selten y'scher Bilder gedruckt vorhanden
ist, beschränkte sich Herausgeber dieses Lerikons
bei der Aufzählung Selleny'scher Bilder
nur auf jene. welche in den Iahres«Ausstel»
lungen bei St. Anna seit l846 und in den
Monats'Ausstellungen des österreichischen
Kunstvereines seit 1852 bis 1872 ;u'sehen
waren und auf seine sonst im Priuatbesitz
befindlichen Hauptwerke). — Bei der
Heimkehr unseres Freundes Tel leny.
Nach der Erdumseglung auf der k. k. Fregatte
„Novara". Dargebracht in dein Niener
Künstlervereine „Eintracht" am 3. October
1839 (Wien 18A9, Sommer, 8".). ^Gemüth»
liche Strophen in oberösterreichischer Mund»
art, von C. A. Kaltenbrunner.^ —
Die Künstler aller Zeiten und Völker.
Begonnen von Prof. Fr. Müller, fort»
gesetzt-von 1>i-. Karl Klunzinger (Stutt»
gart 1860, Ebner u. Seubert. gr. 8».), im
Anhang S. 39?. — Allgemeine Zei«
tung (Augsburg, Cotta. 4".) 1873, Beilage
Nr. 334, S. Z206, in (von Vincenti 's)
„Wiener Brief". QVII. — Tasse s«Post
(Gratz) 1868, Rr. 33, im Feuilleton.- „Das
v.Wurzback.bioar Lerikon. XXXIV. lGedr 8. April 1877.)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Volume 34
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Seidl-Sina
- Volume
- 34
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon