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Sonnleithner, Ignaz
gefordert wurde, diente er, um sich den
Lebensunterhalt zu verschaffen, in einem
angesehenen Handlungshause in Wien,
für welches er die auslandische Cor-
respondenz besorgte. Dabei machte er
sich mit dem Gange des KaufmannS-
geschäfteS näher bekannt. Im Jahre
1793 erlangte er die Advocatenbefugniß
und wirkte 32 Jahre als angesehener
und gesuchter Rechtsanwalt. Aber nicht
blos als solcher war S. thätig, eine nicht
minder erfolgreiche Wirksamkeit entfaltete
S. im Iehramte. Schon im Jahre 180l
hielt er, und zwar der Erste, der diese
Fächer öffentlich lehrte, unentgeltliche
Vorlesungen über das österreichische Han-
delS- und Wechselrecht und setzte dieselben
bis 18<l) fort, in welchem Jahre dieser
Gegenstand zu einem selbständigen
Zweige der Rechtswissenschaften erhoben
und einem ordentlich angestellten Pro»
feffor zugewiesen wurde. I n den Jahren
1806 und 1807 ertheilte S. im kaiser.
lichen Auftrage vier Professoren von
den königlich ungarischen juridischen Aka«
demicn zum Behufe ihrer Vorlesungen
ausführliche Anleitung im Handels« und
Wechselrechte. Im Jahre 1810 wurde
ihm das ordentliche Lehramt aus dem
Handels« und Wechselrecht und der Hand-
lungSwifsenschaft an der k. k. Realschule
in Wien verliehen, und als im Jahre
1815 diese Schule dem neu errichteten
k. k. polytechnischen Institute einverleibt
worden, auch diese Lehrkanzel der com>
merziellen Abtheilung dieses Institutes
zugewiesen. I m Jahre 1814 aber sing
S. an. an Sonntagen außerordentliche
Vorlesungen für Handelsleute und Han»
delSbefiifsene an der Wiener Universität
zu halten, welche sehr zahlreich besucht
wurden und ^r durch zwölf Jahre fort«
setzte. Seiner angegriffenen Gesundheit
wegen legte er zu Ende des Jahres 1829 6 Sonnleithner, Ignaz
die Advocatur und das ihm bereits im
Jahre 1803 verliehene Notariat zurück
und widmete sich nun ausschließlich nur
mehr seinem Lehramte und dem Schooß»
kinde seines spateren AlterS: der durch
ihn in'S Leben gerufenen Allgemeinen
Versorgungsanstalt. Diese Anstalt, an,
welcher er als Begründer so wesentlichen
Antheil hatte, verdient hier eine ge.
drängte, doch ausführlichere Erwähnung.
Seine reiche Erfahrung als Rechtsan-
walt und Notar, als welcher er oft genug
Gelegenheit gehabt, den Wechsel der
Geschicke in den einzelnen LebenSverhalt-
nifsen kennen zu lernen, wje durch unver»
schuldete Unglücksfalle wohlhabende Fa»
milien von Verarmung betroffen wurden
und nirgends sich Mittel auf dauernde
Abhilfe fanden, dies hatte ihn längst be>
schaftigr und auf den Gedanken gebracht,
eine Anstalt zu gründen, welche es jedem
Staatsbürger ermöglichte, mit einer
mäßigen Einlage sich für seine späteren
Jahre das nöthige Auskommen zu sichern.
Nach langjährigen und mühsamen Vor-
arbeiten und vielfachen Berechnungen
kam endlich der Plan ewer Allgemeinen
Versorgungsanstalt für die Unterthanen
des österreichischen Kaistrstaates zu
Stande. Die Einrichtung dieses denk»
würdigen Institutes, welches schon mit
Ende 183! ein Versorgungungscapital
von über zwei Millionen Gulden C. M.
besaß, des Naheren zu schildern, müssen
wir uns versagen, weil es über die Gren»
zen dieses Werkes hinausgeht. Kurz, der
Plan war gereift, wurde vollendet, der
k. k. Behölde vorgelegt und im Jahre
1823 die Errichtung der Allgemeinen
Versorgungsanstalt nack Sonnlei th»
ner's Plane genehmigt. Der Ausfüh«
runa. des schönen Planes setzten sich aber
nun unerwarteterweise Schwierigkeiten
entgegen, vornehmlich durch den Um»
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sonnklar-Stadelmann
- Volume
- 36
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 376
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon