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Spanr, Ludwig
ertheilte sofort die Erlaubniß, und da es
unzulässig war, den schwer Kranken
allein reisen zu lassen, erbot sich Graf
Spaur seinem Freunde das Geleite zu
geben. Am l). Juni 1833 reiste der
Graf mit dem Prior von Rom ab. und
ging über Ioretto. Ancona, Trieft und
Laibach nach Gratz, von wo beide einen
Ausflug nach Maria-Zell unternahmen,
und von wo sie dann nach Wien. der
Heimath des Priors Clarenzio, zu
reisen gedachten. Am 23. Juni trafen
sie in Maria-Zell ein. Das fortwährend
üble Wetter auf der ganzen Reise, die
Kälte und Näffe auf dem Wege nach
Maria-Zell. hatten den Grafen Ludwig
sehr angegriffen, so daß er schon leidend
in Maria-Zell ankam. Dessenungeachtet
ließ sich derselbe in seinen geistlichen Ver«
richtungen nicht stören, bis ihn das
überhandnehmende Leiden auls Kran«
kenlager warf, von dem er sich nicht
mehr erheben sollte, denn einNerveusieber
hatte ihn nach wenigen Tagen hingerafft.
Während seiner Krankheit wollte er seine
zeitlichen Angelegenheiten in Ordnung
bringen und verfaßte ein gerichtliches
Testament, welches, wie sein Biograph
Herr D. I . Tosi meint, „allen Priestern
zum Muster dienen könnte". Aus dem-
selben geht hervor, daß der Graf ganz
frei von irdischen Banden. nicht an
Fleisch und Blut hing, und zu Gunsten
der Kirche seine leiblichen, ihm nächst-
stehenden Verwandten. von deren Fa-
milie jedoch sein ganzes Vermögen her-
rührte, überging. Auf seiner Durchreise
in Gratz hatte der Graf erführen, daß es
der lebhafte Wunsch des Clerus der Diö«
cesen von Seckau und Leoben sei, ein
Deficientenhaus und Hotel für dürftige
Priester zu errichten, daß aber für diesen
Zweck nur erst sehr geringe Mittel vor«
Handen seien. I n Folge dessen traf er Spaur, Therese
nachstehende letztwillige Verfügung: Daß
nach Abzug anderer frommer Legate
sein sämmtliches Vermögen — es dürf«
ten zu dem angegebenen Zwecke immer
noch 26—28.000 fi. übrig bleiben —
für diese wohlthätige Absicht verwendet
werde, wobei er jedoch die ausdrückliche
Bedingung stellte, daß diese Stiftung
durch die nach der alten Regel lebenden
Barmherzigen Brüder in das Leben ge-
rufen und fortwahrend geleitet werde.
Zum Testaments-Erecutor hatte der Graf
seinen Freund, den Prior Clarenzio,
bestellt.
Katholische Blät ter aus Tirol. Nedigirt
von M. Huber (Innsbruck. Wagner, 8o.),
I. Jahrg. l853. Vd. I I , Nr. 40. S. 969.
„Filiisse Züge nuS dem 3el>rn drs Priesters
Ludwig Graf von Spnu:" . Von D. I .
Tosi.
Spaur, Therese Gräsin (geb. in
Rom, Geburtsjahr unbekannt, gest. zu
Innsbruck 27. März 1873). Gräfin
Therese war die Gemalin des könig-
lich bayerischen Gesandten Kar l Grafen
Spaur und mit demselben bei der
Flucht des Papstes Pins IX. wesentlich
betheiligt. Ihre letzten Lebensjahre brachte
sie in Tirol zu, wo sie m der Nähe
von Innsbruck ein Schlößchen gekauft,
welches sie den größeren Theil des
Jahres bewohnte. Sie war eine geborene
Gi raud, entstammte eitler im vorigen
Jahrhundert in Rom ansässig gewor-
denen, zu hohen kirchlichen Ehren, wie
zu ansehnlichem aber nicht bleibendem
Besitz gelangten französischen Familie,
welche mit ihrem Ableben erloschen sein
soll. Sie war längere Zeit Besitzerin des
von Bramante für den Cardinal von
Cornero erbauten Palastes in der
Leostadt zu Rom. Ihr Oheim war der
Lustspieldicdter Giovanni Giraud,
dem seine Freunde unter dem kleinen
Porticus der Kirche San Eustachio ein
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sonnklar-Stadelmann
- Volume
- 36
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 376
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon