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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
Page - 184 -
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Page - 184 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Volume 36

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Spitzer, Daniel 184 wurden, ist Spitzer's Schreibweise in seinen Spaziergängen eine durckaus eigenartige. Er ichreibt Paradoxa nieder, die. wenn man sie in ihrer ganzen Bedeutung erfaßt, uns ein ho« merishes Gelächter entlocken; erspielt mit der Sprache wie ein Jongleur, er wirft die Worte wie Ballen. Messer. Teller unter ein« andcr, fän>ft sie alle und in der Luft gibt eS mimer ein schillerndes Bild. Man muß seine Artikel lesen, um zuerkennen, wie er die homogensten Dinge zu einander in Bezie- hungen setzt und dadurch eine komische Wir- kung ohne Gleichen erzielt. Im Folgenden soll nur eine Blumenlese auf's Gerathewohl eine Charakteristik seines Styls geben, So meint der Spaziergänger, a!s er bei Gelegenheit der Enthüllung des Eugen-Monuments (Oc- tobcr ll>6ö) die Frage auswirft, was denn alles geschehen wäre, wenn Prinz Euge» die Türken nicht geschlagen hätte, „daß wir dann wohl unseren Schwerpunct in Temes- uä,r gefunden hätten, auch ohne den Vor« schlag der Norddeutschen Allgemeinen Zei< tung, welche vielleicht in türkischer Sprache erschiene, während Herr von Bism arck nicht Graf. sondern Pascha uon drei Roßschweifen geworden wäre. und die arme L ucca mög. licherweise versunken im Bosporus doi der Fer- dinandsdrücke läge, über die man dann direct in die Leopoldstadt nach Kleinasien komme". — Ein anderes Mal ist er der Ansicht, „daß das Ministerium B i s m a r ct vorderhand nicht zu den Körpern zu gehörn scheint, welche „fallen". — Als er bei Eröffnung des Reichenauer Rudolphbades gehört, daß Toaste beabsichtigt wurden, „setzte er sich zwischen zwei Ohrenärzte, und sah so mit Beruhigung der Zukunft entgegen". — Als er eineS lyrischen Poeten gedenkt, nennt er „dessen neue Gedichte eine lyrische, Störung der öffentlichen Ruhe". — AIs Professor V a< ch.cr aus Turin oaS lebende Bild: „Puti. phar und Joseph" darstellen ließ, schildert S..- „wie ergreifend es sei, da Joseph unge» achtet der ' schleckten Zeiten seinen Mantel opfert, und auf die Protektion bei der ägop« tischen Statthalterei verzichtet, um sich lieber mühsam durchs Traumdeuten fortzuhelfen"; wie packend wirkc es, da Frau Putiphar, welche auf diese Abrüstung nicht gefaßt war, dem Jüngling mimisch plastisch nach. ruft.- was nützt mir der Mantel, wenn er nicht gerollt ist!" ^Es ist daS der zum ge» flügelten Worte gewordene Ausspruch eines Generals, als dieser die im 3iegenw?tter aus« Spitzer, Daniel gerückte Mannschaft mit über die Schultern geworfenen Mänteln stehen sah.) — Als S. die Extravaganzen eines volkswirthscbaftlichen Damenuereines a/ißelt, ruft er auS: ,,wel> cken Gegensatz wird die uerwirthschaftende Frau der Gegenwart zu den uolkswirth- sckaftlicken Damen der Zukunft bildrn, einen Gegensatz wie 6o!e6 lni'njOntL und doppelte Buchhaltung, wie Liebesbriefe und Postrece« pisse, wie Boudoir und Comptoir, wie Küsse und Siegellack, wie ein Stündchen bei der Geliebten und eine protokollirte Firma, wie die Gedichte Emanurl Geibels und die Theorie dcS Adam Smi th" . — Ein anderes Mal, wenn er die Feuilletcm-Blüthezeit schil« dert u»d uon einem Freunde erzählt, „der ihm zur freien. Benützung für das nächste Sonntags»Feuilleton Anecdoten ohne Poin» ten; Wortspiele, die deieits in den Gemischt- waaren.Handlungen der Pfahlbautenzeit däu-. fig vernommen wurden; Scandale, welche in jeder Mädchenschule anstandslos als Ge» genstand des Dmando gewählt werden könn« ten, und Witze erzählt, nach deren Konsum- tion die in einem Menschen etwa ruhenden Keime zu tödtlichrn Krankheiten, zur vollen Reife gelangen würden, stellt dieser Freund an ihn die Frage: Wissen sie schon, weßhalb man jetzt den Soldaten rothe Hosen statt den blauen gegeben hat? Weil die rothen Hosen schneller — schieß rn". — Anläßlich der ethnographischen Aufstellung in Moükau macht er den menschenfreundlichen Vorschlag: „einfach ein Paar Unaussprechliche auf gemeinschaftliche Küsten nach Moükau zu schicken, wobei l'r jedoch hinzufügt, daß er hier „Unaussprechliche" nicht m der übertragrln'n Veinklrideldedeulung gebrauche, sondern mic schen) Delcgittl'U.die sich einer großen Ueppig- keit unarticulirter Laute erfreuen". — An einer Stelle spricht er von einem „Ititgcist mit solchen Nüclsichtcn nach Oben, daß er augrn, blicklich in jedes Ministerium als (5l)ncepis> Adjunct eintreten könnte"; — nennt er „die Unvorsichtigkeit dte Mutter der Polizei, diese entdeckt die Verbrecher und der Pitaval ist um ein „Ertrablatt der Morgcnpost" reicher" — belichtet er, „daß die Mannschaft vom Feldwebel abwärts ciue grammatikalische Gratislöhnung erhalten habe, indem der Ge» nieine künftighin nicht mehr mit „Cl", son° oern nur mehr mit „Sie" angesprochen wer« den soll". — Ein anderes Mal 'erzählt er, „wie ihm ein armes kleines Mädchen nach
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Sonnklar-Stadelmann
Volume
36
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1878
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
376
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
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