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Spitzer. Daniel Spitzer Emanucl
Zeilen, als Andere mit daumenbreiten Bü«
chern. Ein von ihm besonders Begnadeter
ist Richard Nanner. „Er hat uns", sagt
S. an einer Stelle über Wagner, „in seinem
Vortrage über nordische Mytdologie nnt
Orchesterbegleitung gezeigt, wohin die Rei-
nigung der Oper von der Musik endlich
führt". — Die Nagner'schen Principien
charakterifirt er folgendermaßen: „Der kühne
Reformator verlangt, daß der Zopf, den man
bisher hinten gelragen, uon nun an vorn
getragen werde". — „Sowie die Damen,
welche häßliche Füße hatten, die Schlepp«
Neider, und die angehenden Mütter die Cri»
nolinen ersonnen, so haben auch die Farben-
blinden in der Malerei die Schule begrün,
der, welcher die Farbe als Zopf gilt, und
die Melodielahmen jene Sckule, welcher die
Meiodielosigkcit der Fortschritt bedeutet. Man
spricht zwar von einer „unendlichen Me-
lodie", das klingt aber geradeso, als wenn
man ein groheö stehendes Wasser eine un»
endliche Thauperle nennen wollte". — Gele-
gentlich der Aufführung der „Meistersinger"
bemerkt Spitzer vom Publikum: „Man kam
während der Vorstellung über die Verbal-
Injurien nicht hinaus, wobei freilich die
Wagnerianer oft jedes Maß verpaffen, und
so einein sehr anständigen Zischer das
Schmähwort „Mrndelssohn'Bartholdy! einem
Anderen den groben Schimpfnamen.- Meyer»
beer! ins Gesicht schleudeiten. der confessio-
nelle Charakter des musikalischen Krieges
trat aber zurück, und so konnte man christ»
lich musikalische Germanen zischen hören,
während man andererseits die Besitzer von
Nasen, welche die Wucht des Semitenthums
schwer gebeugt hatte, applaudiren sah". —
Eine Tertstelle nennt S. „den Schwanjen«
grsang des gesunden MrnschenuelstandeS".
Diese Vlumenlese auS Spiher'6 „Spazier,
gangen" möchte genügen, wenigstens ein an«
näherndes Bild seiner ganz eigenartigen, wir
möchten fast sagen, von idm erfundenen
Schreibweise zu «eben Die ergötzlichsten
Tropen wechseln mit burlesken AnwenduN'
gen landläufiger Redensarten auf unge-
wohnte Begriffe. Eben in diesen letzteren ist
er Mister. Im Vorstehenden wurden absicht-
lich Persönlichkeiten, die in nicht geringem
Maße den Reiz seiner Artikel steigern, mög»
lichst uermieoen. Ilnd was einen besonderen
Vorzug dieser Spitzer'scken Arbeiten bil«
det. ist, man kann sie vorwätts und rück'
wärts lesen, und ste bleiben immer inter« effant. denn wie immer auch der geistsvrü«
hende Inhalt an uns vorüberziehen mag.
Eins überstrahlt nicht das Andere, Jedes
glänzt und schimmert vollständig auch für
sich allein, und reizt den Leser nur. sich
noch länger damit zu beschäftigen, uno das
Eine bleibt unter allen Umständen wahr —
Vincenti 'S Ausspruch: „Leider sind solche
Bücher selten genua."
Die Gegenwart. Von Paul Lindau (40),
1873. Nr. 42. S. 248.— Figaro (Wiener
Spow und Witzblatt) 1869. Nr. 28. S. 296.
— Allgemeine Zeitung (Augsburg,
Cotta. 4<>,) 1877. Oeilage Nr. i<)2, im
I^XXIII. Wiener Briefe uon v. V(we6nii).—
Porträte, l) Eine im Umriß ausgeführte,
doch sehr ähnliche Charge in dem Buche: Ein
R i t t durch Wien auf dramatisch ein
Felde. Gedichtet von Conimor. I l I u-
strirt von Laci v. F(recsai) (Leipzig
1876. E. I . Günther 8°.), Bild 3. S. l l .
s(Zonimor gibt dem wohlgetroffenen Bilde
folgende Zeile mit: Wart' ein wring >
will dir einen Ritter zeigen > dessen Feder»
schwert so schneidig > Daß sich alle vor ihm
beugen > Neh dir, wenn er dich ertappet! > Bei
dem allerkleinsten Schnitzer > Zieht graziös er
dir die Haut ab > Du scheinst spitz, doch er
ist Sp^-r > Seine Feder scheinbar ritzet > Wie
ein schwacher, feiner Meißel > Später merkt
man. daß der Meißel j Nar die allerschärfste
Geißel. — 2) Charge von Laci u. F^recsai)
in der Bombe von 14. Ottober !877,
Nr. 4l. — Auch glauben wir nicht zu inen,
wenn wir inKl iü „Hunwlistischen Blättern"
1874, Nr. 36. in der „Zum Grenzwal«
d erstreit" überschrirdenrn Charge, die
einen eine Zeitung lesenden bärtigen M.inn
vorstellt. Sftißer'ö Clinterfei vermuthen,
, Emannel M a l e r . geb. zu
Päpa in Ungarn, W. October ltt4ö).
Stammt aus emer wohlhabenden Fami-
lie, in welcher die Kunst, vornehmlich
aber die Musik, besonoers eifrig betrieben
wurde. Der Vater, obwohl nur Dilet»
tant, spielte mit hervorragender Bega«
bung die Violine, berufsmäßig betrieb
er die öandwkthsckaft. Auch die Mutter
ist eine sehr kunstsinnige Frau von nicht
gewöhnlicher Bildung des Geistes und
Herzens, Schon als Kind zeigle
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sonnklar-Stadelmann
- Volume
- 36
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 376
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon