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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Volume 37
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Page - 20 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Volume 37

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Stadion-Warthausen, Franz Ser. 20 Stadion-Warthlluftn^ Franz Ser. fiel ihm der Graf in die Rede: „Halt. da fällt mir ein, wie wäre es, wenn Sie etwas mitbrächten, wodurch man die Phantasie, oder noch besser, den Gaumen der Wiener anregen und begeistern könnte? Zum Beispiel frische D atteln!" Das Wort war ge. sprochen, die Datteln kamen und wurden in eleganten Kästchen mit Waghorn'scher Eile in aller Frische nach Wien geschickt, um die Tafeln einiger Fürstlichkeiten und Excel- lenzen zu zieren. „Frische Dat te ln!" , riefen die Damen entzückt, „frische Datteln", ging es mit freudigstem Erstaunen von Mund zu Mund — und das Loos der Ueberland- vost war in kürzester Zeit entschieden. Wie uiele Züge solcher Art ließen von dem Gra- fen sich erzählen! — Wie er einerseits, wenn es galt, den <3i>aii<1 2siFn6ur spielte, ander» seits aber. und das war seine gewöhnliche Art. in schlichtester Weise, nach jeder Seite hin. fortlebte, ist allgemein bekannt, und so zart, - ja verzärtelt sein Körperbau erschien, er war auf eine Weise abgehärtet, daß ihm Strapazen und Entbehrungen zu ertragen nicht schwer fiel. Aber in diesem Puncte, in welchem er offenbar zu weit ging und sich mehr zutraute, als fein nicht starker Körper auszuhalten im Stande war, ferner im un» mäßigen Genuß von starkem, schwarzem Kaffee und starken Cigarren, die vom Mo« mente des Erwachens bis zum Einschlafen nicht aus seinem Munde kamen, sind zunächst die Ursachen jenes Leidens zu suchen, das ihn vor der Zeit dahingerafft und wozu er, nach dem ihm angeborenen erschwerten Spre- chen und wenn er erregt war, dem Stottern zu schließen, von Kindheit an disponirt war. Was man von Ausschweifungen und der- gleichen gesprochen, gehört völlig ins Bereich der Fabel und treffend bemetkl in dieser Hin- sicht Herr von He lfert: der Mann. auf den damals Aller Augen gerichtet waren, schien sich diese Sache, wie seine anderen privaten Ängelegenhelten mit einer gewissen Methode zurechtgelegt zu haben, die weder ihn selbst, noch das, was ihm höher stand als er selbst, seinen Beruf und seine Wicht gefährden konnte. „Was ihm höher stand alS er selbst, sein Beruf und seine Pflicht", das ist das xunotuiQ Lapsus in Stadion's Leben. Sein staatsmännischer Beruf, seine amtliche Pflicht, welche nichts als die Größe und Achtung gebietende Machtstellung Oesterreichs im Auge hatten, diese waren der Angelpunct seines Schaffens. Denkens, BefehlenS und Ertragens; das war der Stern, zu dem er immer wieder emporschaute und ihn ängstlich suchte, wenn der politische Wolkenhimmel ihn verdeckte. Nnd wie er selbst war, ein Gleiches galt uon seiner amtlichen Umgebung. Von dieser verlangte er dieselbe Opferwillig- keit, dasselbe rückhaltlose Aufgehen im Be» rufe. wie es bei ihm der Fall war. Seine specifisch österreichische Gesinnung oerle-ugnete er in keinem Momente seines Lebens. Als die berüchtigte Caricatur erschien, die ihn in ganzer Figur aber vom Kopfe bis zu den Füßen wie ein Schlagbaum schwarzgelb ange, strichen zeigte, lächelte er darüber. „Mich freut es", meinte er, „daß mich diese Leute nach meinem politischen Glauben richtig auf» fassen. Ich bin ein Schwarzgelber." Ob er im Hinblick auf diese seine politische Rich» tung auch seine Tracht anpaßte, müssen wir dahingestellt sein lassen. Gewiß ist cS, er trug immer einen enganliegenden, dunkelgrünen Leibrock — die Staatsuniformen sind meist von «grüner Farbe — dunkle Beinkleider und eine erbsengelbe Piquetweste. — Es ließen sich noch manche interessante Pointen zur Charakteristik des Grafen beibringen, eS sei aber hier auf H elfert'S Darstellung in dem mebrgenannten Werke, vornehmlich auf dessen Parallele mit dem Minister Schwarzen, berg und auf das Capitel „Persönliches und Aeußerliches" in dem Buche von Hirsch hingewiesen. Der Graf mag, wie jeder Mensch, in Dem und in Jenem geirrt, in seinen politischen Vorausbercchnungen sich getäuscht, Manches für minder schwerwiegend angesehen und dadurch um einen sicher er« warteten Erfolg gebracht worden sein, aber auch die vorstehende (iharalteristik kann nicht würdiger geschlossen werden, als mit den Worten, welche Freiherr von Helfert dem Grafen Stad ion und dem Fürsten Schwarzenberg am Schlüsse der Paral- lele widmet und welche lauten.- „Das Eine aber dürfte sich jedenfalls behaupten lassen, daß, wenn Oesterreich das Glück gehabt hätte, dieses leuchtende Paar staatsmännischer Dioskuren länger zu behalten, unsere Mo- narchie vielleicht neue Provinzen gewonnen, aber gewiß keine seiner alten verloren hätte." I I I . (Quellen zur Biographie. H i rsch R(udolph). Franz Graf Stadion (Wien 1861. Eduard Hügel. kl. 80.). ^Ejne kleine, vortreffliche und bald nach ihrem Er» scheinen auszugsweise in vielen Journalen (Krakauer Zeitung 1861. Nr. 116—l20. —
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Stadion-Stegmayer, Volume 37
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Stadion-Stegmayer
Volume
37
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1878
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
362
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
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