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Stamm. Ferdinand 4
und Lieben des Amtsschreibeis Michael
Haderlein" in jeanpaulisirender Weise
so glücklich debutirt, fast ganzlich ver-
lassen, und sich der rein praktischen des
VolksschriftstellerS. und mit entschie-
denem Erfolge zugewendet. I n den ge-
werblichen Kreisen,namentlich derunteren
(der eigentlichen Arbeiter») Classen, hat
S. ungemein viel zur Richtigstellung der
Anschauungen in Fragen des socialen 3e-
bens gethan. Daß er seinen Schrift«
stellerberuf nicht bloß auf Bücher be«
schränkte, sondern immer einer der thä>
tigsten Arbeiter in zahlreichen Journalen
war, hat nickt nur seinen Namen popu«
lar gemacbt, sondern auch der Einbür-
gerung gesunder Ideen in tausend und
aber tausend Gemüthern macbtigen Vor«
schub geleistet. Mit einer Vielseitigkeit
solider Kenntnisse verbindet S. eine leben»
dige, zum Herzen sprechende Schilderung,
die in Fallen, wo die Darstellung in
Folge deS Gegenstandes mit manchen
Schwierigkeiten zu kämpfen hat, durch
ihre Leichtfaßlichkeit und ihren echt Volks»
thümlichen Charakter eine ungemein
ansprechende ist. Ein Aufsatz, von Fer«
nand S tamm unterzeichnet, konnte
immer gewiß sein, gelesen zu werden
und ein dankbares Publicum zu finden.
Wenn er sich zum Anwalt der Interessen
des Erzgebirges gemacht, so erklärt sich
dieß ebensowohl dadurch, daß er selbst
ein Kind deS Erzgebirges ist. und daß
eben dieses Land des gewerblichen Fleißes
und der mit niederen Löhnen zufriedenen
Thätigkeit, mehr als manches Andere
unsere theilnehmende Aufmerksamkeit in
Anspruch zu nehmen geeignet ist. I m
Ganzen stellt sich S. durch seine schnft-
stellerische, und seine ganze öffentliche
Thätigkeit als einen echten Humanisten
dar. doch nicht aus der Clique Jener,
die mit den Citaten auS griechischen und
v. Wurzbach. biogr. Lexikon. XXXVI. l^E 3 Stamm, Ferdinand
lateinischen Autoren, die sie immer voll
Salbung im Munde führen, groß thun,
sondern als Humanisten der Neuzeit, der
für die Leiden der großen Massen offenes
Herz und offenes Ohr hat, und dieselben
durch Wort, Schrift und That, durch
Lehren, gewonnen aus den Erfahrungen
deS praktischen Lebens, zu lindern be«
müht ist.
Oesterre ichischer Kalender, herausgege'
ben von I . Au spitz (Brunn, Alex. Haupt-
mann. gr. 8«.) Jahrg. 1836, S. 75: „Der
Volksschriftsteller Dr. Fernand Stamm".
Keh rein (Joseph), Biogravhisch-literarisches
Lexikon der katholischen deutschen Dichter.
Volks, und Jugendschriftsteller im 19. Jahr»
hundert (Zürich u. s. w. 4871, Wörl, gr. 8".)
Band l l , Seite 1«0-168. — Brummer
(Franz). Deutsches Dichter.Lerikon (Eichstädt
und Stuttgart l875, 4<>.) Bd. I I , S. 378. —
D?r Reichs rath, Biographische Skizzen
der Mitglieder des Herrn» und Abgeord»
netendauses des österreichischen Reichsrathes
(Wien l86l. Fr. Förster, 8°.) Heft I, S. 49.
— Aquarellen aus beiden Reichöstuben.
Von I . I . K(rasnigg). (Wien l868. R. v.
Waldheim, gr. <2v) Zweite Abtheilung,
S. 76 und 77. — Erinnerungen (Pra.
ger deutsches Unterhaltungsblatt, schm. 4",)
86. Bd. (l86ö), S. 3l)l.
Nicht zu verwechseln mit obigem Humanisten
Fernand Stamm ist sein Namensvetter
Stamm, der als Redacteur der nach ihm
benannten „3-tamm's böse Zungen" kein be«
neidenswertyeS Andenken hinterlassen. Das
genannte Blatt gehörte seinerzeit zu den
Koryphäen der Revolverpresse. Der persön»
liche und Fümilienscandal war darin in
Permanenz erklärt. Der Redacteur, ein ge»
borener Wiener, beulete oie letzce Zeit vor
AuSvruch des Krachs, so gut, es eben ging,
aus; mit dcm Krach waren auch die „bösen
Zungen" verstummt, und der Redacteur
wachte, wie bei den Redacteuren der Re»
voluerpreffe logisch ganz erklärbar, eine
Schwenkung und ging in das Lager der
Nlrramontanen über. Er wurde etwa im
Sommer l875 Redacteur des „Volksfreund".
In einem „Eingesendet" erklätte Stamm's
Mutter, Elise S tamm, bald nach dem zu
Anfang des Iahns 1878 erfolgten Tode
ihres Sohnes, „sein Uebergang oom live»
edr. lä.Iuni!878.) 8
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon