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gewordenen Tanze sich im ganzen Lande;
aber auch in den Nachbarlanden wurden
sie begehrt und Magnaten, welche ihr
eigenes Orchester hatten, verlangten sie
fĂĽr dasselbe. Unter solchen Umstanden
fĂĽhlte sich S. in Warschau immer behage
licher. und je mehr er sich in die Sitten
des Volkes, unter welchem er weilte, ein
lebte, um so mehr gefiel es ihm in dem
3ande seiner eigenen Wahl. Noch innigere
Bande fesselten ihn an dasselbe, als er
im Jahre 1792 eine Polin heirathete.
Im folgenden Jahre sollte S. einen UN'
geahnten Tuumph feiern und Veranlas«
jung dazu gab ihm Adalbert B o g u s-
lawski. Dieser war die Zierde der
damaligen Warschauer BĂĽhne. Seit
dem Jahre 1778. in welchem Ka-
mieiiski's j^Bd. X, S. 413) Gesangs-
spiel „X6ä2a U8202e8!iniona", d. i. Das
beglückie Unglück, zur Aufführung ge«
kommen war, war kein Singspiel, mchr
gegeben worden, dessen Musik nationalen
Geist geathmet hätte. Da schrieb Bo-
guslawski ein Libretto, worin er das
Leben der Krakauer und der benachbarten
Bergbewohner, der Goralen, sich zum
Vorwurf genommen, und die Musik zu
diesem StĂĽcke, das den einfachen Titel
„lirkko^viaki i Horaii", d. i. Krakauer
und Goralen, fĂĽhrte, sollte S te fan i
schreiben. S. unterzog sich dieser Arbeit,
componirte in Folge seiner über die polni»
schen Nationallieder gemachten eingehen»
den Studien eine echt volksthĂĽmliche Musik
und am 1. März 1794 kam das Sing«
spiel auf dem Warschauer Theater zur
ersten AuffĂĽhrung. Dieser Tag bildet
eine Epoche in der Geschichte der natio.
nalen Musik. Der Beifall, mit welchem
das Werk von allen Seiten aufgenom-
men wurde, ist nicht zu beschreiben. Die
Facdkritik erklärte: „wenn Stefan i nur
dieses eine Werk geschrieben hatte, so würde sein Name in unauslöschlichem
Andenken bei den Polen bleiben". Bis
zum Jahre 5839 wurde daS Singspiel
blos in Warftau mehrere hundertmale
gegeben. Dann kam es in St. Peters-
burg zur AuffĂĽhrung, wohin es Ka-
zin Ski mit seiner Gesellschaft im Jahre
!806 gebracht hatte, später in Moskau
und dann in Wien, wo es sich längere
Zeit auf dem Repertoire erhielt. I n der
Musik zu den Krakowiaken und Goralen
scheint S. sein ganzes musikalisches Kon-
nen concentrirt zu haben. Bis zum Jahre
1818 blieb nun S. bei der polnischen
BĂĽhne, fĂĽr welche er noch mehrere
Operetten und Singspiele componirte,
welche sich längere Zeit auf dem Reper-
toire erhielten. Es seien davon genannt:
Kisssne' H?o<HSanl", d. i. Die dank-
baren Unterthanen (1796), — „2)?-56no
KT-onans", d. i. Der bezauberte
Baum (l797); — „F>o-Ma" (1806).
nach einem französischen Libretto', —
„So??m's??-2 <3o7-6<?Hl", d. i. Wachtmeister
Gärecki (1807); — „/NHa", d. i. Die
Polin, nach dem Libretto von W y«
bicki (1807)', — „Fta?-^ ni8?ini/",
d. i. Der alte Jäger (1808): — „^a?/.
(1808), welche nicht ohne VorzĂĽge,
doch mit seinem ersten Werke in keiner
Weise einen Vergleich aushalten. Außer«
dem componirte S. noch einige Messen.
S. erreichte das hohe Alter von achtzig
Jahren. Von seinen vielen Kindern
starben mehrere in der Jugend; zwei
Töchter. Caro l ina und Eleonora,
bildeten sich zu Sängerinnen aus und
starben inmitten ihrer Triumphe in jungen
Jahren. Carol ine im Jahre 1803.
Eleonora im Jahre 1831. Von den
Söhnen hatten alle daS Musiktalent des
Vaters geerbt; Kasimir undIo hann,
als VioliN'Solisten im Orchester des
Warschauer Theaters angestellt, starben,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon