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Steigentesch, August
kehr, neuer Verwendung gewärtig, in
Wien auf. Im Jahre 1823 schickte ihn
der Kaiser nach Berlin, um dem Kron<
prinzen von Preußen zu seiner Ver«
mählung die Glückwünsche des kaiser«
lichen Hofes zu überbringen; nach sei«
ner Rückkehr von Berlin wohnte er dem
Congreß von Verona bei. Indessen stell«
ten sich die Symptome einer Wassersucht
ein, welche er vergebens zu bekämpfen
suchte, ilidem er, immer noch einer Ver»
Wendung gewartig, die Kreise der hö>
heren Wiener Gesellschaft besuchte. Ms
aber sein Leiden nicht weichen wollte,
vielmehr immer größere Fortschritte
machte, trat er in den Ruhestand übec
und lebte zurückgezogen von allen öffent-
lichen Geschäften. Durch eine ansehnliche
Erbschaft, welche ihm von Seite seineS
älteren Bruders zugefallen war, befand
sich S. in vollkommen unabhängiger
Lage. Er lebte seinen literarischen Nei-
gungen und gastronomischen Genüssen,
welcde letzteren eben sein oberwähntes
Leiden, wozu er seiner großen und star-
km Körperbeschaffenheit nach incliniren
mochte, vor der Zeit hervorgerufen ha»
ben dürften. Die Sommermonate brachte
er meist auf seinem Landhause in Laa.
einem zwischen Breitenfurth und Preß.
bäum in Wiens nächster Nahe, in an«
muthigster Waldgegend gelegenen Dorfe,
zu. Vor feiner letzten Reise nach Italien
hatte er aber daS Landhaus verkauft
und lebte bis zu seinem Tode, der ihn
im Alter von erst 52 Jahren dahin»
raffte, in Wien. Steigentesch war
mit einem Fräulein von Zwier le in,
welches er in Wehlar kennen gelernt
hatte, verheirathet. Aber diese wenig
zierliche und ihn im Alter überragende
Dame war nichts weniger als geeignet,
daS eheliche Glück eines Lebemannes,
wie es S. war, zu begründen. Die ' Steigentesch) August
Verbindung war auch nur von kurzer
Dauer; eS folgte mit beiderseitigem Ein«
Verständniß, ohne daß zu einer gericht»
lichen Scheidung geschritten wurde, die
Trennung. Die Frau zog sich auf ein
Lanogm zurück, wo sie S. von Zeit zu
Zeit besuchte, und wo sie bis zu ihrem
um 18t6 erfolgten Tod lebte. Stei-
gentesch, ebenso durch seine Talente,
wie durch gefällige UmgangSformen, viel.
ftitige einflußreiche Verbindungen und
eine imposante äußere Erscheinung begün«
siigt, hatte rasch Carriöre gemacht. Selbst
ohne, oder doch ohne nennenswertheS
Vermögen, hatte er sich durch Erbschaft
und seiu Glück im Spiel ein Capital er»
worben, und später davon eine Summe
von 30.000 fi. auf Leibrenten angelegt.
Außerdem hinterließ er ein schuldenfreies
Vermögen von etwa 100.000 fi. Da er
keine nahen Verwandten hatie, ver»
schrieb er etwa die Hälfte dieser Summe
einer Dame, Maria von Hügel, der
Tochter seines vieljährigen Freundes,
der mit ihm zugleich Commifsarius in
NegenSburg war und mit dem er m
den freundschaftlichsten Verhältnissen ge«
standen. Zum TestamentS.Erecutor er.
nannte er feinen Freund, den Hofrath
im Ministerium des Auswärtigen An.
dreas Florimund Grafen Mercy sBand
XVII, S. 393. Nr. ^ , dem er seinen
wohl sortirten und ausgestatteten Keller
und das silberne Tafelgerath für 24 Per.
sonen vermachte. Einer in seinem Testa«
mente als Verwandte bezeichneten Ba«
ronin von Langen, welche im Würt»
temberg'schen lebte, legirte er die Summe
von 5000 fi.. zu welcher Nvlch dem Ab«
leben seines alten Kammerdieners eine
gleich hohe Summe hinzukommen sollte.
Auch hatte er in Siebenbürgen lebende
Steigentesch bedacht, ohne jedoch
anzugeben, ob sie mit ihm versandt
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Volume 38
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stehlik-Stietka
- Volume
- 38
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon