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Steinebach Steinebach
!oruS". das seiner religiösen Tendenz lizei. dem Grafen Sedlnitzky, zu thun.
der eben selbst zu den Lind.Bewunderer:i
zahlte, und einen noch so harmlosen An'
griff auf die Gefeierte unter keiner Bedin.
gung gestatten wollte. Alle dem Grafen
gemachten Vorstellungen, das Stück frei«
zugeben, blieben erfolglos', erhielt es
anderthalb Jahre im Pult verschlossen.
Endlich im Jahre l847. nachdem der
Lind-Taumel sich gelegt, gestattete er,
nachdem die Censur noch zahllose Ver«
siümmelungen an der ,Leni Wind" will-
kürl'.ch vorgenommen, die Aufführung.
Nun aber war der richtige Zeitpunct
für eine dramatische Arbeit, die eigent<
lich docd nur ein Gele^enheitSscher; war,
vorüber, und das drastische Moment, in
welchem ein in Verkleidungsrollen be«
sonders geschickter Darsteller die Pseudo-
Lind auf der Bühne agirte, und nach
schwedischen Melodien öechische Lieder
vortrug. erMie nicht jene Wirkung, die
ihm zur Zeit, als noch die gefeierte
schwedische Nachtigall alle Herzen bezau-
berte, von den für Heiteres so empfang-
licben Wienern zu Theil geworden wäre.
Diese nichts weniger als aufmunternden
Erfahrungen bewogen Stet neb ach,
sich der Bühne ad und einem Gebiete
zuzuwenden, auf welchem er mit mehr
Glück zu produciren hoffte. Er wendete
sich der Erzählung in ihren verschiedenen
Abarten — Novelle, geschichiliche Skizze.
Volkägeschichte, historisches Genrebild
u. s. w. — zu. und arbeitete, ja arbeitet
noch in dieser Richtung mit einer uner«
schöpflichen Rührigkeit und Rüstigkeit
darauf loS, daß er wohl als der frucht»
barste Autor Oesterreichs auf diesem Ge-
biete gelten mag, da sich die Zahl seiner
novellistischen und erzählenden Arbeiten
wohl auf mehrere Hundort belaufen inag
und er also den deutschen Novellisten
Paul Heyse in der Quantität weit
halber von der Censur beanständet worden
und von welchen drei Dramen nur das
zweite als Buchdrama im Drucke erschie«
nen ist. So sanken Steinebach'S hoch»
gespannte Erwartungen, die er sich oon
seinem dramatischen Wirken gemacht,
ziemlich tief herab > und von der Hof-
bühne, von der er nichts mehr zu hoffen
hatte, wendete er sicd den Vorstadt»
Bühnen zu und wollte eS auf denselben
versuchen. Er schrieb ein tragikomisches
Märchen „Der Liebestraum", welches
von dem Theater» Director Pokorny
auch angenommen und im Jahre 1843
auf dem Theater an der Wien gegeben
wurde. Aber auch dieses Werk hatte
unter den Strichen oeS Censors und
der Speere der Direction empfindliche
Kürzungen erfahren. 2,e ursprünglichen
drei Acte waren auf zwei zuiamnn'n»
geschmolzen, und obwohl Stein eb ach
das verstümmelte Werk selbst zurück«
ziehen wollte, so ging das. der darauf
bereits verwendeten Ausstattungskosten
wegen, nicht mehr an. So kam es denn
zur Aufführung und erhielt sich auch ein
paar Wochen auf dem Repertoire. Noch
einmal wollte es S. mit den Brettern
versuchen; da es mit dem ernsten Dra«
ma nicht ging, das Volksstück die dop-
pelten Unbilden der Censur und Direc»
tion zu erdulden gehabt, wendete sich
Steinebach der heiteren Muse zu.
und der damalige Lind«Taumel, welcher
ganz Wicn durch etliche Monate befan«
gen hielt, bot ihm eine treffliche Ge-
legenheit, seiner komischen Muse frei die
Zügel schießen zu lassen, so entstand
die dramatische Satire „Leni Wind".
Aber damit kam er am übelsten au.
Denn nun hatte er es nicht mit der
Censur, sondern mit ihrem Chef, dem
damaligen Gmeralgewaltigen der Po-
o. Wurzdach . bioar.Leriwn. XXXVIII. lGedr. l5.Ott. l878).
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Volume 38
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stehlik-Stietka
- Volume
- 38
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon