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Andreas (Schriftsteller) Andreas (Schriftsteller)
bereits ein fertiger Mann, 42 Jahre alt.
Die Titel seiner Werke sind: „Zrumutische
schritten" 3 Bde. ften BĂĽhnen gegenĂĽber
Manuscript) (Wien 1861), t< „Kunst-
lerin und Bajadere". — 2. „Ein deut-
scheS Schauspiel", — 3. „Die Mar-
quise" svergleiche darüber: „Der Bot«
schafter" (Wiener polit. Blatt) 1862,
Nr. 230^; — „Drei Bücher uam Geiste. An-
man" (Wien 1863), ^vergleiche darĂĽber:
„Blätter für literarische Unterhaltung"
1863. S. 337^', — ,Mrd und süd. Rnnst-
und Anse-Vriete" (Leipzig 1863)', — ,3m
stĂĽrm des Vebens. Naman" 2 Bde. (Wien
1864); — „Olllwstndien. Kunst- und Neise-
briete uns der Schmch und Neutschland" (Ber>
lin 1863, O. Ianke), wohl sein inhalt«
vollstes Buch, mit ausführlichen Dar«
stellungen von Basel. ZĂĽrich, Bern,
Neufchatel, Lausanne, Genf. mit Kunst-
ftudien ĂĽber DĂĽsseldorf und Weimar,
und Biographien, oder biographischen
Skizzen über Männer wie L u t h e r ,
Zwingt i. Lavater. Bodmer, Her«
der, Klopftock, Calame und Maler
Lessing; — „Mudernes Neiden. Aunilln"
2 Bde. (Leipzig 1867) » rg l . darüber:
.Blätter für literarische Unterhaltung"
1867, Nr. 46, S. 728^. und „Aenaizganre
und Nllmnntik. Nllman" 2 Bände (Leipzig
1869, 8o.). Mit diesen sieben Werken,
zusammen zwölf Bände, schließt S.'s
selbständige schriftstellerische Thätigkeit
ab, welche, sowohl ihrem Umfang als
ihrem geistigen Gehalt nach, es nicht
erklärt, daß ein Schriftsteller wie
S t i f f t in der „Geschichte der neuesten
deutschen Literatur von 1830 biS auf die
Gegenwart." Von Heinrich Kurz (3eip.
zig 1872, B. G. Teubner. schm. 4".)
auch nicht einmal genannt erscheint.
War S t i f f t schon seinem ganzen
Wesen nach eine eigenartige Erscheinung,
als vollendeter Sonderling entpuppte er sich doch nur in seinem äußeren
Gebaren, wodurch er leicht dem Begeg»
! nenden aufsiel. Immer mit sich selbst
sprechend, mit einem BĂĽcherpakete bela>
den, schritt er nicht, sondern schlurfte
vielmehr fast unhörbar über die Straße
dahin, sich um Niemand kĂĽmmernd, oft
selbstgefällig lächelnd und mit der freien
Hand gesticulirend, den ihn GrĂĽĂźen-
den entweder starr ansehend oder gedan-
kenloS, gewiĂź ohne ihn erkannt zu
haben. wieder grĂĽĂźend. Sommer und
Winter sah man ihn in einem abgetra»
genen Rocke, mit schabigem Hute und
einen rothen Regenschirm unter dem
Arme. Ohne geizig zu sein — denn für
Bücher gab er ansehnliches Geld aus —
gönnte er
sich kaum ein ordentliches Mahl,
obwohl er schon von den Zinsen seines
Vermögens allein sehr behaglich zu leben
im Stande war. Diesem seinem äußeren
Wesen entsprechend, sah es in seiner
Wohnung aus. Jahre hindurch bewohnte
er in der Augustinergasse eine dumpfe
Stube, in der er wohl selten einen Be«
such empfing. Sein Stammgasthaus war
seit Jahren der Gerstenbrand, ein
in Wien bekanntes Gasthaus, und dort
saĂź er oft stundenlang, ohne ein Wort
zu reden, nur den Gesprächen seiner Tisch«
genossen lauschend, und wenn man ihn
von der Debatte recht lebhaft interessirt
glaubte — war er verschwunden. —
WaS den Charakter seiner Schriften an«
belangt, so tragen sie ganz den seines
eigenen Wesens, jenen Dualismus, der
auS seinem öffentlichen Auftreten unS so
eigenthümlich berührt. I n der Form«
losigkeit seines Schaffens ist immer noch
System, das an Stellen durchblitzt.
Selbst ein Frommer — nicht, wie ihn
seine Collegen schalten, -Frömmler —
schrieb er doch die geistreichsten Artikel
gegen daS Concordat und Feuilletons
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon