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StoKoviä 143 Stojkovio
kovio's Eifer und Talente erkannte, be
stimmte ihn, daĂź er sich zur Fortsetzung
seiner Studien nach Deutschland begab,
wo er zu Göttingen die Collegien auS
Physik, Philosophie und anderen Gegen
ständen hörte und die philosophische Doo
torwĂĽrde erlangte. Darauf kehrte er in
seine Heimat zurĂĽck, wo sich die alte Ge
schichte von dem Propheten imVaterlande
wiederholte. So hatte er daselbst 4802 in
serbischer Sprache zunächst ein Lehrbuch
ĂĽber die Theorie des Styls erscheinen
lassen, das wenig beachtet wurde; in
einem in- den Jahren 1801 —l8N3 in
serbischer Sprache herausgegebenen Lehr-
buche der Physik stand er in der Behand»
lung dieser Wissenschaft ganz auf der
Höhe der Zeit. Aber während man in
seiner Heimat weder von ihm noch von
seinem Schaffen KenntniĂź nahm. wurde
die russische Regierung auf den streb»
samen jungen Gelehrten aufmerksam
und berief ihn im Jahre 1803 als Pro«
fessor der Physik an die Universität in
Charkow. In dieser Stellung wirkte er
unablässig und rüstig fort und gab meh>
rere wissenschaftliche Werke in russischer
Sprache heraus, und zwar: „Anfangs«
gründe der Physik", zwei Bände (1809);
— «Schutzmittel wider den Blitz" (1810);
— ein „System der Physik" (1813); —
eine „Physische Astronomie" (1813); —
eine .Physische Geographie" (1813); —
eine „Abhandlung über Blitzableiter"
(l813). — eine andere „Ueber Entwäfse«
rung feuchter Ebenen" (1827), endlich eine
über „Meteorsteine und ihren Ursprung".
I m XXV. Bande der Gilbert'schen
.Annalen für Physik" (1809) veröffent-
lichte er auch Nachrichten von mehreren
in RuĂźland gefallenen Luftsteinen. So
rückte er in seinem neuen Adoptiv'Vater«
lande von Stufe zu Stufe vor und
wĂĽrbe zuletzt Staatgrath, in welcher Eigenschaft er im Alter von 60 Jahren
zu St. Petersburg starb. I n seiner
frĂĽheren, wie in seiner letzten Lebens-
zeit gab er auch einige schöngeistige
Arbeiten heraus, so im Jahre 1801
den Roman „Aristid unt> Nntalie" und
1830 den zweiten „Nandor nder.die Gut-
hnllnng der egqptischen GcheimnibSr". Auch
beschäftigte er sich mit einer Uebersetzung
der Bibel ins Serbische, wobei er aber
nicht ganz ehrlich vorging, wenn es sich
damit so verhält, wie 8afar ik berichtet.
Vuk Stephanowitsch Karadschi tsch
j M . X, S. 464) hatte nämlich seine
Uebersetzung des neuen Testamentes vol-
lendrt und der Bibelgesellschaft über»
geben. Diese Uebersetzung habe Sto j -
kovi6 einzusehen Gelegenheit gefunden
und sie nun durch und durch russo»slove»
nisirt — die Handschrift befindet sich in
der Wiener k. k. Hofbibliothek — die
Arbeit von Karadschitsch aber, ĂĽber
welche er sein Gutachten abzugeben auf»
gefordert worden sei, als zu gemein ver«
worfen und seine Verballhornung der
Bibelgesellschaft aufgeschwatzt, von wel«
cher sie auch im Jahre 1824 heraus»
gegeben wurde. Stojkoviä's scbrift«
stellerische Thätigkeit blieb in Wissenschaft«
lichen Kreisen und auch sonst nicht un«
beachtet, so haben ihn u. A. die minera«
logische Gesellschaft in Jena. die könig«
lich böhmische Gesellschaft der Wissen«
schaften in Prag und die königliche So»
cietät der Wissenschaften in Göttingen
unter ihre Mitglieder aufgenommen, und
der die Wissenschaft in Ungarn mächtig
fördernde Erzherzog Pa la t in Joseph
ihn fĂĽr die Uebersetzung eines russischen
Werkes ĂĽber die Wasser.Communicationen
n Ruhland durch Verleihung eines kost«
baren Ringes ausgezeichnet.
Annalen der Literatur und Kunst des In« und
Auslandes (Wien, Anton Doll, 4".) Jahrgang
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon