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tischen Heilkunde an der dortigen Kli»
nik, hervorheben wollen. Nach been«
deten Studien betrieb St rambio die
ärztliche Praxis zu Carnago, einer Ort«
schaft im Gebiete von Seprio, später
zu Trezzo an der Adda. Es war im
Jahre 1782. als in Italien eine aus»
sahartige Krankheit, dort ?6i!ÄSrk ge»
nannt, verheerend auftrat und von den
Aerzten theils verkannt, theils gar nicht
erkannt, namentlich unter der armen
Bevölkerung sich in erschreckender Weise
verbreitete. Weder die Wissenschaft,
welche nach dem Sitz der Krankheit
forschte, noch die Regierung, welche
Alles that. um der Zunahme dersel-
ben vorzubeugen, ehielten einen nenn«
baren Erfolg. Die bedeutendsten Aerzte,
wie F r a p o l i-, G h e r a r d i n i,
Z a n e t t i . gingen mit dem ganzen
Reichthum ihrer Erfahrung an die Er»
forschung des Uebels, das große Hofpi>
tal in Mailand (Zpftäglft NaFziars)
und die patriotische Gesellschaft hatten
Prämien darauf gesetzt, aber kein Ge»
lehrter erschien, um den Preis zu holen.
Inzwischen war St rambio seinerseits
auf das emsigste mit dem Studium der
Krankheit beschäftigt und veröffentlichte
zunächst seine Schrift: „Ds
Diese Abhandlung lenkte die Aufmerk-
samkeit der Regierung auf den Ver»
fafser. und auf Vorschlag deS oben»
genannten B o r s i e r i , welcher die
Geschicklichkeit seines Colleg<:n schätzte,
wurde derselbe von Kaiser Josep h I I .
zum Chefarzt des im Jahre t784 eigeuS
für die uon der Veii^rs Befallenen in
Zegnano errichteten Spitals ernannt.
In dieser Eigenschaft wirkte er bis zur Schließung dieser Anstalt Ende
1788. I n jener Zeit veröffentlichte
Strambio noch die folgenden Schrif-
ten. Fortsetzungen seiner ersten: «As
?a,öo?'wntl'ö«8
2786« (^äiolani 1787)'
sts.« ftdicl. 1787). Nach
Aufhebung des Spitals in Legnano kam
Strambio als Primararzt an das
große Spital zu Mailand, wo er zur
Fortsetzung seiner Studien über diese
Seuche die speciell für Pellagrakranke
eröffnete Abtheilung zugewiesen erhielt.
Als Ergebniß seiner mehrjährigen Beob»
achtungen veröffentlichte er im Jahre
l794. und zwar diesmal in italienischer
Sprache, noch ;wei neue Abhandlungen,
worin er ge.zen den sich vordrangenden
Browniauismus. dessen Anwendung in
der genannten Krankheit ihm als ge«
radezu unzulässig erschien, mit Entfchie«
denheit zu Felde zog. Da fick dieses
neue System in der ärztlichen Welt wi»
der Erwarten schnell einbürgerte, fo
hatte er, als Gegner desselben von
allem Anbeginn, keinen leickien Kampf
zu bestehen, der freilich mit seinem
Triumphe endete, als selbst die För»
derer des Nrownianismus, dessen Un»
Haltbarkeit erkennend, Gegner dieser
Reizlehre wurden. In seiner Stellung
als Spitalsarzt entfaltete er eine uner»
müdliche Thätigkeit und galt nicht blo5
im Krankenhause. sondern auch außer«
halb desselben als ein theilnehmender
Arzt. als ein wahrer Schutz und Hort
der leidenden Menschheit. In der Folge
wurde er Director der Irrenabtheilung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon