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Straße^ Alois 267 Straßer, Alois
Südtirol gute Dienste geleistet, in Nord
tirol aber ebenso überflüssig sei, als sie
es nicht verstanden habe, ihrer Aufgabe
zu entsprechen. Sie habe sich mit Klei»
nigkeiten beschäftigt und dadurch den
Bezirksämtern große Lasten durch Ge«
schäfte aufgebürdet, an denen eigentlich
nichts gelegen war. Im weiteren Ver«
laufe seiner Rede wies er nach, wie in
Tirol, diesem Lande der Treue und
Ergebenheit gegen das ah. Kaiserhaus,
seit der Einführung der Gendarmerie
eine Menge Verbrechen, ja sogar vor-
dem nicht gekannte Majestütsbeleidigun»
gen vorgekommen feien, einfach darum,
weil sich Gendarmerie und Volk gegen»
seitig gar nicht verstanden, und daß es
Fälle gegeben, wo die Gendarmerie so»
zusagen Verbrechen provocirt habe. In
der Sitzung des nächstfolgenden Tages,
wo die Frage wegen Subventionirung
einzelner Kronländer verhandelt wurde,
bemerkte er in der Debatte: „Ich be»
Haupte nicht, daß im Allgemeinen eine
Provinz die andere unterstützen soll.
Aber so lange alle Provinzen zu dem
Kaiserstaate Oesterreich gehören, kann
man auch mit Grund gerechten Anspruch
auf Aushilfe aus dem Staatsschatze ma»
chen. Wenn Länder nicht vermögen die
Lasten für daS und jenes allein zu tra»
gen, so soll man sie also unterstützen,
dann werden die Kronlander fester zu
einander halten und den wohlwollen«
den Absichten Seiner Majestät deS
Kaisers mit allen Kräften und wahrer
Bereitwilligkeit an die Hand gehen".
I n gleich freimüthiger Weise und die
Angelegenheit vom praktischen Gesichts-
Puncte erfassend, hielt er anläßlich des
Branntweingefälls in Tirol eine Rede
über die Wein« und Bierfteuer, über
Zölle, über daS Tabaksmonopol, bei
welch letzterem Puncte er. da Mono« pole die freie Cultur und Ausbeutung
des Bodens beschränken und in national-
wirthschaftlicher Beziehung ungemein
schädlich seien, die Bitte ausspricht, die
Möglichkeit einer zeitigen Auflassung
dieses Monopols sofort in reiflicbe E»
wägung zu ziehen. — In der Sitzung
vom 19. September 186t) wies er die
Uebelstände des damaligen Gebühren»
gesetzes an einem praktischen Falle schla»
gend nach, — und in der Sitzung
vom 21. September gab er, ohne die
Farben grell aufzutragen» vielmehr mit
möglichster Schonung in der Darstellung
ein treues Bild der Finanzlage des Kai«
serstaates, wobei er namentlich die
Schönfärberei der ofsiciösen Berichte,
welche gewöhnlich die Dinge ganz an«
ders ausmalen, als sie wirklich sind, mit
Entschiedenheit verwirft. — Als er aber
in der Sitzung vom 26. September in
der Frage über die künftige Consti-
tuirung des Kaiserstaates das Wort er-
griff, da stimmte auch er mit den
Schlußanträgen der Minorität fter«
gleiche zum Verständniß der Sachlage
die Biographien: H e i n ^Band VII I ,
S. 2l3^> u n d M a a g e r ^Band XVI,
S. 183^), und wenn er auch nicht wie
M a a g e r daS entscheidende Wort
Const i tut ion unerschrocken gerade»
herauS sprach, so war es nicht Zag»
haftigkeit oder gar Furcht, die ihn hin»
derten, es zu thun. sondern nur der noch
bestandene Schein der Unausführbarkeit,
der auch ihn irre geleitet. Dem Gedan»
ken der Reichseinheit aber gab er in
einer schwungvollen und trefflich geglie»
derten Rede. in welcher er verschiedene
Ansichten der Majorität mit Klarheit und
richtig angewandtem Patriotismus ent»
schieden widerlegte, unverhohlen AuS«
druck. Wir find bisher St raß er in
seiner öffentlichen und politischen Wirk'
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon