Page - 294 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Volume 39
Image of the Page - 294 -
Text of the Page - 294 -
Strassoldo-Grafenberg) Michael 294 Straffoldo-Grafenberg) Michael
lombardisch'venetianische Königreich und
für Dalmatien, anfangs als Hofconci.
pist, später als Hofsecretär, bis er 4847
als Provinzial- Delegat nach Rovigo
gesendet wurde. In dieser Stellung
fand ihn die Revolution, und nun kam
er als Hofrath zu dem dalmatinischen
Landesgubernium. Jedoch nur kurze
Zeit blieb er auf diesem Posten, denn
schon 1849 erfolgte seine Ernennung
zum Chef der Civilabtheilung des Ge>
nc:al«GouvernementS für daS lombar«
disch - venetianische Königreich in Mai«
land. Als Karl Fürst Schwarzen -
berg IBand XXXII I , S. 88). der
am 19. October 1849 daS Civil- und
Militär- Gouvernement von Mailand
übernommen, im nächsten Jahre dieses
Amtes enthoben wurde, trat Gral
Strasfoldo an dessen Stelle. 1883
vertauschte er den mailändischen Statt»
Halterposten mit dem uon Steierrnark,
auf welchem er volle zwölf Jahre auS
harrte. Mit Graf Belcredi'S Ueber
nähme der Geschäfte des Innern fand
Strassoldo's Abberufung statt, und
da er bereits 40 Jahre gedient hatte,
bat er um seine Versehung in den blei.
benden Ruhestand, die ihm auch von
Seiner Majestät in der huldvollsten
Weise gewahrt wurde. Sein Rücktritt,
für den keine äußeren Gründe vor«
lagen, erregte in der Steiermark um so
größeres Befremden und Bedauern, als
der Graf wegen seines Gesinnung«.
mutheS und seiner liberalen politischen
Ansichten in allen Kreisen sich großer
Achtung und Beliebtheit erfreute. Als
- einen Zug feines staatsmännischen We-
sens glauben wir die Thatsache melden
zu können, daß er mit allen ihm zu
Gebote stehenden Mitteln einen Preß-
proceß in Grah zu vermeiden bestrebt
war. Er wollte daS Necht der freien Presse in dem seiner Leitung anvertrau«
ten Lande nicht verkümmert sehen und
wurde in dieser liberalen Anschauung
von der Staatsanwaltschaft unterstützt.
Mit dieser Vorliebe für das freie Wort.
daS er nicht beeinträchtigt sehen wollte,
verband er Achtung für die Verfassung
und nahm das Vereinsleben in seinen
Schutz. Als man noch in Wien das
Genossenschaftswesen mit angstlichen
Blicken betrachtete und dessen Entwick«
lung manchen Hemmschuh unterlegte,
dachte der Graf unbefangener und
befürwortete zur nämlichen Zeit die
Gründung des steierischen Süngerbun.
des. In die Verhandlungen des Land«
tageS griff er nie hemmend ein und
wurde deshalb von den Abgeordneten
hochgehalten. Er stimmte fast immer
mit den Ansichten der Landesvertretung
überein, und seine Eingaben an das
Ministerium des Innern, welche Lan«
desinteressen zum Gegenstände hatten,
befanden sich oft im Widersprüche mit
den in ministeriellen Kreisen herrschen«
den Ansichten. Unter solchen Umständen
sah die Bevölkerung den Rücktritt des
würdigen Staatsmannes mit unver«
hohlener Betrübniß an, und die Ver»
waltungsbeamten gaben diesen Gefüh-
len Ausdruck, indem sie ihm bei seinem
Scheiden ein von den politischen Behör-
den gewidmetes Album überreichten,
welches eine in den wärmsten Worten
abgefaßte Ehrenadreffe enthielt. Graf
Strassoldo, eine der populärsten
Gestalten in der freundlichen Murftadt,
genoß die Ruhe deS Privatlebens noch
acht Jahre. Aus seiner am 30. No-
vember 183l) mit Mar ia Anna ge-
borenen Freiin Ma lowez von Malo-
wih und Kossorz (geb. 28. October
1821). Sternkreuz-OrdenS. und Palast,
dame Ihrer Majestät der Kaiserin Eli»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon