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Sträub^ Joseph Ignaz
henden Freibeutern zu thun. Doch wie,
derum trat er, dem Gesindel mannhaft
entgegen, wie er sich denn überhaupt
nach dieser Richtung unvergeßliche Ver-
dienste erworben hat. Nicht ohne Ge>
fahr seines Lebens schützte er gegen den
raubfüchtigen Pöbel die öffentlichen Cas»
sen und Staatsgüter vor Plünderung-
und selbst die bayerischen Beamten und
Gefangenen vor Raub und Mißhand«
lung. was ihm freilich noch nach Jahren
von den Bayern übel genug gelohnt
wurde. Denselben Abend gegen 10 Uhr
erhielt er eine Ordonnanz vom Major
Teimer, welcher ihn auffordern ließ.
mit dem ganzen Landsturm bei Tages«
anbruch in Innsbruck einzutreffen.
S t r ä u b stand bereits schlagfertig,
denn durch seine Kundschafter besaß er
schon die verläßlichsten Nachrichten über
die Lage der Dinge. Um ein Uhr NachtS
schickte er die ersten Vorposten aus, und
zwar einen Theil über Amvaß nach Ma>
tret, den andern über Egerdach nach
Wiltau , um die Feinde zu beobachten.
In derselben Stunde kam eine zweite
Aufforderung vom Major Teimer und
Joseph Hutter in Hötting. sofort mit
der ganzen Sturmmasse nach Innsbruck
zu marschiren. Eine Stunde später
stand Straub's Mannschaft zum AuS-
rücken bereit. Noch ließ er in der Pfarr«
kirche eine Frühmesse lesen, und vor drei
Uhr Morgens war der ganze Zug in Be>
wegung. Indessen zog er mit seiner
Truppe nicht, wie T e i m e r es wollte,
direct nach Innsbruck . sondern schickte
dahin nur die Sturmmaffen des Gerich.
teS Taur, während er selbst mit Andre
A n g e r e r (Wieseler) und Johann
Lenner die Haller und Rattenberger
am rechten Innufer über Egerdach gegen
Wittau und den Berg Isel führte, um
dem vorgedrungenen Feinde den Rück« Strauß Joseph Ignaz
zug abzuschneiden. Die Nacht hindurch
aber hatten die Bewohner des Mittel,
gebirges und die Stubaier den von
Steinach auf Innsbruck marschirenden
Franzosen bereits empfindliche Verluste
beigebracht, indem sie ihnen die Pferde
vor den Kanonen und den Bagage-
wagen wegschössen und durch die von
allen Seiten einschlagenden Kugeln zu.
gleich nicht wenige Soldaten fielen. Als
S t r ä u b mit seiner Truppe den Berg
Isel erreichte, vereinte sick die Mann.
schaft, welche er zur Recognoscirung
nach^Steinach gesendet hatte, wieder
mit ihm. Zur völligen Einschließung der
Feinde, die in den Wiltauer Feldern
bereits in Schlachtordnung standen, ließ
er eine Abtheilung Schützen vorrücken,
welche bei dem sogenannten Stindl»
Häusel auf eine Compagnie Bayern
stieß und dieselbe gefangen nahm. Er
selbst drang darauf mit seinen Landes»
Vertheidigern an die Wiltauer Felder
heran, wo er an daS erste französische
Piquet durch Joseph Baumgar tn er
die Frage stellte, ob es sick gutwillig
gegen kriegsreglementmäbigen Pardon
ergeben, oder sich schlagen wolle. Der
Officier gab zur Antwort, es stehe nicht
in seiner Macht, dies oder jenes zu thun.
er habe nur seinem Kaiser und dessen
Generalen zu gehorchen. Auf diese Ant«
wort schickte St ra ub einen Parlamen-
tär nach Wiltau . wo er den'General
Bisson zur Wahl zwischen Kampf und
Uebergabe auffordern sollte. Indessen
war auch Major Teimer heranmar-
schirr und hatte dem General dieselbe
Alternative stellen lassen. Dieses merk«
würdige, jedoch zufällige Zusammen«
treffen der beiden Aufforderungen von
Seite der in Innsbruck versammelten
und der auf entgegengesetzter Seite, im
Rücken des Feindes stehenden Schützen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon