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dahin; nur einmal unterbrach er seim
Ruhe durch die Theilnahme an eine!
Feier, welche die ehemaligen Zögling,
der Schule in Kempten zusammenrie
und in ungetrübter Weise am 24.
und 23. August 1837 stattfand. Nun
aber griffen zwei rasch aufeinander fol
gende traurige Ereignisse tiefer in sein
Leben ein. Am 28. November 1838 starb
sein Stiftscollege, der Geschichtsforscher
Joseph C h m e l M . I I , S. 331)
wenige Wochen später der Propst des
Stiftes Friedrich M a y e r auf einc^
Reise nach Rom, die er in Angelegen
heiten der Klöster gemeinschaftlich mit
dem Seitenstettener Abte Ludwig
Ströhm er ^Bd. X ^ S. 73 j^ angetre-
ten, in der ewigen Stadt, die er schwer
krank erreicht hatte. Letztere Trauer
künde war der schwerste Schlag für
S t ü l z , der sein Lebelang mit unver»
brüchlicher Freundschaft an M a y e r
gehangen, dessen Tod in jener Zeir, da
5ie Klöster in ihrer Existenz bedroht
waren, das Stift am empfindlichsten
traf. Stü lz übernahm nun vorderhand
die Administration des Stiftes. I n dieser
, Stellung begab er sich um die Mitte
März 1839 nach Klofterneuburg. wo
eine Versammlung der Stiftsvorstände
der österreichischen regulirten Chorherren«
klöster über die Feststellung der Ordens-
Verfassung und der regulären Disciplin
berathen sollte. Als aber am 11. Mai
1859 die Wahl des neuen Propstes vor-
genommen wurde, fiel dieselbe auf
S t ü l z , der auch in „Gottes Namen"
das Opfer brachte, sie anzunehmen, mit
der Ueberzeugung freilich, daß seine letzte
frohe Stunde geschlagen habe. Am fol»
genden Tage wurde der ehemalige Bre«
genzerwaldesbube zum Prälaten von
St. Florian geweiht. An Beglück»
wünschungen zu seiner neuen schweren Würde fehlte es nicht, sie kamen von
nah und fern, unter andern von
Höf ler , Ringseis und Döl l inger
auS München. Die Jahre seines Prä«
latenthums, an welchem er nach eigenem
Geständniß nie eine rechte Freude hatte^
flössen ihm doch im Ganzen ruhig dahin,
und wenn eine Störung dazwischen trat,
so kam sie von außen, wenn die politi-
schen Zustande ihn auf die Arena riefen.
Mit den gelehrten Arbeiten, welche er
begonnen, ging es langsam von statten,
da ihm die neue Würde noch weniger
Muße übrig ließ, als sein früheres
Dechalitenamt. An weiteren Ehren durch
Verleidung von Diplomen seitens ge-
lehrter Gesellschaften fehlte es nicht, doch
von allen erfreute ihn am meisten das
eine. durch welches er am 3. August
1863 von der Wiener Hochschule zum
Doctor der Theologie ernannt wurde.
Seine politische Wirksamkeit für die
Dauer einer Landtagsperiode (1861 bis
1866), denn S t ü l z war, wie er es
befürchtet hatte, am 23. März 1861 von
der Classe des Großgrundbesitzes in den
oberösterreichischen Landtag gewählt
worden, bietet wenig Erwähnenswertheg.
Er war seit jeher allem politischen Hader
abhold, ein Konservativer vom reinsten
Wasser, d. h. ohne das Neue zu ver»
urtheilen, wen-i es nützlich und lebenS<
fähig war, wollte er das Alte, daS sich
bewahrt hatte, um jeden Preis erhalten
wissen. Die Stürmer und Dränger jener
Zeit, in allen Formen und Trachien,
waren ihm verhaßt, er fußte wie im ge»
ehrten Leben, so im politischen unbeug«
amen Halts auf dem Boden der Ge>
'chichte und erblickte in dem Bemühen,
as, was sich seit Jahrhunderten auf.
gebaut, mit einem Male zerstören zu
wollen, nicht blos eine Anmaßung, son»
ern geradezu ein Verbrechen. Die auf
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Streeruwitz-Suszncki
- Volume
- 40
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 394
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon