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Sroeth 34 Sweth
die Thür wurde geöffnet, und sieben
Officiere, welche das Kriegsgericht bil-
deten, traten mit dem Kerkermeister ein.
Die Gefangenen mußten aufstehen, und
Sweth erhielt Befehl. Hofer zu ver-
lassen. Unter Handedrücken und mit ge«
brochenen Worten nahmen sie von ein»
ander Abschied, sie sagten sich daö letzte
Lebewohl'. Sweth wurde anfangs in
einen abgesonderten Kerker, bald darauf
aber in einen Arrest gebracht, in welchem
zu 13—20jähriger Galeerenstrafe verur-
theilte Verbrecher sich befanden. DieseS
Haftlocal und jenes, in welchem der
Sandwirth nun allein blieb, lagen im
Hofe, mit ihren Fenstern einander zu»
gekehrt, so daß der Eine zu dem Anderen
hinübersehen konnte. Hofer wurde, wie
bekannt, von dem Kriegsgericht zum
Tode durch Pulver und Blei verurtheilt.
Am 19. Februar überschickte er an seinen
Freund noch Speisen und Getränke,
und zugleich durch den Trzpriester Ma-
nifesti in Mantua, der ihn zum Tode
vorbereitete, sechs Scudi, die er von mit.
leidigen Menschen auf seinem Trans«
porte nach Mantua geschenkt erhalten
hatte, nebst einem Zettelchen, auf welches
er folgende Worte mit Bleistift ge«
schrieben: „Lieber Cajetan! empfang
meine letzte Gabe, lebe wohl und bete
für mich". Am 20. Februar in der Früh
wurden die Vorkehrungen zu seiner Exe-
cution getroffen. S w e t h sah vom
Kerkerfenster den Hofraum voll bewaff«
neter Soldaten. Nach 2/4II Uhr trat
Hofer, ein Crucifix in den Händen,
unter Begleitung deS genannten Erz«
Priesters auS dem Kerker. Er blickte mit»
leidsvoll noch einmal nach Sweth's
Gefängniß hin; dann wurde er zur Hin«
richtung außerhalb der Porta Molina
abgeführt. Sweth aber suckte im Gebet
Trost für sein tiefes Herzleid über das grausame Geschick seines geliebten Com>
Mandanten. Ungefähr um 11 Uhr hörte
er Schüsse fallen. Da brach der treue
Leidensgefährte Hofer 's , ohnmächtig
zusammen. Seine Mitarrestanten riefen
den Eisenmeister herbei, und erst nach
geraumer Zeit kam er wieder zu sich und
bemerkte nun, daß er im Kerker sei, in
welchem er früher mit Hofer gefangen
saß. Am folgenden Tage wurde ihm das
Todesurtheil verkündet, er hörte es kalt«
blütig an, denn er wünschte sich den
Tod. Gin Priester bereitete ihn nun auf
denselben vor. Aber schon am 22. Fe»
bruar wurde ihm die Begnadigung vor«
gelesen, die auch für Hofer , für diesen
leider zu spät, eingetroffen war. Die
vielfachen Seelen» und Körperleiden
warfen ihn aufs Krankenbett und man
brachte ihn in das Spital, wo er mehrere
Wochen schwer krank daniederlag. Man
tröstete ihn mit der Hoffnung, daß er
aus dem Kerker befreit werde, aber diese
schwand immer mehr, die Haft wurde
drückender, die Zahl der Gefangenen
täglich größer und die Verpflegung
immer schlechter. Den höchsten Grad von
Seelenqual empfand aber Sweth ,
als ihm und den übrigen Gefangenen
am 9. April der Kerkermeister ihre
Transportirung nach der Insel Elba
ankündigte. Am 11. April wurden sie
aus dem Kerker geholt und je zwei
Mann mittels Stricke zusammengebunden,
unter Begleitung berittener Gensdarmen
abgeführt. Nun folgten ununterbrochen
Tage der schwersten Entbehrungen, nicht
gestillten Hungers; Nächte in dumpfen
Kerkern oder leerstehenden Kirchen, bis
Piombino, die letzte Station auf dem
Festlande erreicht war. Dort wurden die
Gefangenen eineS Morgens unter ES<
corte von Gensdacmen zur Uebecführung
nach Elba eingeschifft. Als das Schiff
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Volume 41
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Susil-Szeder
- Volume
- 41
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon