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Sweth Sweth
nach mehrstündiger Fahrt im Hafen der
Festung Porto Ferajo Anker warf, er«
wartete sie die Generalität und eine
Menge Volkes am Ufer. Der comman.
dirende General Ga i l l i eu fragte so»
gleich: ,Wo habt ihr den Adjutanten?"
und als ein Gensdarm auf Sweth
zeigte, volterte er diesen mit den Worten
an: „Verfluchter Tiroler Brigant! sieh
dort den Pontecelloplatz. Da haben
bravere Menschen als Du ihr Grab ge-
funden. Wenn Du nicht gehorchst, wirst
Du dort erschossen werden". Schweigend,
aber trostlos schlimmen Tagen entgegen»
blickend, vernahm Sweth diese, eines
Generals unwürdigen Worte. Nun
sollte er mit seinen Gefährten in die
Soldatenjacke gesteckt werden. Alle ihre
Bitten, Vorstellungen und Weigerungen
halfen nichts. Nach Mißhandlungen aller
Art, Haft bei Waffer und Brod u. dgl.
fügten fie sich endlich der Gewalt, welcher
sie verfallen waren. Sweth wurde nun
gleich vielen anderen gefangenen Tiro-
lern französischer Recrut und erfuhr als
solcher bei der Abrichtung die brutalste
Behandlung. Die Folge davon war, daß
viele desertirten. Wer wieder eingebracht
wurde, fand kriegsrechtlich den Tod
durch Pulver und Blei. Nun kam das
Bataillon nach Bastia auf Corsica, wo
in Folge immer härterer Behandlung
der Gefangenen Desertionen noch hau«
figer vorfielen. Besonders schlecht aber
erging es Sweth und seinen Käme«
raden, alS das Bataillon von Bastia
nach Corte in Garnison gelangte, wo die
Officiere die Mannschaft ganz in ihren
Händen hatten, aber auch auf das will«
kürlichste und grausamste mit ihr ver«
fuhren und fie zu den strengsten gemeinen
Arbeiten beorderten. Später wurden
zwei Compagnien, in deren einer S.
siand, nach der höchst ungesunden Stadt Calvi verlegt, um den Dienst der dor-
tigen Besahung zu übernehmen, deren
Mannschaft größtentheilS iu die Spi-
täler gewandert war. Nach drei Mo-
naten kehrte er mit seiner Compagnie
wieder nach Corte zurück, von wo jedoch
das Bataillon bald nach Sagone ging,
um dort Schanzen und Batterien zu
bauen, wozu auch er härter als ein
Sclave verhalten wurde. Er klagt in
seinen Aufzeichnungen sehr bitter über die
Behandlung der Gefangenen von Seite
der Franzosen und weist dabei nament-
lich darauf hin, wie menschenfreundlich
die Tiroler stets mit den von ihnen ge-
fangen genommenen Franzosen um»
gegangen. Die körperlichen Anstrengun-
gen bei schlechter Verpflegung und Be-
handlung warfen ihn wieder aufs
Krankenlager, und er wurde nach dem
drei Stunden entfernten Vico in das
Spital gebracht, wo je zwei Kranke in
einem von Ungeziefer starrenden Bette
lagen. Erst nach fünf Monaten konnte
er wieder hergestellt zu seiner Com-
pagnie zurückkehren. Auf Befehl des
Generals Ber th ier wurde das Ba«
taillon von Sagone, wo es acht Monate
gelegen, nach Ajaccio, von da nach Ba-
stia beordert und endlich nach Livorno
eingeschifft. Daselbst nahm daS Ent-
laufen so überHand, daß anfangs jeden
Abend zehn Mann fehlten, was den
Kriegsminister bestimmte, durch eine
Untersuchung den Ursachen dieses Nebel»
standes auf die Spur zu kommen. AlS
Grund desselben bezeichnete die Com«
mission, welche alle eingefangenen Deser-
teure vernahm. deren schlechte Be-
handlung, worauf der Bataillons-Com«
mandant verhaftet und zu zehnjährig.r
Galeerenftrafe verurtheilt wurde. Der
neue Commandant benahm sich mensch-
lich und das Schicksal Sweth'S wurde
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Volume 41
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Susil-Szeder
- Volume
- 41
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon