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natürlicherweise der Proceß in die Länge
zog. Die Familie Bogusz that auch
ihrerseits Alles, um der sie bedrohenden
Gefahr des Schadenersatzes zu entgehen.
Sie trug zunächst darauf an. Szela
seines Amtes als Gemeindedeputirter zu
entsetzen, worauf daS Kreisamt in der
Hoffnung, dadurch Frieden zu stiften,
leider auch einging. Szela aber ließ
sich durch diese ungerechtfertigte Veo
fügung nicht beirren, er hielt beharrlich
am Rechte fest und ergriff zunächst den
Recurs an das Gubernium, und als
dieses die kreisamtliche Entscheidung be
stätigte, wendete er sich an die Hof»
kanzlei in Wien. Dort machte aber seine
Schrift einen solchen Eindruck, daß die
Entscheidungen der unteren Behörden
umgestoßen wurden und die Entschließung
erfloß: „Da gegen den Grundwirth in
Smarzowa Jacob Szel a nichts vor»
liege, was dessen Unzulässigkeit zum De«
putirten begründe, so habe ihn die
Grundherrschaft und das Kreisamt als
solchen anzuerkennen". Nun wurde der
Proceß der Gemeinde Smarzowa gegen
die Familie Bogusz in Galizien erst
zu einer oauss oslodre. Szela sprach
im Namen der Gemeinde eine Entschädi>
gung von 80.000 st. an. und der Proceß
befand sich eben im günstigsten Stadium
für die Gemeinde, als die nahende Re>
volution den Rechtsstreit unterbrach.
Szela'S Ansehen aber war auf's höchste
gestiegen, und die Bauern priesen die
Gerechtigkeit des Kaisers, da sie sogar
gegen die Beamten Recht erhalten hatten.
Der Liebling der Landbevölkerung konnte
von der revolutionären Partei nicht un-
beachtet bleiben. Sein Einfluß auf die
Bauern war zu groß; als die Gahrung
auf dein Lande zunahm und der Aus»
bruch mit jedem Tage erwartet wurde,
kamen dieselben von allen Seiten zu! Szela, um sich bei ihm Rathes zu
erholen; er aber warnte sie fest und ent«
schieden, keinen Verlockungen und Ver»
sprechungen Folge zu leisten, sondern
alleS Heil nur vom Kaiser zu erwarten
und treu zu ihm zu halten. So standen
die Dinge, als am 18. Februar 4346 die
unglückselige Bewegung ihren Anfang
nahm. Szela befand sich eben nicht da»
heim, und als er zurückkehrte, war der
Kampf zwischen den Insurgenten und
den Bauern bereits entbrannt. Nun
machte sich sein Einfluß auch sofort gel-
tend, denn vom 19. Februar ab war er
Commandant aller Bauern im südöst-
lichen Theile des Tarnower und. im
Norden des Iasloer Kreises. Sein Ver.
halten in dieser Zeit wuide von der
Agitationspartei in der Folge in wahr-
heitswidnger Weise entstellt, und er hat
gerade das Gegentheil von dem gethan,
was ihm diese unverbesserlichen Lügner
aufbürden. Es wurden nach bewältigtem
Aufstande von Seite der Regierung
genaue Erhebungen nach dieser Richtung
gepflogen, und es stellte sich heraus, daß
er allen Gräuelthaten, welche leider ver»
übt wurden, ferne geblieben, daß. er
ganz im Sinne der Regierung und der
Menschlichkeit Raub, Mord und Todt-
schlag zu verhüten bemüht war. Zu
Smarzowa hielt er eine bewaffnete
Schaar und 47 berittene Bauern als Or»
donnanzen und leitete mit Klugheit und
Umsicht alle Anstalten zur Vemichiung
der Insurgentenschaaren, wenn er solchen
in offenem Felde begegnete. Was bei
Gefangenen oder in den Edelhöfen in
den Besitz seiner Bauern gelangte, über«
gab er als Commandant bis auf den
geringfügigsten Gegenstand den Kreis-
ämtern, im Ganzen Sachen im Werthe
von mehreren hunderttausend Gulden.
Er dachte nicht im entferntesten daran,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Volume 42
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Szedler-Taasse
- Volume
- 42
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 356
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon