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^ Bartholomäus Szemere (Familie)
ist wahr, daĂź in kurzer Frist Alles von
seiner Unfähigkeit überzeugt war. allein seine
schlechten Eigenschaften versöhnten ihn end.
lich mit der immer rascher hervortretenden
Revolutionspartei und dn er ganz geschaffen
war, den Bertrand des Robert Macaire
mit katzenbucklerischer Würde und Anhäng'
lichkeit zu repräsentiren. so hatte ihn eine
bizarre Laune des Schicksals auch mit Er.
fĂĽlluna dieser Sendung gesegnet und ihn
zum Ministerpräsidenten K o s s u t H'S ae.
macht — mit dem er einen ähnlichen mo<
ralischen Makel theilte, vor dem er immer
auf den Knieen lag — als dieser Minister«
Portefeuilles zu vertheilen hatte. Sonst hatte
er sich niemals fĂĽrKossuth begeistert, ja
sogar vor und bei Beginn des 1847/48ger
Neichstages das Gegentheil gethan.... Eine
reiche Heirat vertagte das harte „Muß",
die Märztage stellten ihn auf einen Posten,
wo sein kaltes Urtheil und die iiefö Weisheit
in der thatsächlichen Wirklichkeit aus dem
Nebeldunste der Theorie emporsteigen sollte,
und siehe da — der arme B artho lo m äus,
der Verächter Kossuthischer Staatsweisheii,
geberdete sich wie Marat — sein Schwulst
wurde immer revolutionärer, er transplantirt
die demokratische Republik mit leicht ver»
ständlichen Clauseln, wo die Königskrone
ĂĽber einem L. schwebte. Die Gefahr er-
scheint, er wechselt mit seinem Gönner einen
Blick und Pöl tenberg muß in das rus»
sische Lager, um dem Großfürsten C o n»
stantin die Krone Ungarns anzubieten;
oie Gefahr wächst, B a r t h o l o m ä u s
flieht, er wirft endlich seinen Gönner wie
eine ausgepreĂźte Citrone von sich (???) und
ist nun in Paris erschienen, wo er wahrschein»
lich in Bälde ein Werk darüber herausgeben
wird, wie groĂź und wie gerecht die unga.
rische Revolution gewesen, und wie klug
und nothwendig auch die MaĂźregeln ge.
wesen, wklche Kossuth und er getroffen.
Möglich auch. daß er ein Buch gegen seine
Freunde und Ueberzeugungen schreiben,
schwarzgelb malen und beim österreichischen
Gesandten in Paris um straflose RĂĽckkehr
nach Ungarn mit der Bedingung bitten
wird, alle AufschlĂĽsse zu geben uno in Zu<
kunft der beste Unterthan in der Welt zu.
sein". Also schrieb man 1850 dem „Oestec.
reichischen Lloyd" in Wien aus Pesth. —
Das Facsimile der Unterschri f t
Szemere'S befindet sich in Heinrich Ritter
von L e v i t s ch n i g g'S Werke: „Kossuth
v. Nurzbach, biogr. Lexikon, XI.I I . sGe und seine Bannerschaft" (Pesth 1850. Gust.
Heckenast. öo.) Bd. I, S. 249.
Die Familie Szemere. Die Szemere sind
eine alte protestantische (calvinische) Familie,
die ihre Stammregister bis zum Beginn des
14. Jahrhunderts zurĂĽckfĂĽhrt und einen
OomsL äs (3vsrin äs ttagk äs 3s-
nsrs ^.ba. als ihren Ahnherrn bezeichnet.
Die ununterbrochene Stammreibe beginnt
zu Anfang des 13. Jahrhunderts mit Do-
nnnik de Zemere und fĂĽhrt bis auf die
Gegenwart. Um die Mitte des vorigen Jahr«
Hunderts bildeten die Söhne des Ladis-
laus <II.) Szemere, eines Anhängers
Räkäczy's, Ladislaus (III.) und Adam,
zwei Linien, uno von der Linie Ladic»
laus (III.) zweigte sich mit seinem Enkel
Ladislaus (V.) eine dritte, noch heute
blĂĽhende Linie ab. Die Szemere waren
eifrige Protestanten, und Ladis laus (II.)
gehörte mit Johann Radväny. Ladislau«
MadäcS und Stephan Zol tän zu jener
Deputation, welche am 13. September 1781
von Kaiser Kar l VI . die Aenderung der
sogenannten ersten Carolinischen Resolution
vom 21. März 1731. die Regelung der Pro«
testantenfrage in Ungarn betreffend, oder
doch die Aufhebung der Formel des bekann»
ten Decretaleides bei der h. Jungfrau
Maria, erbat, welcher Formel zufolge die
Protestanten bei der Wahl zu Aemtern nach
der Decretal» Iuramentsformel (LAvi-essis
vsrdis äsi^g'i'HO Vii-^Iuis st Zanotorum)
schwören sollten; diese Bitte wurde ihnen
jedoch nicht gewährt. Ein Franz Szemere
aber faĂźte die Rechte der Protestanten nach
der gesetzlichen Seite in einer Schrift zusam»
men, welche unter dem Titel „^u?H y.uibiiü
NvauFsUeorĂĽin iu i-sĂźuo HullFai-ias HsU^o
uititur, a6.vsrLaa.us HuribuL K12 Qravg.-
miua L^QOptios äsLei-i^ls. g.n. 1790" (5. 1.»
4"., Fol., 13 S.) im Druck erschien. Schon
im vorigen Jahrhunderte findet der Name
Szemere ehrenvolle Erwähnung in Oester«
reichs Kriegsgeschichte: denn Stephan Sze»
mere, ein Sohn Adams, deS GrĂĽnders
der zweiten Linie der heute noch blĂĽhenden
Szemere, fand am 1. October i751 als
Major im 37. Infanterie>Regimentt, damals
Joseph Graf Eszterhäzy. jetzt Feldzeu^.
meifter Freiherr von MertenS, bei dem
Sturme auf Schweionitz den Heldentod,
Mehr in den Vordergrund aber trat der
Name Szemere in unseren Tagen, in
. 20. Sept. l88tt.) 3
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Volume 42
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Szedler-Taasse
- Volume
- 42
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 356
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon