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) Athanasius 123 i) Athanafius
Kürzeren gezogen, und erst durch den
Verfall der Gesellschaft, welche in Schul
den gerieth und dadurch nach und nach
allen Einfiuß verlor, bekam die Angele
genheit eine für den Bischof günstigere
Wendung. Nun wurde er von dem da
maligen Metropoliten Leo Kiszka zu
dessen Coadjutor erwählt. Als ober der»
selbe schon kurze Zeit danach, 1728.
starb, weigerten sich die Basilianer. welche
das Vorrecht, die Bischöfe aus ihrer
Mitte zu Wahlen, seit Jahrhunderten
ausgeübt hatten, dieWahlSzeptycki's
anzuerkennen, auf ihr uraltes Necht sich
berufend. Auch diese Angelegenheit
schleppte sich längere Zeit hin, daSzep
tycki den Basilianem einen entschiede-
nen Widerstand entgegenstellte. Endlich
aber ging er siegreich aus dem Kampfe
hervor. Am 19. September 1730, an
dem Tage, auf welchen nach dem russi.
schen Kalender das Fest Maria Geburt
fällt, vollzog er, umgeben von den Bi»
scdöfen von Wlodzimir und Piiisk, Go>
debski und Bulhak. von vielen Archi-
mandriten der Basilianerklöfter. von
zahlreichem Clerus und Adel. unter dem
Andränge einer großen Menge Volkes
zu ^yrowic die Krönung deS Bildes
der ah. Jungfrau Maria. Die Für-
stin Radz iw i l l , eine geborene Fürstin
SanguSzko. welche die von Bene»
dict I I I . eingesegnete, von ihrem
Sohne H i e r o n y m u s aus Rom
gebrachte Krone mit ihrem eigenen
reichen Schmucke behängt hatte, bestritt
den Aufwand der großartig ins Werk
gesetzten Feierlichkeit. Nach derselben
begab sich Bischof Szeptycki auf den
Landtag zu Grodno. Indessen fuhr die
wenngleich schon sehr gesunkene Bruder»
schaft der Stauiopigier in ihrem nie ganz
aufgegebenen Widerstände fori, so daß
er. um sie noch mehr zu schwächen, 1732 eine eigene Druckerei errichtete, denn bis
dahin wurden alle kirchlichen Sachen
in der Druckerei der Stauropigier ge»
druckt, lleber diese Beschränkung des
ihnen zustehenden Rechtes erhoben sie
neuerdings Klage, die Angelegenheit kam
vor den Kanzler der Krone, den Fürsten
Zalusk i , und da dle Stauropigier
nachwiesen, daß sie in ihren Rechten vei>
letzt seien, verlor der Metropolit den
Proceß. Ungeachtet der oben erwähnten
Streitigkeiten mit den Basilianern blieb
ihm der Orden doch immer werth, und er
berief zu verschiedenen Malen Capitel
der Basilianerklöfter, bei denen er dann
persönlich den Vorsitz führte, so im Jahre
1730 nach Nowogroo, 1736 nach By-
tensk. 1739 nach Zemberg und auf
diesem letzteren nahm er eine Nmge-
staltung deS Ordens vor, welcher nun
eine ganz dem katholischen Nitus enl-
sprechende Einrichtung erhielt. Bis dahin
theilte sich der Orden in zwei Provinzen,
in die der Krone und in die lithauische.
An der Spitze einer jedm stand ein Pro»
vinzial, über den ganzen Orden der
Protoarckimandrit oder General, der
nicht in Rom. sondern in Polen seinen
beständigen Sitz hatte. Die neue Orga»
nisation, welcher zufolge der Orden der
Bastlianer ganz unter römischem Einfluß
stand, wurde von Papst B en ed i c tXIV.
mit der Bulle „Intsr xiurss MounäNa.-
tis kiuowL« ääo. 2. Mai 1744 bestätigl.
Mit dem damaligen lateinischen Erz»
bischofvon Lemberg Nicolaus Wyöycki
gerieth Szeptycki in einen Streit
über den Vorrang und über die Priester«
tracht. Die russische Geistlichkeit begann
sich ganz wie die lateinische zu kleiden,
worüber die letztere gewaltigen 3älm
rhob. -Es wurden Schriften und Briefe
gewechselt, und auf einem Capitel zu
Lemberg im Mai l739 traten die Diffi-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Volume 42
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Szedler-Taasse
- Volume
- 42
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 356
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon