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Tartarotti 400 Tartarotti
gegnerischen Partei nahm man diese
Angelegenheit so ernsthaft, daß daS
Domkapitel von Briren. nachdem er
auch diesem die beiden ältesten Bischöfe
Cassian und 3 ucon ganz abgeftlitten
und den dritten, Ingenuin, in ein
sehr zweideutiges Licht gestellt hatte,
dem damaligen Innsbrucker UniversitätS«
archivar Anton von Roschmann
sNd. XXVI, S. 346^ die bisher eifer-
süchtig verweigerte Einsickt in die Ar«
chive des Capitels gestattete und ihn im
ganzen Lande umherreifen ließ. um Be>
helfe zur Widerlegung der Angaben
Tartarotti 's zu sammeln. Rösch,
mann trat auch mit den Gegenschriften
auf: nVinäioi2.o liowani
^i i " , „Ooi^soturas xro
3.
" und „D6
^ 8. O L^s
etc.". Aber all seine daran gewendete
Gelehrsamkeit reicht nicht aus, Tarta»
rotti 'S streng kritische Forschung zu ent-
kräften. Noch größeres Aufsehen erregte
unser Gelehrter, als er fünf Jahre spater
(l?33) seine „Msn2o?'2s anil'e^s c?l _Kc>-
ö'ST's^o s c?s' ^«o^e Ql><:o«vl'<?l?2z" her«
ausgab, worin er mittelst eines Briefes
an Mura to r i die Mängel und Ge«
brechen der von P. Bore t t i verfaßten
„Geographischen Darstellung Italiens
im Mittelalter" ergänzte und berichtigte',
ferner die in Roveredo und dem ganzen
Lägerthal vorhandenen alten Inschriften
und Monumente zu Tage förderte und
daS Verzeicdniß der Podestas von Ro>
veredo von 1417 bis 1392 bekannt
machte. Die meiste Aufregung aber brach,
ten die am Schluffe diefer Schrift be>
sindlichen zwei Briefe hervor. I n dem
ersten bewies er auf das positivste, daß
Bischof Ada lber t , welchen die Trien«
ter zum Märtyrer gestempelt und zu ihrem vorzüglichen Schutzpatron er-
hoben, statt dem rechtmäßigen Ober»
Haupte der Kirche, dem Papste Ale«
land er III.) dessen Gegenpapste ange«
hangen, die Paiteiwuth der Guelfen und
Ghibellinen angefacht und die letzteren
mit dem Schwerte vertheidigt habe,
endlich aber in offener Fehde von Al>
drigheto deCastel Barco, welcher
die Rechte seines GefchlechteS gegen den
vergrößerungssüchtigen Bischof wählte,
erschlagen worden sei. Im zweiten Briefe
überführte er den berühmten Alterthums»
kenner Marchese Ecipio Maf fe i , daß
der handschriftliche Codex des Johann
Diaconus keineswegs verloren, son-
dern noch wohlbehalten vorhanden, aber
nichts weniger als eine bedeutende Be>
reicherung für die Geschichte sei. Mit
diesen beiden Briefen, namentlich mit
dem ersten, beschwor er einen förmlichen
Sturm gegen sich herauf. Ein Libell um
das andere, aber auch eines schlechter als
das andere, erschien gegen Tar taro t t i ,
der auf alle diese Machwerke mit seiner
", einer ungemein schatzbaren
Arbeit, antwortete. Von seinen übrigen
Arbeiten seien noch genannt: „
,7
So lange
Tar ta ro t t i lebte, griffen ihn seine
Gegner mit Schmähschriften an. worin
sie plumpe Witze und offenkundige Ver-
leumdungen gegen ihn vorbrachten.
Kaum war er dahingeschieden, da brach
die Meute — denn der Löwe war ja
todt und regte keine Pranke mehr —
gegen ihn los. man vergaß sich so weit,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon