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Tariini Tartini
Capelle in Padua angestellte Antonio
Vand in i annahm. Drei Jahre blieb
Tar t in i in dieser Anstellung, dann
aber zog es ihn mit seinem Freunde nach
der Heimat zurück, wo er nun bleibend
sich aufhielt, alle Anerbietungen, deren
die glänzendsten ihm gemacht wurden
entschieden ablehnend. So, um nur ein
Beispiel anzuführen, wollte ihn im Jahre
4744 3ord Mid'dlesex mit einem (
halte von 3000 Pfund Sterling nach
England mitnehmen. Tar t in i aber
erklärte dem Marchese Degl i Obizzi,
der in dieser Angelegenheit unterhandelte,
er sei mit seinen Verhältnissen so zufrie-
den, daß er sich eine Veränderung der»
selben nickt wünsche, und weim sich je
noch ein Wunsch in ihm rege, so doch
gewiß nicht der. mehr noch zu haben,
als er eben besitze. So diente er denn
w'.iter biS an sein Lebensende an der
Kirche seines Schutzpatrons, dem er
andächtig ergeben war. 1728 eröffnete
der Meister in Padua eine Schule, in
welcher er seinen Jüngern, welche nicht
nur aus allen Städten Italiens, sondern
auch auö England, Frankreich, Deutsch»
land ihm zuströmten, Unterricht im
Contrapunkt und im Violinspiel er»
theilte. Sein Ruf als Lehrer hatte sich
durch ganz Europa verbreitet, und in
Italien.nannte man Tar t in i nicht mit
Unrecht den Uaeätro äeüe nasioni.
Durch seine Composllionen und Schrif.
ten über Musik kam er mit den gelehrten
Männern seiner Zeit in Berührung, und
es entspann sich zwischen ihm und ihnen
ein Briefwechsel, der für die Musik-
geschichte seiner Zeit nicht unwichtig ist.
Wir nennen aus seiner Correspondenz
nur die Namen d'A lembert, Becca-
r ia. Euler. Iacqu ier , Lalande,
3e Sueur. Rol let , Riccat i , welche,
genügen werden zur Beurtheilung der Bedeutenheil dieses Briefwechsels, in dem
es sich um die Gesetze der Kunst, um
deren Wesen und Anwendung handelt.
Unter rastloser Thätigkeit, wobei er nicht
selten die Nachte zu Hilfe nahm, schwan«
den ihm die Jahre dahin, bis er in
Folge eineS Krebsübels am Fuße, wel-
ches ihm mit der Zeit unerträgliche
Schmerzen bereitete, dem sicheren Tode
entgegensah. Da seine Frau, mir. welcher
er trotz ihrer zankischen Natur nach seiner
Rückkehr aus Böhmen vereint geblieben,
ihm rm Tode vorausgegangen war, so
eilte sein LieblingSschüler Nardini .
von Tart in i 's Leiden in Kenntniß
gesetzt, aus Livorno herbei, um an seines
Meisters Seite zu bleiben, bis dieser seine
Seele ausgehaucht. Kurz vor seinem im
hohen Alter von 78 Jahren erfolgten Ad»
leben hatteT a rt i ni einem seiner Schüler
und Gönner, einem Grafen Thurn
und Taxis, der in Venedig lebte, seine
sämmtlichen geschriebenen Musikalien
vei-mackt. seinem langjährigen Freunde
Professor Colombo aber aufgetragen,
fein Werk von der Theorie des Klanges
nach seinem Tode herauszugeben, was
jedoch nicht gestehen 'st. Er wurde mit
großer Feierlichkeit in der Pfarrkirche zu
S. Katharina in Padua beigeseht, sein
Schüler und Nachfolger im Amte Giulio
Menegh ini veranstalte ihm ;u Ehren
in der Servitenkirche eine Todtenfeier.
bei welcher AbbH Fanzago die Leichen
rede hielt und die ganze Eapelle der
San Antoniokirche das von P. V a l-
lot t i componilte Requiem vortrug.
Unseres Künstlers Werke und im Stich
erschienene Kompositionen werden S. 1^3
angegeben. Seine Bedeutung in der
Geschichte der Musik wurde schon bei
einen Lebzeiten anerkannt, aber wie
ja dies immer der Fall, von Anderen
auch angefochten. Er selbst schwieg nicht
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon