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Eartini
Diensten stand. Alles ging mir nach Herzens,
lust, meine Wünsche wurden von dem Eifer
meines neuangestellten Dieners immerdar
erfüllt, ja noch übertroffen. Es siel mir bei.
ihm meine Violine in die Hand zu geben,
um zu sehen, ob es ihm gelängt, hübsche
Sonaten zu spielen. I n welch Erstaunen
gerieth ich nun. als ich eine in ihrer Art
so unübertrefflich schöne Sonate zu hören
bekam, daß ich mir nie etwas Aehnliches auch
nur vorgestellt hätte. Ich war so überrascht
und hinnerifsen, daß ich vor Wonne den
Athem verlor; die gewaltige Erschütterung
weckte mich; gleich griff ich nach meiner
Violine, in der Hoffnung, wenigstens einen
Theil des soeben Gehörten wiederzugeben;
oie Sonate, welche ich damals componirte,
ist nun allerdings die beste uon allen, die
ich je hervorgebracht, und ich nenne sie noch
immer die Teufelssonate, allein sie steht so
weit unter derjenigen, die mich im Traume
ergriffen, daß ich meine Geige entzwei ge«
schlagen und alle Musik für immer auf.
gegeben hätte, wenn ich eben ohne sie leben
könnte." Wie die Sache hier erzählt ist,
klingt sie gar nicht unwahrscheinlich und
läßt sich bei der jugendlich feurige», Ein,
bildungskraft T art i ni's und bei der großen
Regsamkeit seines Geistes auch ganz gut
erklären. Was später die Dichtung aus dem
Ganzen gemacht hat, kommt hier nicht weiter
in Betracht. Daß diese Sonate für Tar t in i
selbst eine mehr als gewöhnliche Bedeutung
batie, erhellt aus der Thatsache, daß sie
beständig in seinem Zimmer, der Thüre
^egenüder. an der Wand bing ^a?ame?e
^/o«. <7e>o?7»e>> , Vo^nzs 6Q ItaUs (?ari5
N69) toius VI I I , p. 292 st s. Neue AuS.
gäbe (Oenövs 17U0) toms VI I , p. t l6. —
Burney (Karl). Tagebuch einer musika-
lischen Reise durch Frankreich und Italien.
Aus dem Englischen von <Hhr. D. Ebe<
l ing und I . I . C. Booe (Hamburg<7?2.
8".) Bd. I, S. 8?. — Wiener Zei tung.
1866. Nr. l3, ,n einer Musikkritik von Ru.
dolph Hirsch. — Die Donau. Heraus«
aegeden von Ernst von Schwarzer. 1834,
29. und 30. December: .Tartini und die
Teuf-.lssonate".j — Daß unler den oben
geschilderten Umständen Tart ini 's Geige
^ils ein mehr denn gewöhnliches Instrument
erscheinen mochte und man über ihre Schick«
sale Nachforschungen anstellte, ist leicht be.
greiflich. So erzählt denn der als Kunst»
kenner und Antiquitätensammler bekannte reiche Russe Iussupof f , daß die Geige
Tart in i 's , auf welcher derselbe seine be.
rühmte Teufelssonate gespielt hat. gegen«
wärtig (<868) im Besitze eines Alessandro
Poss, eineS Dilettanten und Kunstfreundes
in Mailano, sich befinde, welcher sie durch
einen Zufall von einem Seidenzüchter in
Regoledo käuflich an sich gebracht habe. —
Nach einer anderen Ueberlieferung aber sei
diese Favoritgeige Tart in i 's (eine Joseph
Quarner ius) nach dem Ableben des»
selben in den Besitz eines Engländers
gekommen. Die betreffende Legende darüber
lautet: „Nach dem Hinscheiden Tart in i 's
unternahm ein Engländer eigens eine Reise
nach Padua. um aus dem Nacblasse des
Künstlers dessen Violine an sich zu bringen.
sEs ist doch sedr unwahrscheinlich, daß ein
Künstler wie Ta r t i n i . der als nahezu
achtzigjähriger Greis starb, nur eine Vio»
line besessen haben soll.) Um möglichst sicher
zu gehen, erkundigte er sich vorerst um die
näheren Umstände des Nachlasses, erfuhr
aber zu seinem Leidwesen, daß der betref»
fende Erbe. ein in Muggia unweit Triest
lebender armer Anverwandter Tart in i 's .
sich von dem Instrumente, als einer theuren
Reliquie, nickt trennen wolle. Der Enthusiast
griff nun zu einem äußersten (echt englischen)
Mittel: er suchte sich bei dem Erben inco»
gnilo ejnzufübren entwendete ihm in einem
unbewachten Augenblicke die Geige und ver«
schwand, im' leeren Futterale eine ansehn«
liche Geldsumme zurücklassend.
V. Tattini in der Dichtung. Es ist natürlich,
daß die Dichtung sich eineS so dankbaren
Stosses, wie die Geschichte der Teufels»
sonnte und das wüste Iugendleben Tar«
tini 's, bemächtigte. Nie viel aber nach
dieser Nicbtung gesündigt wurde, können
wir nickt erschöpfend berichten. Wenn wir
nickt irren, so hat der geistvolle E. M.
Oett inger in seine»' berühmten Spott«
blatt „Eharivari" die Geschichte uon der
Teufelssona!e in seiner pikanten Weise be>
handelt. Ferner brachte das Prager Unter»
haltungsblatt „Erinnerungen". l»54. S. l l4
u. f, eine historische Novelle ^Giuserpe
Tartini" von A. K. W . unter welcher
Chiffre fick eine Dame Namens Augusta
Karoline Wenrich birgt. Diese Novelle
wurde auch in dem von Ritter von L e>
oitschniga. redigirten »Pesther Sonntags«
blatt". 1853, Nr 25 u f. abgedruckt. — In
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon