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Taube Taube
der unteren Gerichtshöfe Schutz bei der
höchsten Landesregierung des Kurfürsten-
thums zu suchen und auf verzögerte oder
gar verweigerte Gerechtigkeit zu klagen,
bereitete ihm viele Unannehmlichkeiten.
Widerwärtigkeiten, ja persönliche Ver»
folgungen, so daß er endlich, dieses
HaderS müde, t734 die Advocatur an
den Nagel hing und als Gerichtspfleger
und HauSadvocat in die Dienste des
k. k. Kammerherrn und ReichshofralheS
Freiherrn von Hammerstein eintrat.
Da ihm aber die Proceßsucht desselben,
bei welcher er vollauf zu thun hatte, auf
die Dauer nickt zusagte, so verließ er
schon im nächsten Jahre (l733) diesen
Posten, wodurch er mit dem Freiherrn
ftlbst in einen Rechtshandel verwickelt
wurde', den er jedoch glücklicherweise
gewann. So ging er denn 1736 nach
Wien und trat daselbst c>ls Hausadvocat
und Secretär in die Dienste des k. k.
geheimen Rathes und Regimentsinha-
bers Freiherrn von Moltke, dessen in
Verwirrung gerathene R^chtsangelegen«
keilen er bei dem höchsten Reichsgerichte
in Ordnung brachte. Seine Anstellung
bei diesem hohen Militär erschloß ihm
auch einen Einblick in daS mililäriscke
Leben, dessen Eigenart ihn zuletzt so
reizte, daß er 4737 als Freiwilliger den
Feldzug mitmachte. I n der Schlackt bei
Kollin (47. Juni 1757), in Folge deren
das belagerte Prag befreit wurde, erhielt
er in Gestalt einer leichten Wunde am
Kopfe die Kriegstaufe. Mit Friedens,
schluß nahm er seine Secretärsdienste
wieder auf. Als aber 1763 Christian
August Graf Sei lern ^Bd. XXXIV,
S. i9^ alS Botschafter nach England
abgehen sollte, wurde Taube, der
dieses Reich von seinen früheren Reisen
her kannte und auch englisch gelaufig
sprach, zum Begleiter deS Genannten ausersehen. Dann bei dem Abgänge.des
Botscdaftssecrerars Alois Cmerich Frei«
Herrn uonLocella Md. XV, S. 339^
von London nach Constantinopel provi«
sorisch zu dessen Nachfolger ernannt, ver-
sah er drei Jahre hindurch diese Stel-
lung auf dem Londoner Polten mit
solcher Umsicht und solchem Geschick,
daß ihm die Kaiserin Mar ia The-
r esia t766 durch den damaligen ober«
sten Hofkanzler Grafen Chotek als
Zeichen ihrer Zufriedenheit eine goldene
Medaille übersandte. Um diese Zeit trat
er aus seiner neunzehnjährigen schrift«
stellerischen Zurückhaltung mit d^m
Werke heraus: „3Ho«F/s on
o/
(London 1766. 80.). Wir glauben nicht
fehlzugehen, wenn wir mit dieser Schrill,
in welche die Kaiserin wohl Einficht
genommen, vorerwähnte Auszeichnung
durch die Medaille in Verbindung brin<
gen. Taube, die Stellung, wilcve er
einnahm, in ihrer ganzen Bedeutung er»
fassend, machte sich mit der Verfassung
Englands, mit dessen commerciellen,
industriellen und finanziellen Verhalt«
nissen genau bekannt. Mit dem Eintritts
des Freiherrn von Raigersfeld als
ordentlicher GesandtschaftSsecre:ar bei
der kalserlichen Botschaft in London
(l766) ward er nach Wien berufen, um
seiner Bestimmung für einen Posten in
Trieft entgegenzusehen. Da jedoch bald
von dieser Mission Abstand genommen
wurde, so betraute man ihn mit der
Stelle eines hofsecretärs bei dem dama>
lig<m Eomnierzrathe. Nach der am
8. Jänner 1776 erfolgten Aufhebung deS
Commerzrathes, dessen Agenden nun<
mehr die l. k. böhmi''che und österreichi»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon