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Tauschinsky 143 Tauschinskn
im Mai d. I . zu Marchegg zusammen,
trat. Aber diese Versammlung von ein«
unddreißig Delegirten auS den verschie«
denen Kronländern der Monarchie wurde
behördlich aufgelöst und die Theilnehmer
an derselben mit Zwangspäffen in ihre
Heimatsorte befördert. Die behördlichen
Organe hatten sämmtliche Schriftstücke
zerrissen aufgefunden, und der Inhalt
der zusammengefügten Fragmente war
belastend genug, um gegenTauschinsky
und sechs Haupttheilnehmer den Hoch.
verrathsproceß einzuleiten. Unter diesen
Schriftstücken befand sich auch ein von
Tausch insky verfaßter, durch einen
Dritten. Namens St radner , an den
Grafen Hohen wart gerichteter Brief,
in welchem demselben das Anerbieten
gemacht wurde, die Arbeiterpartei ins
föderalistische Lager zu führen, um die
Zwecke deS Grafen in Oesterreichs poli«
tischen Fragen zu fördern. Dr. Tau.
schinsky gedachte nun, seine Allfreizung
gegen Gesetz und Staat zu einem poli«
tischen Coup zu machen, indem er
durch jenen Brief den Grafen Hohen-
war t in den Vordergrund zu schieben
versuchte. Aber dieser, wenngleich Föde»
ralift, so doch Cavalier von reinstem
Wasser, der es verschmäht, anderen Vor»
dildern zu folgen und rothe Elemente
für blaublütige Extravaganzen zu be>
nützen, und überhaupt ungesetzliche Fac«
toren für gesetzliche Maßregeln auszu»
beuten, und der in der Politik, wenn
nicht Allen zu Gefallen, doch stets mit
reinen Händen arbeitet, beachtete den
Antrag des Agitators nicht weiter, son«
dern erklärte in der Folge in einem aus
Wien vom 3. December 1873 an das
k. k. LandeSgerichts.Präfioium in Gratz
gerichteten Schreiben, daß er mit der
Arbeiterpartei nie etwas zu schaffen ge«
habt. auf den Brief gar nicht geant-
v. Nurzbach , biogr. Lerikon. XI>I wortet, keinen der Leute, weder Tau-
schinsky. noch dessen bei der Sache ver»
wendeten Mithelfer persönlich kenne und
erst durch die Untersuchung erfahren
habe, wie man seinen Namen miß-
brauchte. Dr. T auschinSky, dessen Na-
men mittlerweile der durch den Gang d.r
Verhandlungen aufgeklarte VolkSwih in
smnig'humoristischer Weise in vr. Plan-
schinSky umgewandelt hatte, wurde
durch Erkenntniß vom 8. December
1873 wegen Vergehens der Aufwlege-
lung zu drei Monaten Arrest verurtheilt
und, über Erkenntniß vom 1. Februar
1876 von Gratz für immer verwiesen.
, nach seiner im März überstandenen Haft
mit gebundener Marschroute nach Wien,
wohin er eigentlich zuständig war, abge-
schafft. Seit dieser Zeit verschwand der
Agitator, der, nebenbei erwähnt, in den
gerichtlich festgestellten Personalien als
confessionöloS bezeichnet ist, spurlos vom
öffentlichen Schauplatze. Noch sei zum
Schlüsse bemerkt, daß Dr. Tausch in sky
in früheren Tagen sich auch auf schön«
geistigem Gebiete bewegte. Wachen»
h u s e n's „Hausfreund" enthält in
seinem XVII I . Jahrgange (etwa 1871)
von ihm eine Novelle, betitelt: ,Die
Templerin", in welcher die Ideen einer
„neuen Religion", mit welcher der Autor
später im wirklichen Leben debutirt»',
novellistisch verarbeitet sind.
r e m o e n » B l a t t. Von Gustau Heine
(Wien. 4°.) l876. l8. März: „Abschaffung
Tauschinsky'ö" ^Aufzählung aller seiner
Strafen). — Neue Freie Presse (Wie.
ner polit. Blatt) 18?l, Nr. 2444-, im Feuil»
leton: „Sonderbare Meinungen eines Staats'
anwalts und einer Kindsfrau". — Die<
selbe, Nr. 2494, im Feuilleton: „Die Kunst
der Gesetzgebung". — Dieselbe. Nr. 2498,
ebenfalls im Feuilleton: „Die Kunst, Recht
zu sprechen". sAlle drei Artikel, welche ebenso
Einblick in den T au schi nsky'schen Proceß
gestatten, als die öffentliche Rechtspflege in
edr. 14. Mai l881.) W
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon