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und Antike. Aus letzterer Zeit sind ein
paar Arbeiten des Künstlers, der damals
noch Bildhauer werden wollte, aus den
Ausstellungen der Akademie der bilden-
den Künste bei St. Anna bekannt, näm«
lich auS dem Jahre 1836 : „Ner verlorene
Zahn", eine Gruppe in Gyps, und aus
1839 eine den Freiherrn von Haynau
vorstellende GyPSbüste, von welcher ein
Abguß 30 fi. kostete. Mit dem Gedanken,
sich der Bildhauerkunst zu widmen, ging
er damals so ernsthaft um, daß er mit
seinem Freunde Kundtmann Meister
Hähnel in Dresden aufsuchte. Aber
wahrend Ku nd tm a n n in dessen Ate»
lier verblieb, trat Joseph nach kurzer
Zeit seinen Heimweg an, um zur Kunst
des GravirenS verschiedener Metalle
zurückzukehren, mit der er sich schon
früher bei einem Siegel« und Wappen»
Graveur beschäftigt hatte, nicht ohne zu
den schönsten Hoffnungen zu berechtigen.
So wurde er denn Kunsteleue an der
Graveurakademie deS k. k. Hauptmünz«
amteS in Wien und widmete sich nun
ausschließlich dem Münz- und Medaillen»
fache. Da war es der um die Förderung
der Kunst in Oesterreich so hochverdiente
Ooerstkammerer Franz Graf Crenne»
v i l le . der auch dieses hervorragende
Talent ermuthigte und zur vollen Ent»
Wicklung zu bringen wußte. Der Initia-
tive seines hohen Gönners verdankte er
von Seite der kaiserlichen Regierung
eine zweijährige Reisesubvention, durch
welche ihm Italien erschlossen ward. In
der Zwischenzeit, am 10. März 4862,
bereits zum ersten Münzgraveur vor«
gerückt, sah er sich durch ah. Tnt-
schließung vom 23. December 1869 zum
k. k. Kammer . Medailleur und am
17. Juni 1873 zum k. k. Münz- und
Medaillengraveur ernannt. Die erste
große Arbeit, welche er im ah. Auftrage anfertigte, waren die Medaillen und
Ietons zur ungarischen Krönung. Auf
die erste internationale Kunstausstellung
in Wien im Jahre 1869 brachte er meh>
rere. zur Ausführung für Hof.Gesckenks-
Medaillen beslimmte Wachsreliefs, welche
daä Bildniß Seiner Majestät des Kai.
sers Franz Joseph und die allegori-
schen Gestalten: Weisheit und Stärke.
Kunst und Wissenschaft darstellten; daun
folgte die Denkmünze zur Enthüllungs«
feier deS von seinem früheren Dresdener
Meister H ä h n e l vollendeten Fürst
Schwarzenberg'Denkmals. — Zur Er>
innerung an die Orientreisen des Kaisers
— zur Eröffnung des Suez-Canals und
nach Jerusalem — hatte der Künstler zwei
Medaillen anzufertigen. Beide zählen zu
seinen vollendetsten Arbeiten, indem sie
ebenso durch die poetische Conception wie
die meisterhafte technische Ausführung sich
auszeichnen. Die Aoersseite beider zeigt
das Bildniß des Kaisers, die Reversseite
der Suez «Medaille die prächtige auf
einer Sphinx sitzende Frauenfigur des
Morgenlandes, links im Hintergrunde
die Pyramiden, rechts ein Schiff mit
vollen Segeln. Die Figur des Morgen-
landes, über deren Haupt der Halbmond
schwebt, ist eine Meisterleistung ersten
Ranges, unvergleichlich schön im Falten-
wurf, wie im übrigen Detail. Die Re<
versseite der Jerusalem > Medaille ver-
ewigt den 19. November 1869, au
welchem Tage Kaiser Franz Joseph
-7- wie die Inschrift auf der Münze be>
sagt, der erste Kaiser auS dem Westen,
welcher nach den Kreuzzügen solche Pil-
gerschaft vollbrachte — das Grab des Er«
lösers besuchte. Das Christenthum er>
scheint als hehre Flauengestalt mit dem
Marterkceuz in der einen und dem hei«
ligen Buch in der anderen Hand; ein
Stern blinkt über dem Haupte der Figur,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon