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Tedeschi) Prosper 177 Tedeschi, Prosper
Eugen's Widersachern zahlte, einiger-
maßen gegen Letzteren eingenommen,
doch ließen ihn des Helden Verdienste in
dem Dankgefühle, welches er demselben
schuldete, nicht nachhaltig beirren. Aber
das mußte anders wer.den. Nimptsch
suchte sich mehr und mehr der Person
des Monarchen zu nähern, was ihm bei
seinen geschmeidigen Manieren auch nich
schwer siel, und warf dabei immer Be
merkungen hin, welche darauf berechnet
waren, theils den Prinzen Eugen in
der öffentlichen Meinung herabzusetzen,
theils daS Vertrauen des Kaisers auf
seinen Helden zu erschüttern. Insbeson
dere berührte er daS oberwähnte Ver
mälungSproject und wußte die Sache so
darzustellen, als ob Eugens Wider
stand gegen dasselbe vornehmlich aus
dessen Vorliebe für daS kurfürstliche
Haus Bayern herrühre, dem auch der
gesammte österreichische Adel seine Sym»
pathien zuwende, was denn doch für den
Kaiser selbst bei gewissen politischen
Konstellationen bedenklich werden könne.
Auch sei der Prinz den Töchtern des ver»
storbenen Kaisers Joseph I. anhäng«
licher als dem Kaiser selbst, wie man das
sehr leicht beobachten könne, da Eugen
ja jeden Anlaß benutze, um den Prin-
zessinen Beweise seiner warmen Ver«
ehrung darzubringen. Der Kaiser nahm
diese intriguanten Enthüllungen ansang-
lich mehr auS Neugierde entgegen, um
die Strömungen der offenen und heim-
lichen Sympathien bei Hofe und unter
seinem Adel kennen zu lernen. Da er
aber Alles mit Aufmerksamkeit anhörte, so
machte dies den Grafen nur verwegener
und des Prinzen Feinde nur ersinderi.
scher. Allmälig stand Eugen vordem
Kaiser in einer Gestalt da, die denselben
beunruhigte. Der Monarch ward in dem
Glauben an des Helden Treue erschuf» ,
v. Wurzb ach's biogr. Lerikon. XI.III. tert. und zuletzt wähnte er, der eigenen
Vorsicht wegen den Prinzen und dessen
Anhänger zur schärferen Beobachtung
unter besondere geheime Aufsicht stellen
zu müssen, und Graf Nimptsch erbot
sich nun, auf den Prinzen ein besonders
wachsames Auge richten und den Kaiser
nächtlicher Weile über alleS Bericht er-
statten zu wollen, was er entdecke oder
sonst erfahre. Nnd so geschah es wirklich.
Die Intrigue, welche der sardinifche Ge<
sandte, Tedeschi und GrafNimpt sch
stets verwickelter spannen, nahm immer
größere Dimensionen an. Auch andere
Gegner deS HeiratsprojecteS, die Con«
ferenz«Mimster Graf Sinzendorf und
Gundaker Graf Starhe mberg wur«
den verdächtigt; daS Mißtrauen des
Kaisers auf alle nur mögliche Weise ge»
nährt; ja der eigene Schwager des
Grafen Nimptsch, Graf A l thann .
des Kaisers erklärter Günstling, blieb
nicht verschont, und daS sollte eben die
Wahrheit dieser Verleumdungen nur
noch mehr erhärten. Die Dinge gingen
nun ihren unheimlichen Gang, der Mon«
arch empfing den Grafen Nimptsch
immer öfter heimlich und zu nächtlicher
Weile. Prinz Eugen mochte eS wohl
fühlen, daß etwas gegen ihn im Anzüge
sei, ohne daß er sich bei seiner Schulo-
losigkeit Rechenschaft darüber geben
konnte. Aber die rächende Nemesis ließ
nicht auf sich warten. Prinz Eugen
gelangte endlich zur vollen Kenntniß der
gegen ihn ins Werk gesetzten Niederträch-
igkeilen, und zwar wurde der Kammer»
oiener des Grafen Nimptsch der Ver.
rather deS schandlichen ComploteS. Die
fortwährende Bewegung, die stete Auf»
geregtheit, in welcher der Herr sich be«
fand, sielen dem Diener auf, der nun
'einerseits, wie es solchen Naturen eigen,
um so mehr seine Aufmerksamkeit an«
edr 27. Mai l88l.) 12
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon