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Tedeschi) Prosper 180 Tedeschi) Prosper
Grafen, während die Untersuchung noch
im Zuge war. besuchte, um dadurch
öffentlich zu zeigen, daß A l thann un»
verändert in der Gunst des Kaisers
stehe. Obige Urtheile waren am 7. De«
cember 4719 erlassen worden. Am Mor«
gen deS 42. December wurde vor dem
damaligen GerichtShause, die Schranne
genannt, daS Urtheil wider Tedeschi
in lateinischer Sprache öffentlich ver«
lesen. Ihn selbst hatte man auf einen
Karren gesetzt, nach dem Neuen Markt
geführt und dort an den Pranger gc«
stellt. Dann wurde an ihm, ganz nach
Vorschrift des damaligen strengen Ge»
ricktsverfahrenS die Strafe der AuS-
peitschung vollzogen. I n einem wohl«
verwahrten Wagen brachte man ihn
darauf durch daS Karnthneithor auf die
Straße, welche nach Tyrol führt. An
der Grenze angelangt, mußte er einen
Eid schwören, dieselbe niemals wieder
zu überschreiten, und hiermit wurde er
auf piemontesischeS Gebiet entlassen.
Viele, nicht blos Eugens zahlreiche
Anhänger, auch fremde unbetheiligte
Personen fanden dieS Urtheil zu gelinde.
Man versetze sich nur in den Fall, wenn
Tedeschi'S und Nimptsch's Schurkerei
gelungen wäre? ! Mit geringerem Auf«
sehen wurde zwei Tage später das Ur«
theil an dem Letzteren vollzogen. Am
frühesten Morgen des 14. December
fuhr eine wohlverwahrte von Dragonern
deS Regiments Baireuth umgebene
Kutsche gleichfalls durch daS Karnthner-
thor, diese brachte den Grafen Nimptsch
nach Gratz, in dessen festem Schlosse er
seine strafe verbüßte. WaS den eigent«
lichen Urheber der Intrigue, den Mar.
quiS von St. Thomas betrifft, so
scheint Eugen von dem Verlangen,
eine besondere Genugthuung von ihm
zu erhalten, abgestanden zu sein. Wahr- scheinlich genügte ihm das Entschul-
digungsschreiben, welches V i c t o r
A m a d e u s an ihn richtete, worin der.
selbe sich von jeglicher Theilnahme an
den Nichtswürdigkeiten, welche dem
Prinzen zugefügt wurden, zu reinigen
versuchte. Den einzigen und eigentlichen
Ersatz für die erfahrenen Kränkungen
fand der Prinz in der allgemeinen Theil«
nähme der Wiener Bevölkerung, die
sich ganz entschieden bei allen Anlässen,
am meisten aber in der Erbitterung kund
gab, welche man gegen den Marquis
von St. ThomaS äußerte, für dessen
persönliche Sicherheit man einige Zeit,
bis die ersten Fluthen der Entrüstung
verlaufen waren, ernste Befürchtungen
hegte. Zu dieser Theilnahme Wiens ge»
sellte sich aber auch jene der übrigen
Provinzen, dann Deutschlands und der
anderen Nationen, welche ihre Freude
über den Sieg. den Prinz Eugen
gegen seine Widersacher errungen, überall
zu erkennen gaben. Aber auch die Miß.
stimmung der Gegner deS Prinzen kam
hie und da zum Vorschein. Besonders
Graf A l thann glaubte es dem Mon»
archen entgelten zu müssen, daß dieser
den Schwager der verdienten Strafe
nicht entzogen. Er ließ sich seit dieser
Zeit bei Hofe nicht wieder sehen und eS
war bekannt, daß der Kaiser deS Grafen
Gesellschaft besonders liebte und ihn nur
ungerne entbehrte. Der Graf nahm keinen
Anstand. eS offen auszusprechen, einer von
beiden, er oder Eugen müsse weichen!
(Welcher Größenwahnsinn, sich dem
Prinzen Eugen gleichzustellen!!) Aber
einer, der Alles ausgleicht, machte auch
dieser Calamität ein Ende. der Tod.
Graf Al thann starb am 16. März 1722.
Einige wollen in seiner Gemalin Marie
Anna geborenen Marchese Pigna»
te l l i . Herzogin von Belriguardo,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon