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) Ladislaus 239 Teleki^ Ladislaus
Ausgang eines an ihm verübten Mord«
attentates angesehen und hierüber von
Uebelwollenden lauter erlogene Neben»
fachen im Publicum verbreitet, welches,
als die Thatsache des Selbstmordes
zweifellos feststand, schon so bearbeitet
worden, daß es sich nur allmälig zur
Annahme der Wahrheit entschied, und
daß es manchen Leuten gegenüber lange
Zeit nicht rathsam war, zu behaupten,
Teleki habe sich selbst erschossen. Die
Obduction. welche neben anderen orga«
nischen Anomalien auch durch die mit
Pachion'schen Körnchen reichlich übersäete
Hirnhaut, den Zustand der Leber und
die Verengung der Magenöffnung hin»
länglich erwies, daß Teleki in einem
nicht mehr zurechnungsfähigen Zustande
sich befunden habe, stellte den Selbst-
mord unzweifelhaft fest. wodurch der
Glorienschein eines politischen Marty«
riums vollends verblaßte. Die Be«
stattuug des Grafen fand in feierlichster
Weise statt. Mehrere Comitate hatten
große Deputationen gesendet, so bestand
die SzabolcSer aus 400, die Veszprimer
auS 90, die Biharer aus 80, die Arader
aus 60, die Honter aus 30 Mitgliedern.
Während aber der Adel, die Reichstags»
Mitglieder beider Häuser und das gebil.
dele Publicum in unübersehbarer Menge
vertreten waren, fehlte der katholische
Clerus völlig, was, obgleich der Graf
Protestant war, doch sehr auffiel, zumal
bei dem kaum ein paar Wochen früher
(am 29. April) in feierlichster Weise
stattgefundenen Leichenbegängnisse des
Calviners Paloczy der CleruS zahl«
reich erschienen war. Der vorstehenden
Skizze ist nur noch sehr wenig beizufügen.
Karl Beck feierte Teleki's Tod mit
einem längeren Trauergedichte, worin
eine Stelle lautet: „ Ihm ward ein Geist
von Eisen, ein Herz für Menschemveh, ein Name rein und leuchtend wie frisch
gefall'ner Scknee". I in gewöhnlichen
Leben war der Graf durch und durch
Cavalier und brach daS aristokratische
Element nicht selten in etwas unan»
genehmer, den Dritten leicht verletzender
Weise durch. Dabei war er muthig.
tapfer, so daß er in Folge der zahlreichen
Duelle, in denen er sich mit gleichgiltigem
Todesmuth schlug und aus denen er
meist als Sieger hervorging, den Bei«
namen des Ritter Bayard von Ungarn
erhielt. Eines Tages, als er wieder ein
sehr ernstes Duell abzumachen hatte,
sagte er zu seinem Bedienten mit der
größten Ruh?,: „Geh. Cajus, und laß
einen Sarg machen von 6 Schuh und
2 Zoll. denn die Teleki sind alle sehr
lang". I n politischer Hinsicht war er
durch und durch revolutionär, Patriot
vom Wirbel bis zur Zehe, Vollblut-
Nngar, dabei aber während seiner langen
Verbannung immer angstlich, zerstreut,
überall Verrath witternd, geheimnißvoll
und andererseits doch wieder verwegen
und rücksichtslos. Bei seinem Ableben
fand man auf dem Tische das Fragment
einer Rede, welche er wohl im Landtage
zu halten beabsichtigt hatte. Sie wurde
später in vielen Journalen abgedruckt
und auch im Sonderdrucke ausgegeben.
I ä k a i erinnerte an den Nmstand, daß
an dem Tage, an welchem sich Teleki
den Tod gab. gerade dreizehn Monare
über den Sterbetag Sz6chenyi's hin»
weggegangen. Ein ungarischer Depu«
tirter meinte: „Der in Döbling gestorben
und der in Pesth verblutet, sind auf zwei
Wegen zu einem Ziele gelangt, und
Beide liefern der Welt ein edles Beispiel,
daß der Schmerz des ungarischen Pa»
trioten ebenso tödtlick ist, wie seine Vater«
landsliebe, welche beide Empfindungen
bei ihm so durchdringend tief sind". Das
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon