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Tempsky 278
und Volksschriftstellers Christ. Karl An-!
dr 6 sBd. I, S. 33^> zu leben, kam er auf >
das Gymnasium daselbst, aus dem er!
aber schon nach beendeter erster Classe,
im Mai 1831, in die eben begründete
Erziehungsanstalt Sterten übertrat.
Nach dem Tode ihres Vaters zog die
Mutter nach Wien zurück, wo der Sohn
sie im Herbst 1834 besuchte. Da es aber
damals nicht gestattet war, Kinder im
Auslande erziehen zu lassen, durfte er
nicht in die Stuttgarter Anstalt zurück-
kehren. Er kam daher in das Wiener
polytechnische Institut, wo er die com-
mercielle Abtheilung beendete und außer-
dem bei Iacquin Botanik hörte. Am
1. November 1836 trat er in die Buch-
handlung Karl Gerold's ein. Dieser,
ein Freund des verstorbenen Tempsky,
übertrug auf den Sohn die freundschaft-
lichen Gefühle und gestattete ihm, einen
großen Theil der Lehrzeit in Frankfurt
a. M. und Brüssel zuzubringen. Ein län-
gerer Aufenthalt in London und Paris,
und eine Reise in die Schweiz trugen zur
Ausbildung des jungen Mannes und zur
Erweiterung seiner Welt-, Menschen- und
Geschäftskenntniß das ihrige bei. Neun-
zehn Jahre alt, kam Tempsky im Juli
1840 nach Prag, wo er bis Ende dieses
Jahres in der Buchhandlung Barrosch
und Andr<!: arbeitete. Am 1. Jänner
1841 übernahm er für seine Mutter die
Leitung der Ealve'schen Buchhandlung, >
bis dieselbe im Jahre 1846 in sein
Eigenthum überging. Unter seinen Ver« ^
lagsunternehmungen aus jener Zeit!
nennen wir die medicinischen Werke von
Kiwisä) von Rotterau PHd. XI,
S. 343^ und die GährungHchemie von!
Bal l ing ^Bd. I, S. 133^. Gleich an-
deren Geschäften wurde auch der Buch-
und Verlagshandel vom Jahre 1848
schwer getroffen. Ho z. B. mußten die seit 1811 im Verlage der Calve'schen
Buchhandlung erscheinenden „Oekonomi-
schen Neuigkeiten und Verhandlungen"
eingestellt werden, aber die Aufhebung'
der Censur und die Reorganisation des
Schulwesens boten Gelegenheit, die Ver-
luste, welche diese 'Epoche herbeigeführt
hatte, einigermaßen auszugleichen. Im
Namen des Prager Buchhändlergremiums
verfaßte und überreichte Tempsky dem
Unterrichtsministerium die Denkschrift über
die Nothwendigkeit der Aufhebung des
Monopols des Schulbücherverlages und
die freie Concurrenz der Buchhändler mit
jenem Institute. Er selbst begann nun
mit dem Verlage von Schulbüchern, der
sich zwar langsam, aber stetig entwickelte,
und in welchem er eine Reihe der tüch-
tigsten Schulwerke zu Tage förderte, wir
erinnern hier nur an Curt ius, Gin-
dely M . XIV, S. 438^, Moönik
Md. XVIII, S. 408^>, Po k ö r n y
sBd. XXIII , S. 39^, Schenkt Mand
XXIX, S. 202^, deren Schulbücher
sowohl im Original als auch in viel-
fachen Uebersetzungen eine außerordent»
liche Verbreitung nicht nur in Oesterreich,
sondern auch in Deutschland und in
der Schweiz fanden. Die Aufhebung
des Monopols des Schulbücher-Verlages
für die Volksschulen eröffnete ein
neues Feld zu bedeutenden Unternehmun-
gen. Hier ist besonders die Schreib- und
Lese-Fibel von Heinrich zu erwähnen,
die heute bereits in mehr als einer Million
Exemplaren in Oesterreich und in den
deutschen Schulen im Osten verbreitet ist.
Auch die an genannte Fibel sich an>
schließenden Lesebücher von Heinrich
erfreuten sich gleich günstiger Aufnahme.
Sein Anschauungsunterricht für Schulen,
86 Tafeln in Farbendruck, ist bereits in
23Auflagen erschienen. Die Lechische Lite«
ratur ist nicht nur durch zahlreiche Schul-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon