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Teuffenbach, Anna Teufend ach, Anna
von Seisseneck vom Kaiser Ferdinand
die Bewilligung, sein eigenes Wappen durch
Aufnahme des S eissenect'schen vermehren
zu dürfen. Hiermit erhielt das alte Wappen der
Teuffenbach eine ganz veränderte Gestalt. —
4. Anna (gest. 1418). Erbtocliter von Eber<
stein, vermalte sich mit Dietrich von Teuffen«
bach, einem Sohne Hartneids von der
Linie Teuffenbach - Mayrhofen. In
kurzer Zeit Witwe, wird sie Gegenstand der
zärtlichsten Neigung zweier Edlen. Ernst von
Lobming. in Liebe fÜK die schöne junge
Witwe entbrannt, bat seinen Freund Herb er«
stein, um ihre Hand für ihn zu werben.
Als dieser, ein Ritter von edler Gestalt und
Sitte, seines Auftrages sich entledigte, gab sie
ihm in verschämter Weise einen ablehnenden
Bescheid, aus welchem aber das Bedauern
herausklang, daß er nicht für sich selbst ge«
worben habe. Wie freudig auch Herber-
stein diese Andeutung entgegennahm, erschrak
er doch bei dem Gedanken, welcl»' unan«
genehme Verwicklung daraus entstehen könne,
und daß er seinem Freunde gegenüber in
zweideutigem Lichte erscheinen müsse. Und
mit sich selbst uneins, verließ er die Burg
Annas von Teuffenbach und verständigte
seinen Freund von der unglücklichen Werbung,
alles Weitere verschweigend. Nach einiger
Zeit aber begab er sich wieder nach der Burg
Mayrhofen, wo er nun für sich selbst um
die Hand Annas warb und ihre freudige
Zusage erhielt. Er sendet einen Boten mit
der Nachricht von seiner Verlobung an den
Freund. Doch Anna. daraus Unheil besor«
gend, fängt den Abgesandten auf. so daß Ernst
von 3 obming erst von anderer Seite Kunde
von dem Verlöbniß erhält. Dieser wähnt sich
von seinem Freunde schmählich hintergangen,
sein Vertrauen gemißbraucht, sich selbst ver«
höhnt und schwört blutige Rache. Durch
Andere in seinem Vorhaben noch bestärkt,
rüstete er rasch einen Haufen zucht« und
herrenlosen Gesindels mit Waffen aus und
zog durch Wälder und auf Abwegen gegen
Mayrhofen. Es ist Mitternacht. Die Hochzeits«
feierlichkeiten sind zu Ende. Die Gäste treten
den Heimweg an, und als alles im Schlosse
im tiefen Schlafe liegt, ersteigt Ernst von
Lobming mit den Seinen die Burg. tödtet
nach kurzem Widerstände, was sich ihm ent«
gegenstellt, bemächtigt sich Günther von
Herberstein's und dessen sechzehnjährigen
Neffens Georg und schleppt Beide in Ketten
mit sich fort. Sem Knappe Jacob, der diese Gelegenheit benutzte, um seinen Haß
gegen Herb erst ein's Knappen zu kühlen,
stößt diesen nieder, versichert sich dann der
Neuverinälten, und sie vor sich auf das Pferd
hebend, sprengt er aus'dem Schlosse seinem Ge.
bieter nach. Günther, Anna und Georg
wurden im Verließe eines schwarzen alten Thür»
mes, der letzten Ruine des zerstörten Schlosses
Eppenstein am Fuße der einsamen Stubalpe,
eingeschlossen und waren, ohne voneinander
Kenntniß zu haben, sich nahe Kaum war der
Raub ruchbar geworden, so zogen die Her<
berstein und Eberstein aus, die Un»
glücklichen aufzusuchen, doch Monate ver«
gingen, ohne daß sie ihre Spur fanden. Da
lud Herzog Ernst der Eiserne Lobming
nach Gratz zu Gericht, erließ eine feierliche
Abmahnung an alle Anhänger und Helfer
desselben und that sie in Acht und Bann.
Darüber erschrocken, öffnete Lobming seinen
Gefangenen das Verließ und warf sich Gün<
ther zu Füßen, der ihm verzieh und versprach,
ihm ein Fürsprecher vor dem Herzuge Ernst
zu sein und in der That ihm das Geleite nach
Gratz zum Gerichte gab, wo sich Beide am
12. November 14tt6 Urfehde und gänzliches
Vergessen des Begangenen schwuren. Auf
Günthers und Annas dringendes Flehen
schenkte Herzog Ernst der Eiserne dem Lob»
minger Leben und Freiheit, der Thurm von
Eppenstein aber wurde der Erde gleich ge»
macht, die Mauern von Lobming gebrochen
und die Burggräben damit ausgefülli. Gün»
ther von Herberstein ward von Herzog
Ernst zum Haupimanne von Mitterburg in
Istrien. dann zum Befehlshaber des herzog«
lichen Schlosses Gratz. endlich zum Feldhaupt»
manne ernannt. Mit seinem Vetter Eckhard
von Herb erstein war er der Held des
Tages von Radkersburg (1418). der Inner»
österreich von den Türken befreite. Anna,
die ihrem Gatten nur zwei Töchter gebar,
starb vor dem geliebten Manne bald nach dem
Siege bei Radkersburg. Eine der Töchter,
Dorothea, vermalt mit Georg Göß von
Raben stein, war berühmt ob ihrer Kennt«
nisse in der Mechanik und Sternkunde. In
der Pfarrkirche ;u Wolfsberg wurde eine
von ihr gefertigte Kunstuhr gezeigt, welche,
auf einer Säule stehend, den vollständigen
Kalender, den Wechsel des Mondes und den
Lauf der Planeten darstellte. Anna liegt in
der jetzt aufgehobenen Minoritenkirche zu
Wolfsberg bestattet, wo auch nach Günthers
letztwilliger Verfügung dessen Leiche beigesetzt
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Terlago-Thürmer, Volume 44
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Terlago-Thürmer
- Volume
- 44
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 360
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon