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Thun-Sohenftein, Leopold Leonh. 63 Thun-Hohenftem, Leopold Leonh.
länglich versehen war. Er unterstützte
junge Theologen mit Geld und guten
Büchern, förderte Cultur, Kunst und Wis-
senschaft und umgab sich mit strebsamen
Männern, welche später eine Zierde des
Staates und der Kirche wurden, wir
nennen den k. k. Hofrath von Rade-
macher, den Grafen Leopold Max von
Firmian >M. 4V, S. 234^, nach-
maligen Fürsterzbischof von Wien, den
Grafen Karl Cajetan Gais ruck ,
späteren Cardinal-Erzbischof von Mai-
land. Seinen humanistischen Bestrebungen
aber machten die Wirren einer stark be»
wegten Zeit bald ein Ende. Die kriege-
rischen Ereignisse, die auch sein Land
berührten, nöthigten ihn wiederholt zur
Flucht. Der Luneviller Friede vom 9. Fe«
bruar 1801 legte dann den Grund zu
den großen Veränderungen, welche mit
dem Reichsdeputationsreceffe vom 23. Fe-
bruar ^803 beendet wurden, welchem
gemäß nicht nur die Territorien der
meisten weltlichen Reichsstände einen
anderen Umfang erhielten, sondern auch
die sämmtlichen geistlichen Reichsstände,
mit Ausnahme dreier, mit ihrem Ge-
biete ihre Nnmittelbarkeit verloren. Auch
der Fürstbischof von Paffau theilte dieses
Geschick und bekam für sein abgetretenes
Land die Sustentation von 30.000 st.
R. Wg., mit der Gestattung, zu leben,
wo es ihm beliebe. So lange sein Capitel
am Bischofssitze blieb, hielt auch er sich
an sein geliebtes Paffau, als aber jenes
ihn verließ, begab er sich zurück in seine
Heimat und verrichtete dort die ihm
zukommenden kirchlichen Handlungen.
Als im Jahre 4817 zwischen dem.Papste
und Bayern das Concordat zu Stande
kam, scheiterte seine Hoffnung, dem bi'
schöflichen Amte wieder vorstehen zu
können, an der Gebrechlichkeit feines von
Natur schwachen Körpers — Leopold ! Leonhard war damals nahezu 70 Jahre
alt — und er zog sich nun auf sein Gut
! Zibulka näcbst Prag zurück, wo er den
! Rest seiner Jahre unter Wohlthun ver
! lebte. Daselbst unterstützte er reichlick
, die armen Anstalten der Barmherzigen
! Brüder und der Elisabe^nerinen, be-
! schäftigte Handwerker und Künstler, nur
> um ihnen Brod und Verdienst zu geben.
> Am 9. Juni 1824 wurde er von Kaiser
Franz, dessen Gemalin C a r o l i n a
Augusta und dem Kronprinzen mit
einem Besucke beehrt. Nack nur vier
! tägigem Krankenlager starb er, 79 Jahre
j alt. Als die Bürgerschaft der Hauptstadt
die Kunde von seinem Hinscbeiden ver
! nahm, bewies sie ihre tiefe Theilnahme,
^ indem sie die Erlaubniß siä> erbat, den
verblichenen Fürsten auf idren Schultern
zu Grabe tragen ;u dürfen. Nack seinen
letztwilligen Anordnungen wollte er auf
I dem allgemeinen Gottesacker der Klein-
seite Prags mitten unter seinen Mit-
christen bestattet werden, was auch am
24. October Abends bei Fackelschein unter
Begleitung des bürgerlichen Schützen-
corps geschah. Sein Biograph Dr. Jos.
Helfert schreibt: „Mit dem hohen Ver-
blichenen verlor das ehemalige heilige
römische Reich seinen letzten Fürsten, die
Kirche zu Paffau ihren letzten eremten
Bischof, das Vaterland eine Zierde, die
Armen einen Vater".
Schrödl (Karl Dr.). I>2,52kvig. 53.ci-k. Ge-
schichte des Bisthums Passau bis zur Säku-
larisation des Fürstenthuius Nassau (Paffau
1879. Waldbauer, gr. 3".) T. 387. —
Buch inger (Ich. Nep.). Geschickte des
Fürstenthums Paffau nach archival. Quellen
(München i818. Franz Jos. Storno. 8".)
Bd. I I , S. 477. — Neuer Nekrolog der
Deutschen (Ilmenau 1823, Bernb. Fr. Voigr.
8".) IV. Jahrgang (1826). Zweiter Theil.
S. 63l u. f.
Porträte, i) Unterschrift: „Leopold Leonards
eremter Bischof und des heil, röm. ', Reichs
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Volume 45
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Thugut-Török
- Volume
- 45
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 324
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon