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solchen Reiz, daß sofort der Wunsch in
ihm erwachte: auch einmal^eine große
Gesangskünstlerin zu werden. Sie be«
gann sich nun zur dramatischen Sängerin
zu bilden und trat als solche in der Rolle
der Prinzessin in „Robert der Teufel" in
einem Concerte öffentlich auf. Sie sang
dann in mehreren von dem genannten
Musikvereine veranstalteten kleinen Con«
certen, in deren einem sie der Redacteur
der „Wiener Musik-Zeitung" Dr. August
Schmidt zu hören Gelegenheit hatte,
welcher zugleich mit anderen Kunst«
freunden den Vater zu bestimmen
wußte, seiner Tochter die nöthige höhere
musikalische Ausbildung in Wien geben
zu lassen. Nach Besiegung von mancherlei
Schwierigkeiten kam Louise in die Re«
sidenz, wo sie in Dr. Schmidt's Hause
liebevolle Aufnahme fand. Im Conser-
vatorium erhielt sie zunächst Unterricht
bei der Gesangslehrerin Fräulein Froh«
lich, später bei Knut. Da brach das
Jahr 1848 störend herein, und sie kehrte
nach Güns zurück. Aber schon nach
einigen Monaten ging sie wieder nach
Wien, wo sie, da mittlerweile die Gattin
des Dr. Aug. Schmidt gestorben war,
nicht wie früher bei demselben ein Asyl
fand, sondern bei fremden Leuten wohnen
mußte. Durch die Revolution waren
auch die Vermögensverhältnisse des
Vaters stark zurückgegangen, und so
stellten sich iinmer neue Hindernisse den
Bestrebungen der angehenden Künstlerin
entgegen. Ihre Bemühungen, ein Enga»
gement zu erhalten, blieben auch erfolg,
los, und sie stand eben im Begriff, Wien
zu verlassen, als das Ersuchen der be«
rühmten Rosa Kastner ^Band XI>
S. 29^ in einem von derselben veran«
stalteten Concerte mitzuwirken, sie vor-
derhand den gefaßten Entschluß aufgeben
ließ. In der That war der Erfolg, den sie im Concerte errang, ein solcher, daß
ihr ferneres Schicksal eine günstigere Wen-
dung nahm. Sie wurde im Hause einer
vornehmen Dame, der Gräfin H. einge-
führt, welche sich des jungen Madchens
wie eine Mutter annahm, so daß sie unter
deren Schutze den Zeitpunkt, der ihr ein
Engagement bringen würde, ohne Sorge
abwarten konnte. Nach einiger Zeit er-
hielt sie ein solches als Koloratursängerin
nach Oedenburg. So günstig ihr Erfolg
beim ersten Auftreten daselbst, so sonder-
bar war der Antrag des Theaterdirectors,
der ihr nach glänzendem Debüt für ihre
fernere Wirksamkeit an seiner Bühne
freie Kost und Wohnung — ohne
Gage anbot! In dieser Lage telegra'
phirte sie an I)r. Schmidt, der sofort
erschien und sie nach Wien zurücknahm,
wo sie nun von Neuem unter dem Schutze
der ihr wohlgeneigten Grasin H. die
Studien fortsetzte, bis sie nach einem
halben Jahre ein anstandiges Engagement
am Theater in Bremen erhielt. I n dieser
Hansestadt sang sie ein halbes Jahr.
Coulifsenkabalen verleideten ihr aber ein
ferneres Wirken daselbst, und sie folgte
einem Rufe des Commissionsrathes Wol»
tersdorff nach Königsberg. Hier de-
butirte sie als Königin in den „Hugue»
notten", als Page im „Maskenball" und
wurde engagirt. Nach anderthalb Jahren
nahm sie ein Engagement m Pesth an,,
aber bei den unerquicklichen Theater«
Verhältnissen daselbst löste sie schon in
einem halben Jahre ihren Contract. Nun
sang sie in Gratz, ein Liebling des Publi-
cums, von diesem in aller Art gefeiert,
drei Jahre. Als sie hier der Prager
Theatecdirector Stöger hatte singen
hören, suchte er sie für seine Bühne- zu
gewinnen, an der- sie denn auch zwei
Jahre wirkte. Aber weniger beschäftigt,
als sie es wünschte — einige Rivalinen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Volume 45
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Thugut-Török
- Volume
- 45
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 324
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon