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Trauttmannsdorff, Karl Trauttmannsdorjf, ölarl
vor demselben „etliche dem Herrn von Sal> !
da^na anhängende und von diesem bestelltes
Banditen" stehen. Es waren d^cb: Simon!
<>'lln!-,i oder <>urton uon Trient, Oliuier
Gios von Asiago bei Vicenza. l>hristopb
l5h oller von Pergine, Diener dcö Julius
Alessandrini von Trient, Hieronylnus
Vaicel l i aus Sardagna, Diener des Herrn
von Sardagna. Als er nun an ihnen vor-
überging, grüßten sie ihn ehrfurchtsvoll und
mit entblößtem Haupte, und er dankte mit
abgezogenem Hute. Kaum war er jedoch an
ihnen vorübergeschritten, als Sardagna,
welcher ebenfalls vor dem Hause sich postirt
hatte, zwel Pistolen auf ihn abschoß, und
zwar im selben Moment, als Traut t m a n ns'
d orff den Hut wieder aufzusehen iin Begriffe!
war. Eine der beiden kugeln drang ihin von
rückwärts durch den rechten Arm oberhalb
des Ellbogens. Beinabe gleichzeitig sielen noch
andere Schüsse, von denen sein Diener nieder«
gestreckt wurde. Als dieser wieder aufstehen
wolUe. erhielt er von einem der Banditen.
Hieronymus Vaice l l i , mit der Büchse zwei
Streiche an den Kopf und ward „so wie ein
iDchs niedergeschlagen". Nun brachte man
den verwundeten T r a u t t m anns dorff ,
wädrend der Diener todt auf dem Platze blieb,
in den Tyun'schen Palast, in dessen nächster
Nähe dt'r mörderische Ueberfall stattgefunden
hattl?. Anfangs dielt man die Wunde uicht für
gefährlich. Sie verschlimmerte stch jedoch so
schnell, und unter so auffallenden Umständen,
daß d'e Aerzre erklärten, eo müßie die Kugel,
wclcl, - Trani tmannüd o rf f getroffen hatte,
vergiftet gewesen sein. Dieser starb nach vierzig
quallvollen Stunden, Dcw ist der Hergang
der Sache. Unter der Bevölkerung von Tricnt
erregte der Vorfall, begreiflicher Weise großes
Auffehen. In den Kreisen der bischöflichen
Justiz schien man aber nichtL weniger als
geneigt, im Ernst gegen die Thäter vorzu-
geben Stadthauptmann Freiherr von Wol '
k eli st ein berichtete hierüber unter Anderem:
Er haoc stch, nachdem er von dem blutigen
Vorfalle Kenntniß erhalten, zum hochwürdigen
Herrn (äoadjutor verfügt — Bischof war
damals EirdinalKarl von Madruz — ihm
die Hache erzählt, ihn um gut? Justiz gebeten
und ermähnt, seine Rathe zusammenzuberufen. ^
Letzteres geschah, und nachrem sich der Coad- !
jutor zuerst mit denselben besprochen, nahm!
er sie mit zum Stadthauptmann, den er
inzwischen in seinem Zimmer zurückgelassen!
. hatie „A!o> man beisammen gcwest, har einer > den cuiLrrn eine guie ^>nl angeschaut". Da
der 3tadt!>aurtmann sad, daß der (>,oadjulor
Mtcbeilungcn ^u inachen sich weigere, tt,at
er es und bat schließlich, (Herechtigsen zu Hand«
haben und die Thäter zu ergreifen. <5s lvar
abcr unter diesen Nätdcn nur ein einziger,
dcr überdaupt einen Ratb gad. und zwar den.
mit rinigen Mann in 3ardagna'o Häuser
einzufallen. Und als Wolken'tein fragte,
wozu das geschehen solle, da doch die Mörder
Mch in die Propstei — oamalo eine Freistätte
— geflüchtet satten, antwortete der „weise"
Nath: es sei kein ,>all. welcher zuließe, die
Thäter auS der ,Miung zu dolen, nian solle
aber in ihre Häuser einfallen, „zu einem
Schein und uin den deinen zu verstehen zu
geben, daß die Iustitia inuigiliercü" Wol '
kenstein leimte dico ab und erklärte, er
könne sich dazu nicht hergeben, „zur Ver-
blendung der Leute ihnen einen Stauchen vor
die Augen zu binden". Schließlich bewilligten
ihm die Räthe vierzig Mann. die Mörder zu
verfolgen, gaben il?m aber thatsächlich nur
fünf, und zwar am ersten Tage „zween
unbcwehrte Buben", am anderen aber drei,
darunter nur einer mit einer Wehre versehen
war. Nach der Meinung des Stadthaupt«
manns waren aber auf der Seite der Mörder'
partei „über 70 wohlbewehrte Personen". Dir
Mörder bliebm denn auch ruhig drei Tage in
Trieni und machten stch dann unbelästigt aus
dem Staude, indem sie Nachts auf einem
Kahne über die Cttsch fubren und sich an ver«
schiede'nen i7rten zerstreuten. Später wurde
zwar durch den bischöflichen Pracor Po'
verello (noin^n oincu) von Trieni der
Inquisitionsproceß eingeleitet. 27 Zeugen,
„darunter vier Docroren und Palwirer", eid-
lich vernommen, schließlich ward jedoch ..der
angefangene Proceß unvollkommenilich ersiyen
gelassen", und selbst als der Kaiser, welcher
wie der Tiroler ^andesfürst von der Ver-
wandtschaft des Ermordeten um Intervention
angegangen worden war, durch einen läom-
missionöbefehl die Fortführung des Processes
von der bischöflichen Regierung verlangte, ging
man nicht weicer mebr m der Sache vor. Erst
als Erzherzog Leopold sich der Sache annakm
und eine eigene Commission ernannte, welche
in der landesfürstlichen Stadt Bozcn tagte,
wurde der Proceß im April 162!» weiter-
geführt und. insofern er die unmittelbaren
Thäter betraf, im April 1631 zu Ende gebracht,
auch sogar ein Urtbeil gesprochen, welches
jedoch am 2l. Imn U'»40 — creizedn Jahre
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Volume
- 47
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 309
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon