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Cremt, Cajetan 118 ) Cajetan
nicht ankommen, und sein Ausbleiben war Zweitausend Gulden bot er dafür. Dieser
um so unangenehmer, als Prinz Cajetan Brief wurde von der Behörde aufgefan»
gerade wegen des Ankaufes eines Gutes gen und blieb somit unbeantwortet. Nun
im Werthe von 100.000 ft. unterhan-
delte. Die Geschichte gestaltete sich immer
bedenklicher, immer drohender. Iose-
phine Grenier, welche den Stern für
das Ordensband Cajetans gestickt ging unser Prinz Tunora auf Wander-
schaft und wendete sich, mit einem Spar-
Pfennig seiner Eltern versehen, nach der
Universität Innsbruck. Da er einmal
schon Prinz gewesen, wollte er ein ge-
. hatte, mußte ihre Sparpfennige hergeben, ! wohnlicher Student nicht mehr sein, und
und einem anderen armen Mädchen ! so hielt er denn als ein Graf Tau fkirch
wurden etliche Gulden abgeschwatzt, wo- ^ seinen Ginzug in die Stadt. Den Weg,
für man ihr eine Kammerjungferstelle bei! dahin hatte er theils zu Fuß, theils im
der zukünftigen Prinzessin versprach. End>! Stellwagen zurückgelegt, aber von der
lich versiegten alle Quellen, die Mahner! letzten Station ab drei Pferde gemiethet,
um ihr Geld rührten sich immer mehr, Indeß dem Grafen Taufkirch fehlte
und so blieb denn nichts Anderes übrig ^ sein Factotum Elb l , die Prellereien ge-
als die — Flucht. Dieses wilde Leben > langen ihm nicht so leicht, auch in weit
haite angesichts einer Bevölkerung von! geringerem Umfange, und schon nach
mehreren Tausend Seelen, angesichts ^ wenigen Wochen mußte er das Weite
aller Behörden, angesichts der Hochschule, ! sucben. Nachdem er eine Weile umher«
der die flotten Vögel zunächst unter» ^ geirrt, gerieth er doch den österreichischen
standen, fast ein ganzes Jahr gedauert. ,' Gerichten in die Hände, er wurde nach
Die Schulden beliefen sich auf 223? fl., ^ Salzburg abgeliefert und nach abge-
wovon der Rector allein 1300 fl. ge- ^ sckloffener Untersuchung zu dreijähriger
liehen. Nun waren die jungen Strolche Festungshaft verurtheilt. Sein College
fort. Die Behörde erließ einen Steckbrief, V l b l erhielt einen dreiwöchentlichen
aber vergebens, denn Cajetan hatte ^ Arrest, aber während Cajetan der
sich zu seinen inzwischen nach Bayern ^ Prinz ohne körperliche Züchtigung davon
übersiedelten Eltern geflüchtet, und diese! kam, wurde dessen einstiger Geheim-
von dem ganzen Lügengewebe einge« ! secretär zum Willkomm und zum Abschied
nommenen alten Leute trauerten nun! mit je zwölf Karbatschhieben bedacht,
mit dem Sohne zusammen, daß ihm, Die Acten über das Vorerzählte, welche
sein Prinzeuthum vorenthalten werde ^ sich noch, zwei Rieß stark, im Landes«
u. dgl. m. Aber Cajetan spielte sein! gerichte zu Salzburg befinden, hat der
Spiel weiter. Er schrieb an Iosephine! salzburgische Geschichtsforscher Haupt-
Grenier einen Brief, dessen Ortho-
graphie mit einem Studiosus der philo-
sophischen Facultät nicht vereinbar ist, !
und klagte ihr, daß sein Fürstenthmn mann A. von S c h a l l h ammer
sBd. XXIX, S. l08^> ausgezogen, und
dieser Auszug liegt im Salzburger
Museum aufbewahrt; ein M. v. H.
sehr wankelmüthig, und nannte sich jetzt: nahm Ginsicht in denselben und bear-
„dermalen in Dunkelheit versetzter Prinz, beitete ihn für ein Feuilleton der
Tunora". Auch bat er die Geliebte, ihm Wiener „Neuen Freien Presse", welches
durch Bestechung eine Lieutenantsstelle in
der kurfürstlichen Leibgarde zu,verschaffen. dann „Der Sammler"
in den Archivalien nachdruckte. Auch
des Salzburger
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Volume
- 47
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 309
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon