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Treumann. Karl Ni) Ereumann, Karl
vorhandenen Schauspieler nicht leicht zu
besetzen waren, wie er es unter seines
Nachfolgers Direction in „Pariser Leben"
und noch im Jahre 1873 unter Iauner
in „Tricoche und Cacolet" that, welche
beiden Stücke cr selbst für die deutsche
Bühne bearbeitet hatte. Durch seine be-
sonnene Bühnenleitung, vornehmlich aber
durch seine Gastspiele, die ihm glänzend
honorirt wurden, erwarb er sich ein Her-
mögen, das ihn in die Lage versetzte, von
den Zinsen desselben ein behagliches
Leben zu führen. Seine Gastspiele hatte
er immerwährend in der Urlaubszeit aus
geführt, und zwar in Preßburg im Jahre
4830, in Berlin 4830, 4833, j833, in
Hamburg 4832 und 1833, in Pesth
4834, 1836 und 1837, in Gratz 4832
und 5836, in Prag 4834, 4832, 4834
und 4837, in Lemberg 1837, in Brunn
4836 und 4837, in Temesvar und Arad
4837; außerdem wirkte er in Wiener»
Neustadt und in Baden in mehreren
Fest» und Wohlthätigkeitsvorstellungen
mit. Als im Jahre 4869 plötzlich in den
Zeitungen die Nachricht auftauchte,
Treu mann, der damals in Hamburg
lebte, hätte sich an verschiedenen Actiew
und Bankunternehmungen betheiligt und
dabei große Verluste erlitten, beruhigte
derselbe die theilnehmenden Gemüther in
einem öffentlichem Schreiben, in welchem
er erklärte, er habe sich bisher an keinen
anderen Banken als höchstens an
A u sternbänken betheiligt, deren Pro»
ducte er unausgesetzt vertilge, und daß er
auch alsbald dieses Geschäft mit unge-
schwächten Mitteln fortsetzend, wieder
nach Wien zurückkehren wolle. Die
Muße nun, über welche der unbeschäf»
tigte Künstler, nachdem er sich von der
Bühne zurückgezogen, verfügte, scheint
ibm doch nicht wohlbekommen und er den
Genüssen mehr, als es seiner Gesundheit zuträglich sein mochte, sich hingegeben zu
haben. Wenigstens deutet folgende in
den Blättern, welche seinen Tod bekannt
gaben, enthaltene Stelle darauf hin:
„(5ui abgesagter Feind des Müßigganges,
arbeitete er unermüdlich darauf los.
Nebenbei aber lebte er auch darauf los,
mit vier Pferden. Am Morgen nach
dem Tode Treumann's begegnete ein
Freund desselben dem Schauspieler
G. . . , der ein sehr sonderbares Gesicht
machte und trübselig sagte: „„Haben's
schon g'hört, der Treu mann isg'storb'n,
na ja bei derer Leberei"". Spracb's und
ging seines Weges. „Leberei", das ist ein
nicht eristirendes, aber ein sehr bezeicb
nendes Wort". Treumann lebte in der
letzten Zeit in dem nächst Wien gelegenen
Baden, wo er in der Helenenstraße eine
eigene Villa bewohnte. Der Verlust
seines einzigen Sohnes, von dem er
einige Monate vor seinem Tode be
troffen wurde, beugte ihn schwerer, als
es im ersten Moment den Anschein hatte.
Eigenthümlich und wie eine Todes-
ahnung erscheint es, daß er wenige Tage
vor seinem Hintritte die Bilder Sa-
phir's, der chm besonders wohlwollte,
Castelli's. Ander's, Tichatschek's,
Grois' und Nestroy's um seinen
Schreibtisch aufstellte und in dieser Um-
gebung seiner dahingeschiedenen Freunde
viele Stunden verbrachte. Er starb eines
schnellen Todes. Ein großer Freund der
Musik und selbst mehrere Instrumente
spielend, hatte er am 47. April Nack-
mittag mit einem jungen Komponisten,
der für ihn ein Lied componirte, dieses
auf seiner Villa in Baden probirt. Die
Probe dauerte bis ein Viertel über Sechs.
Nun begab er sich in sein Zimmer, ohne
zurückzukehren. Als er zu lange ausblieb,
siel dies seinen Angehörigen auf, und sie
suchten ihn in seinem Zimmer auf, dort
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Traubenfeld-Trzeschtik, Volume 47
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Traubenfeld-Trzeschtik
- Volume
- 47
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 309
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon