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Tunkl (Genealogie)
ur Vcnealogic der Freiherren Tunkl. Die
ersten Nackrichten über dieses Geschlecht, welche
allerdings ziemlich ausführlich sind, aber ncch
keineswegs die Aufstellung einer Stammtafel
desselben ermöglichen, verdanken wir den Nach«
forschungen des unermüdlichen mährischen
Historiographen Ritter d'Elvert. Die Familie
schrieb sich bald Tunkel. bald Tunkl,
und ihre Prädicate lauten einmal Haus'
brunn, dann A usprunn. Aschbrunn und
Nsprung. gegenwärtig aber heißt sie mit
vollem Namen Tunkl von Asprung und
Hobcnftadt. Sie nahm einmal in Madren
eine duich Macht und Ansehen hervorragende
Stellung ein. Ihre Stammregister reichen
bis zum Beginne des fünfzehnten Iahrhun«
dctts zurück, in welchem die Tunkel zu
Baudmannsdorf , Polwitz. Geyers-
berg, Rath man nsdorf, Wickendorf
u. s. w. im Fürftenthume Liegnitz, dann in
Schweidnitz, Lemberg'Iauer u. s. w. urkund-
lich vorkommen. Aber schon im Jahre 1398
ist ein Niclas Tunckel von Brnii^ko
urkundlich nachweisbar. Nach diesem tritt in
Mähren Jan Tunkl von Ausprunn und
von der Hohen stadt um die Mitte des
fünfzehnten Jahrhunderts in den Vordergrund.
Er steht unter den mährischen Rittern in der
1446 Zwischen F riedrich IV. und der Land«
schaft Mähren aufgesetzten Vergleichsurkunde,
mit welcher der verderbliche Krieg zwischen
Mahren und Oesterreich beigelegt werden
sollte. Auch befand er sich im Gefolge Kaiser
Friedrichs IV. und des jungen Königs
Ladis laus, sowie unter den nahe dreihundert
Fürsten, Grafen. Herren und Edelleuten, welche
Ersterer nach seiner Krönung zu Nom im
Jahre 1432 daselbst zu Rittern schlug. Schon
Johannes' Söhne Georg und Johann
besaßen, wie aus der in den Quellen
angeführten genealogischen Darstellung von
d'Eloert ersichtlich ist, sehr bedeutenden
Grundbesitz in Mähren, welcher sich in der
Folge nur noch vermehrte. Diese Beiden er»
hielten auch schon,1463, auf Ansuchen des
Breslauer Vischofs Iobst, wegen ihrer Dienste
bei der Belagerung von Wien im Jahre 1462,
als der von den Wienern und seinem Bruder
Albrecht in der Burg belagerte Kaiser durch
König Georg von Podiebrad Hilfe fand, die
Bestätigung ihrer alten Bannerherren,vürde
und die Erlaubniß, mit rothem Wachse zu
siegeln. Den Höhepunkt' aber erreichte die
Familie in Georg Tunkl von Brnieko
auf Hohenftadt, dessen Name in den
v. Nurzbach, biogr. Lerikon. XI^VIII. sG Iakren 1466 bis 147<^ oft genannt wiid.
Der Name Brni6ko ist die »'-echische Bezeich«
nung für den in drr Nähe der mährischen
Stadt Hobenstadt im Olmützer Kreise gelegenen
Ort Hansbrimn (Aussprunn). Anf Hohen-
stadt waltete Georg inmitten seiner weit-
läufigen Besitzungen „mächtig nach der Sitte
der Zeit. milde gegen den Klerus, rauh und
bart gegen die Unterthanen, ein treuer und
thätiger Anbänger des nationalen Königs
Georg von Podiebrad". In dessen vielen
und blutigen Kämpfen stand ihm Georg
Tunkl ireu zur Seite. Und nach Podie«
bräd's 1471 erfolgtem Tode hielt er
sich nici)t
zu dem von den Böhmen gewählten Könige
Wladis law von Polen, sondern zu König
Matth ias von Ungarn, dessen Niederlage
aber durch die vereinigten Böbmen und Polen
er nicht zu verhindern im Stande war. Als
im Jahre 1430 zwischen den mährischen Herren
ein heftiger Streit über das Prärogativ in
öffentlichen Zusammenkünften ausbrach, welcher
eine blutige Wendung befürchten ließ, ent-
schied König Matthias, daß nur fünfzebn
mährische Herrengescblechter als alte anzu.
sehen, überdies dasselbe von jenen Herren
und Baronen zu gelten habe, welche auf dcr
Zusammenkunft genannten Jahres von Mai«
thias Sitz' und Stimmreckt erhielten, und
unter welchen sich Georg Tunkl und dessen
Sohn Heinrich befanden. Ersterer wurde
auch noch im selben Jahre mit den Kindern
seines Bruders unter die Herren Böhmens
aufgenommen. Abrr wie er sein Geschlecht
auf die Höhe gebracht, so beginnt auch schon
mit ihm selbst der Niedergang der Familie
Ungeachtet oer großen Freiheiten, mit welchen
er die Stadt Hohenstadt begabte, galt er doch
als ein rauher, harter Gebieter, welcher
mit ungebührlichem Robot und anderen
Forderungen die Unterthanen zuletzt in
solchem Maße bedrückte, daß sich dieselben
gegen ihren Herrn erboben, ibn niederwarfen,
verwundeten und beinahe erschlugen, denn er
erholte sich nicht mehr von den erlittenen
Mißhandlungen, an denen er 1496 starb. Und
nun ging es mit dem Neichthume und Ansehen
stetig abwärts. Schon Georgs Sohn Hein-
rich verkaufte ein Gm nach dem anderen,
zuerst Hohenstadt, dann Brni<5ko, Hochstein.
Eisenberg, und die Familie verschwindet aus
der Classe der reichbegüterten und mächtigen
Herren Mährens. Wäkrend sie aber in Mähren
niederging, stieg sie anderwärts, wenngleich
nur vorübergehend, zu anselmlichcr Höhe. Der«
r. 11. Juni 188^ 8
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Volume
- 48
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon