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Turteltaub 138 Turteltaub
Werke sich glĂŒcklicher Weise in der kleinen
Stadt, in welcher Turtel taub lebte,
noch auftreiben lieĂen, wĂ€hrend, als er
ĂŒber Goe the und Lessing gehen
wollte, er dieselben in der ganzen Stadt
vergebens suchte. Durch das allmÀlig
ersparte Geld war er im Stande, sich das
Brockhaus'sche Lexikon anzuschaffen,
aber zum Ankaufe von Goethe's Werken
reichten seine Mittel nicht hin. Da fĂŒhrte
ein gĂŒnstiger Zufall den Grafen Franz
Stadion nach Rzeszow. Derselbe kam
als KreiscommissÀr dahin und miethete
sich bei Tur te l taub's Eltern ein. Nun
machte Wilhelm alsbald die Bekannt-
schaft des leutseligen und leicht zugang«
lichen Grafen, welcher dem wiĂbegierigen
JĂŒngling seine reiche Bibliothek zur
ferneren Ausbildung zu Gebote stellte,
und Turtel taub machte von dieser
Gestattung auch ausgiebigen Gebrauch.
Im Jahre 1830 begann er die philo-
sophischen Studien; durch die Lecture
lateinischer und französischer Classiker
angeregt, versuchte er sich nun selbst in
kleineren Gedichten und war unerschöpf»
lich in der Erzeugung dieser miĂrathenen
Kobolde, welche spater von ihrem eigenen
Vater dem Flammentode ĂŒberliefert
wurden. Einiges jedoch veröffentlichte er
in der âMnemosyne",dem Beiblatte der
deutschen âLemberger Zeitung", welches
eine FĂŒlle historischen, cultur- und literar-
historischen Materials brauchbarster Art
ĂŒber Galizien enthĂ€lt, aber heute nur
noch in sehr schadhaften Exemplaren in
Bibliotheken aufzutreiben ist. Ende 1832,
erst siebzehn Jahre alt, kam Turtel-
taub nach Wien, um sich daselbst den
medicinischen Studien zuwidmen. Ebers-
berg, einer der österreichischen Redac-
teure, der sich mit Wohlwollen und Theil- ^
nÀhme aufstrebender Talente anzunehmen
pflegte, öffnete ihm, der Erste, die Spalten seines âZuschauers", und bald erschienen
Turtel taub's Arbeiten auch im âWan-
derer", âSammler", in der âTheater-
Zeitung", sÀmmtlich BlÀtter, welche im
VormÀrz mit unhonorirten BeitrÀgen ihre
Spalten zu fĂŒllen liebten. Seine Geistes-
producte trugen durchwegs ein humori-
stisch'satyrisches GeprÀge. 1833 kam sein
erstes selbstĂ€ndiges Buch heraus: âWiener
Fresrll.Slchjen", welches die Wiener Presse
freundlich beurtheilte, wahrend es Seid»
litz in seinem Werke âDie Poesie und die
Poeten in Oesterreich im Jahre 1836"
mit aller Entschiedenheit verurtheilt. Um
jene Zeit war Saphir nach Wien ge-
kommen. Turtel taub machte sich mit
ihm bekannt und wurde bald ein fleiĂiger
Mitarbeiter in dessen daselbst begrĂŒndetem
belletristischen Blatte âDer Humorist", in
z welchem er neben allerlei humoristisch«
^ satyrischen Kleinigkeiten auch mit kritischen
! AufsÀtzen debutirte, die nicht eben seine
; StÀrke waren. Erst zwanzig Jahre alt,
^ warf er sich bereits auf das dramatische
i Feld, und 1836 entstand seine einactige
Posse âVer Mchtiullndier bei >Tage". welche
im LeopoldstÀdter Theater beifÀllige Auf-
nahme fand. Im nÀchstfolgenden Jahre
brachte er seinen ersten Versuch in der
Localposse zur AuffĂŒhrung. Das StĂŒck,
mit dem Titel: âNur Eine lĂŒtt den sauber-
Spruch", wurde in Wien viele Male, dann
auf allen ProvinzialbĂŒhnen und auch auf
einigen Theatern des Auslandes gegeben.
Es erschien auch im Drucke unter dem
Titel: âNur Eine löst den Zauberspruch
oder: Wer ist glĂŒcklich? Zauberposse mit
Gesang in drei Abtheilungen" (Wien,
Wallishausser, 1837) und wurde spÀter
in dem von Turtel taub herausgegebe-
nen Sammelwerke âWiener VolksbĂŒhne.
Taschenbuch localerSpiele", welches 1839
bei Wallishausser, gr. 12<>., erschien, zu-
gleich mit Nestro y's âEulenspiegel" und
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Trzetrzewinsky-Ullepitsch, Volume 48
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Trzetrzewinsky-Ullepitsch
- Volume
- 48
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon