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Anger, Joseph t
eine mehrmonatliche Neise nach dem
SĂĽden antrat. Im April letztgenannten
Jahres erhielt er — Hasner war
damals Unterrichtsminister — Titel und
Charakter eines Hofrathes und im No-
vember den Orden der eisernen Krone
dritter Classe. Nachdem er genesen von
seinem Ausfluge zurĂĽckgekehrt, wurde er,
am 20. Jänner 1869, als lebenslang,
liches Mitglied in das Herrenhaus des
österreichischen Reichsrathes berufen. Die
Einladung, in das Cabinet Potocki
(1870) zu treten, wies er entschieden
zurĂĽck, dagegen nahm er in dem von
dem FĂĽrsten Adolph Auersperg gebil-
deten Cabinet (23. November 1871)
einen Ministerposten ohne Portefeuille
an und fungirte, wie vor ihm vi-. Jo-
hann Nep. Berger (December 1867
bis 13. Jänner 1870), als Sprech-
minister, sich als ebenso gewandten,
schlagfertigen, wie glänzenden Redner
bewährend. Er blieb in dieser Stellung
bis 13. Februar 1879, an welchem Tage
das Gesammtministerium Auersperg
seine Entlassung nahm. Bezeichnend ent-
hielt das kaiserliche Handschreiben an
den ausscheidenden Minister eine sehr be-
deutende politische Pointe. Der Monarch
erkennt darin speciell die „muthvolle
Ueberzeugungstreue" an, mit welcher
Nnger im Laufe der Jahre in die Action
trat, eine Anerkennung, welche, an und
fĂĽr sich schon bedeutend genug, noch mehr
ins Gewicht fällt einem Manne von
einem so ausgeprägten Unabhängigkeits-
smne gegenĂĽber, wie ihn derselbe durch
die Jahre geltend zu machen wuĂźte.
Auch die Betonung des Umstaudes, daĂź
1)r. Nnger das Ansuchen um Enthebung
von seinem Posten wiederholt stellte,
steht mit der erwähnten kaiserlichen An-
erkennung im innigsten Zusammenhange
und laĂźt auch erkennen, wie tiefbegrĂĽndet ;4 Ungcr, Joseph
es war, wenn der Sprechminister im
j öaufe der letzten Jahre mehr als einmal
- im Parlamente die Erklärung abgab,
' daĂź sich die Minister keineswegs an ihre
! Portefeuilles klammern. Zu gleicher Zeit
^ erhielt- Unger das GroĂźkreuz des Leo-
! poldordens, die zweithöchste Civilaus-
zeichnung, welche die Krone zu vergeben
hat. Nunmehr verblieb er lebenslang«
liches Mitglied des Herrenhauses. Im
Herbst 1879 wollte er seine Vorlesungen
, — damals über österreichisches Staats»
z lecht — an der Wiener Universität wieder
aufnehmen, muĂźte aber, von einer Reise
nach England im Herbst leidend zurĂĽck-
gekehrt, dieselben auf das Sommer«
semefter 1880 verschieben. An diese
Skizze der parlamentarischen und staats-
männischen Thätigkeit Unger's reihen
wir noch die Uebersicht der von ihm
herausgegebenen rechts wissenschaftlichen
Werke, deren Titel sind: „Nie Ohe in ihrer
melthistllrischen Ontllnckelnng. Ein Beitrag mr
M°5llphie üer Geschichte" (Wien 1830
jHasper, HĂĽgel und^j Manz, gr. 8".,
VI I I und 167 S.), Unger's erstes, im
Alter von 21 Jahren geschriebenes Werk;
— „Aeder die wissenschaftliche Behandlung des
österreichischen gemeinen Prillatrechteü" (Wien
1833, Man;, 8"., 33 S.)'. — „Nrr 6nt.
lunrt eines bĂĽrgerlichen Ge5etzbnchr5 tiir Fachseil,
mit besonderer Unrksicht ant' das österreichische
bĂĽrgerliche Gesetzbuch besprachen. Zllgemrinrr
Dingliches Sachenrecht" (ebd. 18!)A,
., 288 S.)', — „System des 'äZterreichi-
Zchen allgemeinen Priuatrechtes" 1. und 2. Vd.
(Leipzig 1836—1839, Breitkopf und
Härtel, gr. 8"., 1. Bd. XVI I I und
634 S., 2. Bd. VI und 727 S.), von
beiden Theilen erschien 1868 eine dritte
unveränderte Auflage, nur war dem
ersten Bande ein Anhang beigefĂĽgt:
Ueber den Entwickelungsgang der öster«
reichischen Civiljurisprudenz seit der Ein-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Volume 49
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Ullik-Vassimon
- Volume
- 49
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon