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Rnkhrechtsberg Nnkhrechtsberg
Jahre aber erwachte der alte Drang in
ihm, das Kleid des heiligen Alphons zu
tragen, und noch auf dem Todtenbette
ließ ?r sich in die Congregation wieder
aufnehmen. Dies sind die Umrisse eines
einsagen Priesterlebens; aber der schlichte
fortschrittliche Priester, welcher in Olmütz
zu jener Partei der Prälaten zählte, die
das Capitel den Nichtadeligen öffnen
wollte, war auch ein Gelehrter, der auf
das eifrigste astronomische Studien be>
trieb, und zwar nicht als Dilettant, son»
dern mit dem ganzen Eifer eines Mannes
von Fach. Ziemlich spät, in der Mitte
der Vierziger.Iahre, als Vorstand des
Olmützer Clerikerseminars, faßte er Vor»
liebe für Mathematik und praktische
Astronomie. Der nachmalige Finanz-
minister Dr. Brestel, zu jener Zeit
Adjunct der höheren Mathematik an der
Olmützer Hochschule, war der Erste, der
den wißbegierigen Geistlichen in dessen
Selbststudium unterstützte. Tag und Nacht
saß der würdige Vorstand des Semi-
nars bei seinen Instrumenten, die er an
demselben aufgestellt hatte. Später, als
Domherr und Propst von St. Mauritius,
errichtete er auf dem Alumnatsgebäude
den astronomischen Thurm und stattete
ihn mit den erforderlichen Instrumenten
aus. Daselbst studirte er unter Leitung
des Professors der höheren Mathematik
an der Universität Dr. Franz Mocnik
M . XVII I , S. 408^ die »tl^oria
raotns oorporuin ooeiSstium.^ von
Gauß, die ^lliäoaniq^uo oetsLt?" von
Laplace, Li t t row's und anderer
Astronomen Werke, welche alle seine reiche
astronomische Bibliothek zierten. Aber
nicht blos für sich trieb er dieses ernste
Studium, er war auch für deffen Vei>
breitung bestens besorgt, indem er durch
mehrere Jahre populäre Vorlesungen
über Astronomie an der Olmützer Univer» ! sität hielt. Um sich über den Stand
! seiner eigenen Kenntnisse auf diesem Ge>
! biete des Wissens völlig zu orieniiren,
berief er 1832 von Rom den in der
Beobachtungskunst anerkannten Astro>
nomen Julius Schmidt sBd. XXX,
! S. 274, Nr. 63) zu sich und stellte ihn
als Observator seiner Sternwarte an.
Unter dem fünfjährigen Wirken dieses
Gelehrten gelangte dieselbe im In- und
Auslande zu einem ehrenvollen Rufe. I n
diese Zeit fallt auch Unkhrechtsberg's
umsichtige Untersuchung des Metallbaro-
meters; zwei solcher Instrumente brachte
er nach anhaltenden Beobachtungen und
Versuchen in vollständigste Uedereinstim-
mung mit seinem Normalbarometer und
versuchte dieselben bei einer Messung der
! Höhe des Schneeberges. Da, im Jahre
1867, gab er plötzlich seine ebenso einfluß»
^ reiche, als eintragliche Stellung auf, ver-
^ zichtete zum größten Theile auf seine Ein
^ künfte, löste die Sternwarte auf, ver-
! äußerte die vorzüglicksten Instrumente
! derselben und begab sick, wie bereitö
^ erwähnt, zurück ins Redemptoristen-
! kloster zu Leoben. N^ber die Ursachen
! dieser plötzlichen Wandelung hat man nie
! etwas Positives erfahren. Doch auch als
! Mönch entsagte er seiner Lieblingswissew
< schaft nicht ganz, er stellte ein kostbares
! astronomisches Instrument im Kloster
auf, brachte im Garten desselben eine
treffliche Sonnenuhr an und unterhielt
seine Correspondenz mit großen Stern-
warten. Als Priester wie als Gelehrter
ehrwürdig in seinem Charakter, war er
als Mensch voll Liebe und Güte gegen
die Armen und Bedrängten und widmete
einen großen Theil seiner Einkünfte
wohlthätigen Zwecken. Als Pfarrer
während einer 23jährigen Wirksamkeit
verwendete er über 40.000 sl. auf Re-
staurationen in der Kirche, auf Anschaf»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Ullik-Vassimon, Volume 49
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Ullik-Vassimon
- Volume
- 49
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1883
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 348
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon